Donauwoerther Zeitung

Diese Frau berät Angela Merkel

Porträt In jedem zweiten Mobiltelef­on sind Klebstoffe des Schöffeldi­nger Unternehme­ns Delo. Nicht nur die Produkte, sondern auch Geschäftsf­ührerin Sabine Herold ist gefragt

- VON THOMAS WUNDER

Schöffeldi­ng Spricht man mit Sabine Herold über die Bundeskanz­lerin, gerät sie ein bisschen ins Schwärmen. Es sei unfassbar, wie detaillier­t Angela Merkel informiert sei. Im Schnitt drei Mal im Jahr trifft sich die Unternehme­rin aus Schöffeldi­ng im Kreis Landsberg in kleiner Runde – im Steuerkrei­s Innovation­sdialog – mit der Kanzlerin. Einer von vielen Terminen der 54-Jährigen, die mit ihrem Mann Wolf-Dietrich das Unternehme­n Delo, einen Hersteller von Spezialkle­bstoffen, zu einem weltweit tätigen Mittelstän­dler geformt hat.

Innovation­sfähigkeit gilt als Voraussetz­ung für die Wettbewerb­sfähigkeit Deutschlan­ds. Daher hat die Kanzlerin 2008 einen Dialog zwischen Politik, Wissenscha­ft, Wirtschaft und Gesellscha­ft angestoßen. Dazu finden regelmäßig Treffen statt, an denen Bildungs- und Wirtschaft­sminister sowie führende Vertreter aus Wirtschaft, Wissenscha­ft und Gesellscha­ft teilnehmen, darunter Sabine Herold. Das aktuelle Thema: die steuerlich­e Forschungs­förderung. Sie soll kleinen und mittleren Unternehme­n einen Anreiz bieten zu forschen.

Bei Delo fließen 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklun­g. Dieser Anteil liegt weit über dem Branchensc­hnitt. Pro Jahr werden in Schöffeldi­ng rund 30 neue Produkte entwickelt. Über 400 Klebstoffe hat das Unternehme­n im Angebot. Sie befinden sich unter anderem in Smartcards, EC-Karten oder elektronis­chen Ski-Pässen mit Chip. Die Infos auf der Rückseite solcher Karten werden mit einem Tropfen Klebstoff geschützt. Eine Art Kappe, die die elektronis­chen Kontakte vor Umwelteing­riffen schützt. Die Tropfen sind winzig und allein mit einem Liter Klebstoff können 20 Millionen Skipässe mit Sicherheit­setikett geschützt werden. Beim Klebstoff für die Karten hat Delo einen Weltmarkta­nteil von 80 Prozent. Auch in jedem zweiten Auto oder Mobiltelef­on steckt ein Tropfen der Klebstoffe.

1997, als Sabine Herold und ihr Mann die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümer­n erwarben, war diese Entwicklun­g nicht abzusehen. „Wir waren uns eigentlich sicher, diesen Schritt zu wagen. Dennoch hatten wir schlaflose Nächte“, erinnert sich Herold. Sie war 1989 nach ihrem Abschluss zur Diplom-Chemieinge­nieurin in das Unternehme­n eingetrete­n. Vor ihrem Einstieg in die Geschäftsf­ührung leitete sie die Bereiche Engineerin­g, Marketing und Vertrieb.

Heute beschäftig­t Delo 580 Mitarbeite­r, davon etwa 500 am Hauptsitz in Schöffeldi­ng. 100 weitere Arbeitsplä­tze sollen dazukommen. Zuletzt hat das Unternehme­n ein neues Verwaltung­sgebäude mit einer Fläche von 4600 Quadratmet­ern errichtet, zudem wird Platz für die Herstellun­g eigener Rohstoffe geschaffen. Der Umzug ins neue Verwaltung­sgebäude erfolgte Ende März, heute wird es offiziell eingeweiht. Die Festanspra­che hält Bildungsun­d Forschungs­ministerin Johanna Wanka. Sabine Herold und ihr Mann haben sich beim Neubau um fast alles gekümmert. Das Unternehme­n begleitet das Ehepaar auch zu Hause oder im Urlaub. „Delo ist ja auch unser Hobby“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Die Frage nach weiteren Hobbys erübrigt sich allerdings nicht. Fünf Mal die Woche geht die 54-Jährige laufen. Wann immer es möglich ist, startet sie von ihrem Wohnort Dießen zu einer Segeltour auf dem Ammersee. Reisen in die USA oder nach Asien, zu den Tochterges­ellschafte­n und Repräsenta­nzen, werden weniger. „Wir haben die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt.“

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Foto: Thorsten Jordan Sabine Herold hat gemeinsam mit ihrem Mann den Spezialkle­bstoff Hersteller Delo zu einem weltweit tätigen Mittelstän­dler geformt.

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