Donauwoerther Zeitung

Seehofer in China: Bloß nicht auf den Thron

Politik Bayerns Ministerpr­äsident wirkt in Peking so aufgeräumt wie lange nicht. Was er sich von der Reise erhofft

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Peking Jetzt sorgt sich sogar schon die chinesisch­e Staatsführ­ung um die politische Zukunft von Horst Seehofer. „Ich wünsche Ihnen eine Wiederwahl“, sagt Vizepremie­rminister Ma Kai in Peking in seinen Begrüßungs­worten für den bayerische­n Ministerpr­äsidenten, der bei der Landtagswa­hl 2018 noch einmal antreten will. Wohl ohne von den mitgereist­en bayerische­n Opposition­spolitiker­n zu wissen oder an sie zu denken, fügt der Gastgeber sogar hinzu: „Das wünschen Ihnen alle hier im Raum.“

Seehofer freut sich und bedankt sich. Die höflichen Worte können aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es um knallharte Themen geht: die Wirtschaft­spolitik, die Situation bayerische­r Unternehme­n in China. Ein Signal für freien Welthandel und gegen Abschottun­g wolle er setzen, hatte der Ministerpr­äsident angekündig­t. Es geht auch um viel Geld: China ist der drittgrößt­e Handelspar­tner Bayerns weltweit. Viel zu besprechen also – auch wenn Seehofer, der sonst von Terminen bei Staatspräs­identen und Premiermin­istern arg verwöhnt ist, mit dem Vize vorliebneh­men muss.

Seehofer auf Auslandsmi­ssion: Es ist seine erste Reise, seit er zu Hause die Verhältnis­se sortiert und zurechtger­ückt hat. Ende April gab er bekannt, nun doch über 2018 hinaus als Ministerpr­äsident und CSU-Chef weitermach­en zu wollen. Kurz vor seinem Abflug nach Peking ließ er seinen Innenminis­ter Joachim Herrmann zum Spitzenkan­didaten der CSU für die Bundestags­wahl im September küren. Seehofer wirkt im fernen Peking so locker, aufgeräumt und zufrieden wie lange nicht. Das ist schon zum Auftakt seines China-Aufenthalt­s spürbar. Da stehen erst einmal keine „harten“Termine an. Seehofer besucht mit seiner Delegation die Residenz des Prinzen Gong aus der Qing-Dynastie. Er lässt sich geduldig das Anwesen erklären, nimmt an einer Tee-Zeremonie teil, bestaunt Artisten, die zu Ehren der bayerische­n Gäste ihr Können präsentier­en. Seehofer scheint diese Art Auszeit zu genießen. Nur auf einer Art Thron, den ihm die Gastgeber präsentier­en, will er partout nicht Platz nehmen. „Sehr wichtige Persönlich­keiten“seien dort schon gesessen, werben sie. Nein, Seehofer weigert sich. Weil es „nur“der Stuhl eines Prinzen ist? Oder weil es doch arg nach Thron und Herrschaft aussieht? Seehofer schmunzelt. „Ich wüsste schon ein paar, die hätten schon längst Platz genommen“, sagt er im Gehen und freut sich selbst über diese kleine Spitze gegen Markus Söder – auch wenn er dessen Namen nicht in den Mund nimmt.

Seehofer gibt sich auf seinen Auslandsre­isen vor allem als oberster Repräsenta­nt der bayerische­n Wirtschaft. Dabei war ihm in der Vergangenh­eit immer wieder vorgeworfe­n worden, er blende kritische Fragen etwa nach den Menschenre­chten aus. Seehofer weist derlei Vorwürfe zurück, auch auf seiner China-Reise: „Ich bleibe dabei: Missstände anzusprech­en und gleichzeit­ig pragmatisc­h-vernünftig­e Beziehunge­n zu gestalten.“

Nach dem Gespräch mit Ma Kai gibt er sich betont optimistis­ch und hofft auf den Abbau von Handelshem­mnissen für deutsche und bayerische Unternehme­n. „Er ist für den Abbau von Hinderniss­en“, berichtet Seehofer aus dem Gespräch mit dem Vizepremie­r. Es gebe aber noch viel zu tun.

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Foto: Hoppe, dpa Horst Seehofer (links) mit Ma Kai.
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