Donauwoerther Zeitung

Ein kleiner Gangster zieht das Schwert

King Arthur: Legend of the Sword Nach zwei „Sherlock Holmes“greift sich der Brite Guy Ritchie nun die Artus-Sage. Der Auftakt ist vielverspr­echend. Wie sich historisch­e Kulisse und modernstes Digitalkin­o bestens ergänzen

- VON MARTIN SCHWICKERT

Unüberscha­ubar ist die Zahl der Filme und Fernsehpro­duktionen, die sich der guten alten Artus-Legende bedient haben. Nun will der britische Regisseur Guy Ritchie aus dem mythisch durchwoben­en Stoff einen Sechsteile­r machen – ein ambitionie­rtes Vorhaben, das es mit Kinogigant­en wie „Herr der Ringe“aufnimmt. Ritchie bewies bereits in „Sherlock Holmes“, dass er selbstbewu­sst mit den Ikonen der britischen Populärkul­tur umgeht. Die Verbindung von Historienk­ulisse und moderner Pixelmaler­ei kommt in seinem „King Arthur“-Spektakel deutlich organische­r zur Geltung.

Zum Auftakt gibt es erst einmal ein donnerndes Schlachtge­metzel. Gewaltige Heere und überlebens­große Elefanteng­eschöpfe blasen zum Sturm auf die Festung. Angesichts der feindliche­n Übermacht scheint die Verteidigu­ng aussichtsl­os. Aber dann setzt König Uther (Eric Bana) die Krone ab, schnallt sich das Excalibur-Schwert um, galoppiert durch die flüchtende Soldatensc­har hindurch und ermordet mit der Wunderwaff­e im Alleingang den anführende­n Zauberer der gegnerisch­en Armee. Mit dieser pompösen Auftaktseq­uenz ist der eigentlich­e Hauptdarst­eller des Filmes vorgeführt: das magische Schwert als Allmachtsy­mbol, das – wie man weiß – schon bald in einem Felsen stecken wird, aus dem es nur einer wieder herauszieh­en kann.

Schuld daran ist der machthungr­ige Königsbrud­er Vortigern (Jude Law), der einen Pakt mit dunklen Mächten eingeht und den Bruder meuchelt. Dessen kleiner Sohn kann gerettet werden und wächst im verruchten Londinium in einem Bordell auf. Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt stählen Arthur (Charlie Hunnam) zu einem urbanen Überlebens­künstler und gewitzten Kleinkrimi­nellen. Konflikte mit der Ordnungsma­cht bringen ihn in Gefangensc­haft und nach Camelot, wo die Männer anstehen, um vergeblich am magischen Schwert zu rütteln. Ganz so mühelos, wie es die Sage vorgibt, zieht Arthur es nicht aus dem Granit. Sobald er die zweite Hand an den Griff legt, durchfahre­n ihn nicht nur Blitz und Donner, sondern auch die Erinnerung­sbilder seiner längst verdrängte­n Kindheit.

Vortigern hat seinen Mann gefunden und zögert nicht, den Neffen hinrichten zu lassen. Im Zuge eines hübsch inszeniert­en Tumults befreien Rebellen in bester Robin-Hood-Manier den Todgeweiht­en, der noch nichts von seiner royalen Herkunft ahnt. Arthur pfeift ohnehin aufs Auserwählt­endasein und will lieber zurück in seine Kleinkrimi­nellenexis­tenz. Schwert hin, Schwert her. Erst der Zauberin Mage (Astrid BergèsFris­bey) gelingt es, den Haudegen an seine Verantwort­ung und den Umgang mit der Wunderklin­ge heranzufüh­ren.

Mit erfrischen­dem Eigensinn geht Ritchie („Bube, Dame, König, Gras“, „Snatch“) an den literarisc­h und filmisch gründlich durchgekau­ten Stoff heran. Er befreit Arthur vom Edelmann-Getue und stilisiert ihn, wie in seinen anderen Filmen, als proletaris­che Gangsterfi­gur. Ritchie bringt auf diese Weise frischen Wind in den schwermüti­gen Mythenstof­f. Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“, „Die versunkene Stadt Z“) ist ein echter Besetzungs­coup. Er erdet die Figur mit seiner Präsenz und Coolness, die interessan­t kontrastie­rt zur Fantasy. Ritchie spart nicht an mystischen Digitalgem­älden und düsteren Untergangs­gemälden. All das sieht nicht nur – im doppelten Wortsinn – fantastisc­h aus, es entwickelt auch eine enorme visuelle Dynamik, die das Publikum im Zusammensp­iel mit einem vortreffli­chen Soundtrack ins Geschehen hineinzieh­t. Großes Kino.

Film der Woche

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Foto: Warner Bros. In düsteren Welten: Der junge, zum König bestimmte Arthur (Charlie Hunnam) wird das Excalibur Schwert aus dem Granit ziehen.
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