Donauwoerther Zeitung

Was hinter dem aktuellen Pink Trend steckt

Mode Das Knallrosa gilt als die In-Farbe des Sommers. Auch andere kräftige Farben feiern ein Comeback. Doch Pink hat eine besondere Geschichte

- VON ANDREA ABRELL

Der Sommer wird bunt – und das darf man in dieser Saison auch in der Mode wörtlich nehmen. Die sogenannte­n Knallfarbe­n sind ein großes Thema. Dafür gibt es gleich mehrere gute Gründe: Zum einen passen leuchtende Farben ganz generell zu der optimistis­chen, heiteren Sommerzeit. Zum anderen sieht man in diesen auffallend­en Nuancen mit leicht gebräunter Haut besonders gut aus. „Einer der Farbtöne, der in diesem Sommer eine große Rolle spielen wird, ist das sogenannte Baker-Miller-Pink“, erläutert die Hamburger Styling-Expertin Maria Hans. Diese sehr rosa Farbe ist nicht nur modisch ein echter Trendsette­r. Sie hat auch eine ganz besondere Geschichte.

Baker-Miller-Pink geht zurück auf ein Experiment aus den siebziger Jahren. Damals veranlasst­e der Psychologe Alexander Schauss die Direktoren eines Militärgef­ängnisses der US Navy, einige Zellen in Rosa zu streichen. Besagte Direktoren hießen, man kann es sich fast denken, Baker und Miller. Grund des Farb-Experiment­s: Man wollte untersuche­n, ob der warme Rosaton beruhigend­en Einfluss auf die Häftlinge hatte. Das wurde bestätigt.

Nun hat dieses Pink den Sprung von der Gefängnisz­elle auf den Laufsteg geschafft. Modeexpert­in Hans hat dafür auch eine Erklärung: „Dieser Ton ist nicht blaustichi­g und auch nicht zu rosa. Das führt dazu, dass viele Frauen ihn tragen können.“Auch der Frankfurte­r Mode-Berater Andreas Rose aus Frankfurt am Main sieht Pink als einen der Farbfavori­ten des Sommers. „Das liegt sicher auch daran, dass einige Modemacher eine Zeitreise in die achtziger Jahre unternomme­n haben. Damals waren leuchtende Töne ja schon mal im Trend.“

Da ist es auch nicht verwunderl­ich, dass neben Pink auch andere starke Töne eine Renaissanc­e feiern. Dazu gehört auch ein leuchtende­s kräftiges Blau. „Vielfach ist dieser Blauton an die Kreationen des Künstlers Yves Klein angelehnt, der einmal sagte: Zuerst ist da ein Nichts, dann ein tiefes Nichts und schließlic­h eine blaue Tiefe“, erklärt Rose. Neben diesem kräftigen Blau gehört auch ein leuchtende­s Himmelsbla­u zu den neuen Modefarben. „Und natürlich sind Gelb und Orange im Sommer auch wieder mit von der Partie“, ergänzt Styling-Expertin Hans. Sie hält eine Kombinatio­n von leuchtende­n Tönen für besonders gelungen: „Das leuchtende Himmelblau zusammen mit Orange.“Aber der Trend ist nichts für all jene, die sich lieber im Hintergrun­d bewegen und schüchtern sind: „Wer sich für Knallfarbe­n entscheide­t, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit im Mittelpunk­t steht“, sagt Typberater­in Lydia Maier aus Starnberg. Sie sieht diesen Trend also durchaus ein wenig skeptisch: „Vor allem sehr kleine oder mollige Frauen sind mit Knallfarbe­n nicht immer gut beraten. Doch auch sie können den Trend natürlich mitmachen – mit Accessoire­s wie beispielsw­eise einem Schal.“Ebenso gut taugen Handtasche­n als bunte Farbtupfer am sonst dann doch eher dezenten Outfit. Die Modelle tragen aktuell oft auch mehrere leuchtende Töne zugleich.

Ansonsten mixt der Modefan die Knallfarbe­n in diesem Sommer nach Lust und Laune: Ton in Ton, mit Einzelstüc­ken in einer Kontrastfa­rbe oder im Colour-Blocking, bei dem auch mal drei Farben oder mehr gleichzeit­ig in einem Outfit zum Einsatz kommen. Colour-Blocking ist die Kombinatio­n von mehreren großen und knalligen Farbfläche­n in einem Outfit. Manche Designer bringen die Farbkombin­ationen schon in einem Stück unter, oder man kombiniert selbst einzelne einfarbige Kleidungss­tücke miteinande­r. Das können bis zu sechs Farben in einem Outfit sein, im Alltag ist aber eine Kombinatio­n aus drei Farben am tragbarste­n. Etwa zwei Farben in der Bekleidung – also Shirt und Rock oder Hose – und eine dritte Farbe in einem Accessoire – der Handtasche.

„Wer mit Knallfarbe­n anfängt, sollte sich an dieses Thema allerdings ein wenig vorsichtig herantaste­n“, rät Modeexpert­in Hans. „In solchen Fällen ist es sinnvoll, zunächst nur ein Kontrast-Stück im Outfit zu verwenden oder ganz auf den Komplett-Look zu setzen. Könner dagegen kombiniere­n beispielsw­eise ein leuchtende­s Pink zu Rot und setzen dazu Akzente in edlem Schokobrau­n.“

Mode-Berater Rose dagegen findet: „Vor allem bei Kleidern sehen leuchtende Farben besonders gut aus. Die brauchen dann auch keinen zweiten Ton mehr, um zu wirken.“

Allerdings sollte man immer auf eine puristisch­e Silhouette bei diesem Farbtrend achten. Das gilt vor allem bei einem kräftigen Rosa: Wirken leuchtende Farben bei einem Etuikleid durchaus elegant, bekommt ein Modell mit Rüschen und Schleifen einen gewissen Barbie-Effekt, auf den die meisten gerne verzichten.

Modemacher auf Zeitreise in die achtziger Jahre

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Fotos: Heine/Michael Kors/Escada; dpa Pink und knallige Farben sind Trend

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