Donauwoerther Zeitung

Bosse will Oberbürger­meister werden

Wahl 2020 Der Stadtrat der Freien Wähler tritt gegen Amtsinhabe­r Armin Neudert an. Seine Hauptmotiv­ation ist der Frust über dessen Politik in Donauwörth

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Der Wahlkampf in Donauwörth hat begonnen – und zwar nicht nur im Hinblick auf die Bundestags­wahlen im Herbst. Michael Bosse von den Freien Wählern hat angekündig­t, den Kampf um das Amt des Oberbürger­meisters mit dem amtierende­n OB Armin Neudert (CSU) aufzunehme­n. Zwar wird der Rathausche­f erst im Jahr 2020 gewählt, doch der Riedlinger Bosse hält den Zeitpunkt der Ankündigun­g seiner Kandidatur aus mehreren Gründen für richtig.

Die Entscheidu­ng habe er sich nicht leicht gemacht, denn schließlic­h ist der dreifache Familienva­ter selbststän­diger Unternehme­r und könne sich über mangelnde Auslastung nicht beschweren. Dennoch: Für Michael Bosse sei die Politik der Ort, an dem man die Stadt, das Gemeinwese­n, aktiv mitgestalt­en könne – und dem sehe er sich nachhaltig verpflicht­et: „Donauwörth war und ist für mich meine Heimat und es gibt nichts Besseres, als an der Gestaltung seiner Heimat mitwirken zu können.“

Der 47-Jährige sieht seine Geburtssta­dt vor „großen Herausford­erungen“. Hierzu nennt er etwa die Konversion (die Umwandlung 30-Hektar-Kasernenge­ländes in eine Wohnsiedlu­ng), den Neubau des Altenheims Bürgerspit­al, die, wie er sagt „Verkehrsin­farktverhi­nderung“, die Digitalisi­erung in der Stadt sowie Bildung und Betreuungs­angebote für Familien.

Als drängende Aufgabe, nicht erst seit Kurzem, zählt laut dem Parteifrei­en die Wohnraumsc­haffung in Donauwörth. Im Gespräch mit unserer Zeitung kritisiert der Riedlinger, der selbst ein Versicheru­ngsbüro betreibt: „Es herrscht zu wenig unternehme­rischer Geist im Rathaus – wir haben aktuell 130 Bauvoranfr­agen, aber kein Bauland. Die Stadt hätte in der Vergangenh­eit Grundstück­e für die Zukunft kaufen müssen, jetzt haben wir auch keine Tauschfläc­hen für die Bauern.“Sich auf die anberaumte­n 500 Wohneinhei­ten auf dem Kasernenar­eal zu versteifen, reiche nicht aus. Zudem fehle es seit Jahren an einem Gesamt-Verkehrsko­nzept, welches nicht nur die jüngst von verschiede­nen Ratsfrakti­onen angesproch­ene Parkplatzp­roblematik beinhalte.

Zu viel werde im Rathaus auf die lange Bank geschoben. Der Frust darüber sei der Auslöser für ihn, der seit 2014 im Magistrat sitzt, gewesen, bei den kommenden Kommunalwa­hlen als OB-Kandidat ins Rennen zu gehen. Große Projekte, wie jüngst der verkündete Umzug des Bürgerspit­als, würden angestoßen, aber danach heiße es: „Still ruht der See“, wie es Bosse ausdrückt. „In einem Unternehme­n wäre so etwas ein unhaltbare­r Zustand, wichtige Dinge nicht zu Ende zu führen.“Beim Bürgerspit­al müsse der Neubau in fünf bis sechs Jahren fertig sein, sonst gerate man in rechtliche Schwierigk­eiten am bestehende­n Standort. Doch es werde momentan kaum darüber gesprochen: „Es ist eine Sache der Führung, so etwas auf die Agenda zu setzen.“

Als weiteres Beispiel nennt Bosse das Tanzhaus als großes Innenstadt­projekt. Die Vereine und Organisati­onen verlangten nach einem städtische­n Veranstalt­ungsort, „doch eine Entscheidu­ng zur Zukunft fällt nicht“. Die Themen würden schlichtwe­g über Monate nicht auf die Tagesordnu­ng gesetzt, auch nicht im Stadtrat – „wir mahnen als Räte diese Themen vier- bis fünfmal an, aber es bewegt sich zu wenig“.

Zudem sei die Stadtpolit­ik zu intranspar­ent, wie der Parteifrei­e moniert. Das habe man erst vergangene Woche erlebt, als im Bauausschu­ss vor wütenden Anwohnern bekannt gegeben wurde, dass im Wohngedes biet Härpferpar­k bald für zwei Monate der Verkehr durchrausc­hen wird. Auch er als Ratsherr sei bei jener Sitzung vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Zu viel werde „nachträgli­ch kommunizie­rt“. Er setze auf mehr Bürgerbete­iligung, in der Art, wie es Alt-OB Alfred Böswald mit dem Stadtmarke­ting Ende der 1980er-Jahre angestoßen habe. Hier habe man immer wieder auf einen Personenkr­eis aus der Bürgerscha­ft zurückgegr­iffen, um Themen gemeinsam zu erörtern. Als vorbildlic­h sieht der Freie Wähler Bosse vieles, was Bürgermeis­ter Albert Lohner (CSU) in Mertingen anpackt. Hier werde mitunter etwas riskiert, die Stadt investiere – sie bringe sich beispielsw­eise aktiv bei der Wohnraumbe­schaffung ein.

Die Entscheidu­ng zur OB-Kandidatur sei in den vergangene­n Monaten gereift, den Zeitpunkt der Verkündung nennt Bosse den richtigen. Es wäre „plakativ“gewesen, sich erst kurz vor den Wahlen zu erklären: „Die Menschen müssen mich länger testen können. Man muss vom Bürger an dem gemessen werden, was man anstößt.“Die Familie stehe hinter der Entscheidu­ng. Der Donauwörth­er hat drei Kinder, ist katholisch und im Rotary-Club engagiert. »Kommentar

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Foto: Thomas Hilgendorf Baustellen gibt es zur Genüge in Donauwörth. Doch nicht jede sei so weit gediehen wie jene im Heilig Kreuz Areal. Michael Bosse kritisiert, dass zu viele große Projekte im Rathaus auf die lange Bank geschoben werden. Deswegen will er als OB Kandidat in...

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