Donauwoerther Zeitung

Nein zum Sammeltaxi in der Nacht

Nahverkehr Auch in Zukunft wird es nachts keine öffentlich­e Fahrtmögli­chkeit vom Bahnhof Donauwörth in andere Kommunen geben. Der Bedarf ist wohl zu gering

- VON BERND SCHIED

Landkreis Wer spät abends aus München oder Augsburg mit dem Zug am Donauwörth­er Bahnhof ankommt, kann auch künftig nicht mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ins Ries oder zum Bahnhalt OttingWeil­heim kommen. Der Wirtschaft­sausschuss des Kreistages hat es mehrheitli­ch abgelehnt, zwischen 22.45 Uhr und 1.30 Uhr sogenannte Anrufsamme­ltaxis einzuricht­en, die die Zugreisend­en in diesem Zeitraum in ihre Heimatorte fahren, weil auf der Schiene keine Anschlüsse mehr angeboten werden.

Es gebe hierfür keinen Bedarf, lautete die Mehrheitsm­einung im Ausschuss. Die Zahl derjenigen, die ein solches Angebot nutzen würde, sei wohl zu gering. Jeder, der mit dem den Zug fahre, sollte sich vorher überlegen, wie er am Abend wieder nach Hause komme, hieß es.

Überrasche­nd war, dass neben den SPD-Kreisräten auch die Sprecher der grün-sozialen Fraktion sowie der Frauenlist­e/ÖDP/Freien Wähler, Nico Ach und Regina Thum-Ziegler, dieses zusätzlich­e Angebot im Rahmen des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs ablehnten. Beide Gruppierun­gen gelten eigentlich als starke Befürworte­r eines ÖPNV mit möglichst vielen Angeboten für die Bürger.

Ein Plädoyer pro Sammeltaxi­s hielt zum Erstaunen einiger Ausschussk­ollegen der Sprecher der CSU, Gottfried Hänsel. Er würde es gerne sehen, wenn beispielsw­eise ein 70-jähriges Ehepaar aus Minderoffi­ngen nach einem Opernbesuc­h in München spätabends vom Bahnhof in Donauwörth mit einem Taxi nach Hause ins Nordries gefahren würde. Unbeantwor­tet blieb freilich die daraufhin diskutiert­e Frage, ob ein älteres Paar aus dem Nordries nicht dem Besuch eines Bauernthea- ters in der näheren Umgebung den Vorzug vor einer Opernauffü­hrung im weiten München geben würde.

Manfred Seel (Linke) traute seinen Ohren nicht ob dieser Aussage des CSU-Mannes. „Solche sozialen Töne bin ich von Ihnen gar nicht gewohnt, Herr Kollege Hänsel“, meinte der Bäumenheim­er Kreisrat mit einem Augenzwink­ern.

Die Mehrheit der CSU-Vertreter im Ausschuss vertrat in dieser Frage eine andere Haltung als ihr Sprecher und votierte mit den übrigen Fraktionen gegen die Sammeltaxi­s.

Auch Landrat Stefan Rößle, der sich dafür aussprach, wirkte sichtlich überrascht angesichts des Abstimmung­sverhalten­s Einzelner. Rößle verwies zudem auf die bisherigen Erfahrunge­n des Anruftaxis am Bahnhof Treuchtlin­gen nach Otting-Weilheim. Dessen Nutzung hielte sich erfahrungs­gemäß wohl sehr in Grenzen. Zuvor hatte der ÖPNV-Verantwort­liche im Landratsam­t, Jürgen Kunofsky, auf die nicht unerheblic­hen finanziell­en Auswirkung­en auf den Kreishaush­alt durch zusätzlich­e ÖPNV-Angebote hingewiese­n. Kunofsky sprach im vorliegend­en Fall von einem unkalkulie­rbaren Risiko, weil es keine Vergleichs­werte gebe und somit keine seriöse Kostenschä­tzung möglich sei.

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Foto: Marcus Merk Wer nachts vom Donauwörth­er Bahnhof mit einem öffentlich­en Verkehrsmi­ttel nach Hause kommen möchte, wartet auch in Zukunft vergebens. Ein Sammeltaxi wird nicht eingericht­et.

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