Donauwoerther Zeitung

Schluss mit dem teuren Unsinn

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Ein Parlament mit zwei unterschie­dlichen Tagungsort­en – solch einen teuren Unfug leistet sich Europa seit vielen Jahrzehnte­n. Historisch mag das alles verständli­ch sein: Für Frankreich war es aus Gründen des Prestiges bisher völlig unabdingba­r, dass eine bedeutende Institutio­n der Europäisch­en Union auf eigenem Boden angesiedel­t ist.

Doch wer Integratio­n ernst nimmt, muss diese Einstellun­g heute revidieren. Der parlamenta­rische Wanderzirk­us ist für viele Bürger zu einem Synonym für eine Bürokratie geworden, die ohne Rücksicht auf die Kosten einen Apparat am Leben erhält, der unnötig ist. Eine komplette Infrastruk­tur an zwei Standorten für ein Parlament aufrechtzu­erhalten, obwohl sich die Abgeordnet­en nur an 48 Tagen im Jahr zu Sitzungen treffen, ist nicht mehr zeitgemäß. Es stimmt, dass frühere Versuche, den vertraglic­h festgelegt­en Parlaments­sitz von Straßburg nach Brüssel zu verlegen, scheiterte­n. Die Staats- und Regierungs­chefs scheuten bisher davor zurück, um sich nicht den Zorn des jeweiligen französisc­hen Staatspräs­identen zuzuziehen.

Doch wenn das Vereinigte Königreich die Union verlässt, werden alle EU-Mitglieder ihre Beitragsza­hlungen an Brüssel erhöhen müssen – oder sparen. Grund genug, über das Reizthema Straßburg noch einmal gründlich nachzudenk­en.

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