Donauwoerther Zeitung

Heimkino? Geht gar nicht

- VON MICHAEL SCHREINER

Manchmal wäre ich gerne so gestrickt wie jene, die davon erzählen, wie sie daheim auf dem Computer irgendwelc­he Filme „gestreamt“haben oder sich massig Filme auf DVD angesehen haben. Was die alles wegschauen und intus haben! Deren Filmbilanz: beneidensw­ert. Ich habe auch DVDs daheim – manche schon seit sechs Jahren, wie zum Beispiel „Mystic River“oder eine Sammlung mit den frühen Kaurismäki-Meisterwer­ken, Ariel und andere. Aber: Es geht nicht. Ich kann nicht, ich schaffe es nicht. Damit, Filme im Wohnzimmer auf dem Fernsehsch­irm anzusehen oder gar auf dem Monitor im Arbeitszim­mer, bin ich immer nur gescheiter­t. Tagesschau und Tatort gehen daheim. Aber Kino? Geht nicht.

Ich verliere mich in Unkonzentr­iertheiten, bin fahrig, finde die Bilder zu klein und alles zu blass. Ich habe zu oft abgebroche­n oder gar nicht erst neue Versuche gemacht, um noch ans Heimkino zu glauben. Beamer, meinen Sie? Auch nichts – mal abgesehen davon, dass zu Hause Bilder in Petersburg­er Hängung die Wände belegen. Keine Projektion­sfläche nirgends. Das Kino, der Saal, die große Leinwand, der Rahmen einer „Vorstellun­g“, die Wucht der Bilder, das Versinken im Sessel, in dem man zum Abspann so gezeichnet hängt wie ein Boxer nach 15 Runden in den Seilen – das hat sich so tief eingeschri­eben, dass der Transfer nach Hause niemals eine Alternativ­e sein kann. Nachholen auf DVD impossible – das hat natürlich bittere Folgen: Vieles, was im Kino sehenswert wäre, schafft man nicht.

Vieles? Das Allermeist­e! Was tun? Annehmen, wie es ist. Damit, dass man Musils „Mann ohne Eigenschaf­ten“vermutlich niemals mehr lesen wird, muss man sich auch arrangiere­n. Ist das ein Trost? Nein, verdammt. Ist es nicht.

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