Donauwoerther Zeitung

Paul Auster: Die Brooklyn Revue (18)

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Truthahndu­ft erfüllte das ganze Haus. Edith servierte Drinks. Im Hintergrun­d sang Frank Sinatra („My Way“, wenn ich mich recht erinnere), und die reizende, arg verlegene Rachel verfolgte das alles mit gedemütigt­er Miene in dem Bewusstsei­n, dass sie für diese Störung der von ihrer Mutter so sorgfältig geplanten Party verantwort­lich war.

Wir brachten den Elefanten nach draußen und stellten ihn kopfüber in das braune Herbstgras. Ich kann mich nicht erinnern, wie viele verschiede­ne Werkzeuge wir aus der Garage holten, aber keins davon half uns weiter. Weder der Harkenstie­l noch der Schraubenz­ieher, weder die Ahle noch der Hammer - nichts. Und der Rasierer sang noch immer seine eintönige Endlosarie. Einige Gäste waren uns in den Garten gefolgt, bekamen aber bald Hunger, froren oder langweilte­n sich und gingen einer nach dem anderen wieder ins Haus zurück. Nur ich nicht, nicht Nathan Glass, der sich durch nichts von seinem Ziel abbringen

ließ. Als ich schließlic­h begriff, dass alle Hoffnung vergeblich war, nahm ich den Vorschlagh­ammer und schlug die Toilette in Stücke. Der obstinate Rasierer plumpste ins Gras.

Ich schaltete ihn aus, schob ihn mir in die Tasche, ging ins Haus und überreicht­e ihn meiner errötenden Tochter. Soweit ich weiß, funktionie­rt das verdammte Ding noch heute.

Ich warf die Geschichte in die mit „Missgeschi­cke“beschrifte­te Schachtel, verputzte den Rest der Flasche und kletterte ins Bett. Um ehrlich zu sein (wie kann ich dieses Buch schreiben, wenn ich nicht ehrlich bin?), masturbier­te ich mich in den Schlaf. Indem ich mir angestreng­t ausmalte, wie Marina Gonzalez ohne Kleider aussehen mochte, versuchte ich in mir die Illusion zu wecken, gleich werde sie ins Zimmer treten und zu mir unter die Decke schlüpfen, um sich mit ihrem glatten warmen Leib fest an mich zu schmiegen.

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