Ein Bronzeheld von Innsbruck
Porträt Torhüter Weishaupt feierte bei Olympia 1976 mit dem Nationalteam den immer noch größten deutschen Eishockey-Erfolg. Warum er der „kleine Erich“war
Das müssen Verrückte sein, stellen sich mit Fanghand, Beinschonern und Brustpanzer vor einen Drahtkäfig und lassen sich freiwillig mit Pucks beschießen. Erich Weishaupt war einer von ihnen und ein richtig guter Torwart. Für den bisher größten deutschen Eishockey-Erfolg war der Kaufbeurer maßgeblich verantwortlich. Er gehörte der Jahrhundertmannschaft an, die bei den Olympischen Winterspielen 1976 sensationell die Bronzemedaille gewann.
Selbst nach mehr als vierzig Jahren ist der dritte Platz von Innsbruck in der Puckbranche nicht vergessen. „Nun ja, es gab immer wieder einige Jahre Leerlauf in unserem Sport. Herausragend war aber auch der vierte Platz bei der Heim-Weltmeisterschaft 2010 in Köln“, erzählt Weishaupt, der am heutigen Dienstag 65 Jahre alt wird. Eine Geburtstagsfeier ist nicht geplant, zusammen mit seiner Frau Gabriele ist er in den Süden geflogen, um auszuspannen. „Das vergangene halbe Jahr war sehr anstrengend. Wir brauchen einfach ein wenig Ruhe“, erzählt Erich Weishaupt, der seit über 30 Jahren in seiner Geburtsstadt Kaufbeuren ein Dentallabor mit zwischenzeitlich bis zu 30 Angestellten leitet. Schritt für Schritt will er sich aus dem Beruf zurückziehen. Vor kurzem ist er Opa geworden.
Bei Länderspielen und WM-Turnieren belegten Weishaupt und Erich Kühnhackl ein Zimmer. Da beide den gleichen Vornamen tragen, nannte sie nicht nur der 2012 gestorbene Trainer Xaver Unsinn „der kleine und der große Erich“. Kühnhackl, der Torjäger und Eishockeyspie- ler des vergangenen Jahrhunderts, misst 1,96 Meter. Die Freundschaft hält bis heute, mehrmals im Jahr besuchen sich die Erichs. Viele der ehemaligen Teamkollegen sind irgendwo in der Puckbranche hängen geblieben. Erich Weishaupt dagegen hat seine TorwartMontur bald nach seiner großen Karriere im Dachboden verstaut. Die Eishockey-Jahre hat er jedoch als „die beste Zeit“in Erinnerung behalten. 1975 wechselte der Schlussmann von Kaufbeuren nach Berlin, später nach Mannheim und schließlich zur Düsseldorfer EG. Seine Stärken: „Ich denke, dass ich sehr schnell war, vor allem mit der Fanghand.“Neben 107 Länderspielen lief der Torwart 479 Mal in der Bundesliga auf und feierte 1976 mit Berlin und 1980 mit Mannheim zwei deutsche Meistertitel.
Bis heute sieht sich Weishaupt Spiele des Zweitligisten Kaufbeuren oder des DEL-Klubs Augsburg an. „Im Vergleich zu meiner Zeit ist alles viel schneller geworden und athletischer“, erzählt Weishaupt, der die WM in Köln verfolgt. Der ExTorwart sieht die richtigen Männer an den Eishockey-Schaltstellen: „Franz Reindl ist ein VerbandsPräsident mit dem richtigen Stallgeruch. Mit Marco Sturm hat er einen grandiosen Trainer verpflichtet, der ein ganz anderes Flair in der Mannschaft verbreitet als sein Vorgänger.“Der Boden für neue Erfolge ist bereitet. Damit nicht ewig nur die Geschichte von den Bronzehelden von 1976 erzählt wird. Milan Sako