Schlecker rechnete nicht mit Insolvenz
Finanzchef sagt vor Gericht aus
Stuttgart Im Bankrottprozess gegen die Familie Schlecker hat der ehemalige Finanzchef die Darstellung Anton Schleckers gestützt. Der Drogeriemarktkönig war nach eigenen Angaben bis zuletzt davon ausgegangen, sein Unternehmen fortführen zu können. Auch der frühere Finanzchef sagte vor dem Landgericht Stuttgart, die Situation sei nicht so ausweglos gewesen, wie sie aus heutiger Sicht erscheine. „Am Ende mussten wir Insolvenz anmelden wegen einer geplatzten Lastschrift“, sagte er.
Die Drogeriekette hatte 2012 Insolvenz angemeldet, zehntausende Mitarbeiter verloren ihren Job. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Schlecker schon 2009 die Zahlungsunfähigkeit drohte. Sie wirft Schlecker vor, in den Jahren vor der Insolvenz mehr als 25 Millionen Euro dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu haben. Er bestreitet das.
Anfang 2012 spitzte sich die Lage angesichts dreistelliger Millionenverluste im Jahr 2011 zu. Nach Einschätzung des Ex-Finanzchefs war die Lage aber nicht aussichtslos. So sei ein Warenhaus in Ehingen verkauft worden, um den Engpass zu überbrücken. Nur: Die 30 Millionen Euro trafen zu spät ein. „Mit diesem Geld hätten wir vermutlich die Rate bezahlen können, die zur Insolvenz geführt hatte.“Ein wichtiger Kreditgeber – das Unternehmen Markant, das die Zahlungsflüsse zwischen Schlecker und Lieferanten regulierte – und der Kreditversicherer Euler Hermes waren im Januar 2012 nicht mehr bereit, weitere Risiken zu tragen. Schlecker wollte nach Angaben des Markant-Geschäftsführers 50 Millionen Euro Kredit und Zahlungen im Wert von 150 Millionen Euro aufschieben. Das klappte nicht. Alle Lieferungen an Schlecker wurden gestoppt. Wenig später meldete Schlecker Insolvenz an.