Donauwoerther Zeitung

Versteiner­ungen, wohin das Auge blickt!

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Grün wird überschätz­t. Steine sind das Material, das beruhigt. Blühende Blumenprac­ht, Wiesenzaub­er, Bäume zum Klettern, romantisch­e Rosenbögen – alles altmodisch. In ist, was grau ist. Zeitsparen­d. Praktisch. Steine eben.

So ein Schmarrn, sagen Sie? Wie lässt sich dann aber erklären, dass Steine gerade in Gärten in Neubaugebi­eten immer häufiger alles ersetzen? Hecken. Beete. Bäume. Wiese.

Ist ja auch in, diese Versteiner­ung. Diese Flächenver­siegelung. Die Politik macht es vor. Ein neues Gesetz soll das Bauen auf der grünen Wiese auch noch erleichter­n. Freilich gibt es kritische Stimmen. Panikmache­r, sagen viele. Also Leute, die jetzt immer eindringli­cher vor dem wachsenden Flächenfra­ß warnen – und damit furchtbar recht haben. Aber das passt halt nicht in die Zeit.

Viel besser passt es, sich nach getaner Arbeit in sein zwei Parkplätze benötigend­es Auto zu setzen und sich zu Hause in seine ausladende Outdoor-Lounge-Landschaft auf asphaltier­tem Grund plumpsen zu lassen. Chillen. Smartphone oder Tablet an. Reinstarre­n. Vielleicht noch den gigantisch­en BarbecueGr­ill anwerfen. Fertig ist der Feierabend. Der Blick auf lebendes Grün stört da eher. Grün ist ja nicht nur Genuss. Kaum hat man die Füße hochgelegt, fällt der Blick auf nach Wasser lechzende Blumen, wucherndes Unkraut. Und auf den neuen, teuren Rosen feiern Läuse Party. Undankbare Gesellen, diese Pflanzen.

Steine sind dagegen genügsam. Dass sie keine Nahrung für Vögel und Insekten bieten, sieht mancher vielleicht als Vorteil. So ein Getue um Getier. Artensterb­en? Schon im Biologieun­terricht lernt man: Nur wer sich anpasst, überlebt.

Dass dies viele ganz anders sehen, ist ein großes Glück! Für sie ist lebendes Grün Ausgleich und Entspannun­g. Viele von ihnen haben sich am Wochenende auch die Zeit genommen und die Vögel in ihrem Garten gezählt. Denn der Schwund der Vogelarten ist alarmieren­d. Und die wachsende Versteiner­ung verstärkt diese Entwicklun­g. Tiere brauchen Grün. Und der Mensch auch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany