Versteinerungen, wohin das Auge blickt!
Grün wird überschätzt. Steine sind das Material, das beruhigt. Blühende Blumenpracht, Wiesenzauber, Bäume zum Klettern, romantische Rosenbögen – alles altmodisch. In ist, was grau ist. Zeitsparend. Praktisch. Steine eben.
So ein Schmarrn, sagen Sie? Wie lässt sich dann aber erklären, dass Steine gerade in Gärten in Neubaugebieten immer häufiger alles ersetzen? Hecken. Beete. Bäume. Wiese.
Ist ja auch in, diese Versteinerung. Diese Flächenversiegelung. Die Politik macht es vor. Ein neues Gesetz soll das Bauen auf der grünen Wiese auch noch erleichtern. Freilich gibt es kritische Stimmen. Panikmacher, sagen viele. Also Leute, die jetzt immer eindringlicher vor dem wachsenden Flächenfraß warnen – und damit furchtbar recht haben. Aber das passt halt nicht in die Zeit.
Viel besser passt es, sich nach getaner Arbeit in sein zwei Parkplätze benötigendes Auto zu setzen und sich zu Hause in seine ausladende Outdoor-Lounge-Landschaft auf asphaltiertem Grund plumpsen zu lassen. Chillen. Smartphone oder Tablet an. Reinstarren. Vielleicht noch den gigantischen BarbecueGrill anwerfen. Fertig ist der Feierabend. Der Blick auf lebendes Grün stört da eher. Grün ist ja nicht nur Genuss. Kaum hat man die Füße hochgelegt, fällt der Blick auf nach Wasser lechzende Blumen, wucherndes Unkraut. Und auf den neuen, teuren Rosen feiern Läuse Party. Undankbare Gesellen, diese Pflanzen.
Steine sind dagegen genügsam. Dass sie keine Nahrung für Vögel und Insekten bieten, sieht mancher vielleicht als Vorteil. So ein Getue um Getier. Artensterben? Schon im Biologieunterricht lernt man: Nur wer sich anpasst, überlebt.
Dass dies viele ganz anders sehen, ist ein großes Glück! Für sie ist lebendes Grün Ausgleich und Entspannung. Viele von ihnen haben sich am Wochenende auch die Zeit genommen und die Vögel in ihrem Garten gezählt. Denn der Schwund der Vogelarten ist alarmierend. Und die wachsende Versteinerung verstärkt diese Entwicklung. Tiere brauchen Grün. Und der Mensch auch.