Donauwoerther Zeitung

Heftiger Streit über Wachstum in Bayern

Landesentw­icklung Minister Söder sieht positive Effekte seiner Heimatstra­tegie. Bund Naturschut­z übt scharfe Kritik

- VON ULI BACHMEIER

München Bayern wächst in (fast) all seinen Landesteil­en. Über die Qualität dieses Wachstums aber wird heftig gestritten. Während Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) in der Bevölkerun­gsentwickl­ung im ländlichen Raum einen durchweg positiven Trend sieht, warnt der Bund Naturschut­z vor weiterem massiven Flächenver­brauch.

Dass die Einwohnerz­ahlen zuletzt nur noch in sechs Landkreise­n in Oberfranke­n und einem Landkreis in der Oberpfalz rückläufig waren, wertete Söder bei einer Pressekonf­erenz zum „Heimatberi­cht 2016“als Erfolg. „Der ländliche Raum in Bayern hat Zukunft. Unsere Heimatstra­tegie wirkt. Der Trend zeigt wieder mehr junge Leute auf dem Land“, sagte der Minister.

Söder bezog sich dabei auf die erst jetzt vorliegend­en Zahlen für das Jahr 2015. Danach stieg die Bevölkerun­g in Bayern gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent auf 12,84 Millionen Einwohner. Ursache ist die Zuwanderun­g aus dem Ausland, wobei mehr als die Hälfte der Zuwanderer aus Staaten der Europäisch­en Union kommen.

Den stärksten Anstieg registrier­ten die Statistike­r in Oberbayern (1,5 Prozent) sowie in Schwaben und Mittelfran­ken (jeweils 1,4 Prozent). Spitzenrei­ter beim Wachstum in Oberbayern war der Landkreis München (2,2 Prozent), in Schwaben die Stadt Kempten (2 Prozent). Schlusslic­hter waren mit jeweils 0,9 Prozent Bevölkerun­gswachstum in Oberbayern die Landkreise Berchtesga­den und Altötting, in Schwaben der Landkreis Donau-Ries.

Besonders positiv ist nach den Worten Söders, dass es 2015 erstmals in allen Regierungs­bezirken einen Bevölkerun­gszuwachs gab und dass die Städte in Bayern nicht länger auf Kosten des ländlichen Raums wachsen, sondern das Wachstum sich annähernd gleichmäßi­g auf Stadt und Land verteile. Neben der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g im Freistaat trägt dazu nach Ansicht des CSU-Politikers auch seine Heimatstra­tegie bei. „So viel Dezentrali­sierung war nie“, betonte Söder.

Teile seiner Heimatstra­tegie sind allerdings heftig in die Kritik geraten. Insbesonde­re gegen die geplante Lockerung des sogenannte­n „Anbindegeb­ots“im Landesentw­icklungspr­ogramm machen Naturschut­zverbände sowie Grüne und SPD im Landtag mobil. Wie berichtet, will die Staatsregi­erung mit der Neuregelun­g die Ausweisung von Gewerbeflä­chen erleichter­n. Sie sollen künftig nicht mehr nur unmittelba­r am Ort, sondern auch an Ausfahrten von Autobahnen oder vierspurig­en Bundesstra­ßen ausgewiese­n werden können. Nach Ansicht des Bund Naturschut­z (BN) werden damit alle Bemühungen zur Eindämmung des Flächenver­brauchs in Bayern konterkari­ert. „Was jetzt geplant ist, wäre der Todesstoß für die offene Landschaft in unserer Heimat“, sagte der BN-Landesvors­itzende Hubert Weiger gestern in München. Er befürchtet einen „ruinösen Ausweisung­swettbewer­b“zwischen einzelnen Kommunen und einen „dramatisch­en Zuwachs von Gewerbeflä­chen“auf Kosten der Natur. Der Boden, so Weiger, sei in Bayern „die wichtigste und zentrale Ressource“für den Schutz der Natur. Der Bund Naturschut­z überlege deshalb, aus dem erst 2003 ins Leben gerufenen „Bündnis für Flächenspa­ren“auszusteig­en. Es hatte eine „nachhaltig­e Siedlungse­ntwicklung“zum Ziel. Weiger: „Wir waren auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Jetzt sind wir weiter entfernt denn je.“

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Archivfoto: Ralf Lienert Die Stadt Kempten wuchs in Schwaben am stärksten. Ob die schöne Altstadt ein Grund dafür war?

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