Donauwoerther Zeitung

Verschwind­et bald das letzte Nashorn?

Gesetzesän­derung Wilderer töten jährlich mehr als tausend Tiere in Südafrika, um an die Hörner zu kommen. Warum nun dennoch der Handel erlaubt werden soll

- VON CHRISTIAN PUTSCH

Kapstadt Die Wilderer stürmten das Fundimvelo-Thula-Thula-NashornWai­senheim an einem Montagaben­d im Februar. Sie überwältig­ten eine Bedienstet­e der südafrikan­ischen Farm, dann hackten sie die Hörner von zwei Breitmauln­ashörnern ab. Gerade einmal 18 Monate alt waren die Tiere, die an den Verletzung­en starben. Nur einige Tage später sollten ihnen die Hörner entfernt werden, um sie in der freien Wildbahn vor Wilderern zu schützen. Zu spät.

Im Jahr 2016 wurden in Südafrika 1054 der mächtigen Säugetiere illegal getötet. In diesem Jahr werden voraussich­tlich erstmals weniger Nashörner geboren als sterben. In Südafrika entscheide­t sich der um das Überleben der vom Aussterben bedrohten Tierart mit. Schließlic­h leben dort rund drei Viertel der weltweit verblieben­en Dickhäuter.

Glaubt man Tierschütz­ern, geht dieser Kampf wegen einer anstehende­n Gesetzesän­derung verloren. Glaubt man dagegen privaten Nashorn-Züchtern, wird er gerade deswegen gewonnen.

Sie haben gegen ein Gesetz aus dem Jahr 2009 geklagt, das den Handel mit dem Horn innerhalb der Landesgren­zen verbietet. Seit Jahren beschäftig­t der Fall die Gerichte, immer wieder legte die Regierung Revision gegen Urteile ein, die im Sinne der Unternehme­r entschiede­n hatten. Nun aber gab das Verfassung­sgericht den Farmern recht. Ei- ner der Klageführe­r war John Hume, der in der Nähe von Johannesbu­rg die mit 1100 Tieren größte Nashorn-Farm der Welt besitzt.

Er entfernt die Hörner kontrollie­rt, was für die Tiere traumatisc­h, aber nicht tödlich ist. Die Hörner wachsen nach. Das Verbot des Handels habe das Horn immer wertvoller gemacht, sagt Hume. Er ist überzeugt davon, dass ohne das Verbot der Preis nie so weit gestiegen wäre.

Tatsächlic­h werden auf dem Schwarzmar­kt in Vietnam und China teilweise höhere Gramm-Preise für die Hörner der Tiere bezahlt als für Kokain. Sie gelten als Statussymb­ol und Wundermitt­el.

Sobald der Markt mit legalem Horn geflutet wird, werde der Preis und damit der Anreiz für die WildeKampf rer sinken, meinen die Farmer. Simon Jones von der britischen Tierschutz­organisati­on Helping Rhinos hält im Gespräch mit unserer Zeitung dagegen. Internatio­nal bleibe der Verkauf der Hörner ja verboten, sagt er. Die nationale Legalisier­ung erleichter­e aber den Schmuggel im großen Stil ins Ausland. Und dazu werde es kommen. Der Gesetzesen­twurf sieht für Ausländer vor, dass sie zwei in Südafrika erworbene Hörner für persönlich­e Zwecke ausführen dürfen. „Machen wir uns nichts vor. Der persönlich­e Nutzen ist der Verkauf“, sagt Jones.

In diesen Tagen läuft die Frist für Anmerkunge­n der Zivilgesel­lschaft ab, danach wird das Gesetz wohl verabschie­det werden. Jones befürchtet das Schlimmste.

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Foto: Philipp Laage, dpa In Südafrika entscheide­t sich mit, ob Nashörner aussterben oder nicht. Im Jahr 2016 wurden in dem Land 1054 der mächtigen Säugetiere illegal getötet, in diesem Jahr wer den voraussich­tlich erstmals weniger Nashörner geboren als sterben.

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