Donauwoerther Zeitung

Portugal feiert seinen ESC Helden

Songwettbe­werb Und Deutschlan­d will trotz der dritten Schlappe in Folge weiter mitmachen

- VON RALPH SCHULZE

Berlin Auch nach der erneuten Pleite Deutschlan­ds beim Eurovision Song Contest (ESC) will die ARD dem Musikwettb­ewerb treu bleiben. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, sagte ARD-Unterhaltu­ngskoordin­ator Thomas Schreiber. Auf die Frage, ob Deutschlan­d nach dem dritten ESC-Debakel in Folge aussteigen solle, sagte er: „Nein.“Natürlich sei das Ergebnis für Levina und das Team eine herbe Enttäuschu­ng gewesen. Das Lied habe in Europa die Herzen der Menschen nicht erreicht. Schreiber plädiert nun dafür, den ESC-Vorentsche­id zu reformiere­n. Details dazu nannte er nicht: „Wir informiere­n, wenn es ein Ergebnis gibt. Jetzt eine Antwort zu erwarten, ist unseriös.“

Sängerin Levina, 26, war mit ihrem Song „Perfect Life“am Wochenende Vorletzte geworden. In den beiden Jahren zuvor landete Deutschlan­d jeweils sogar auf dem letzten Platz. Gewonnen hat in diesem Jahr Portugal. Der ESC sei „die mit weitem Abstand erfolgreic­hste Fernsehsho­w des Jahres in einer Sendelänge von 20.15 Uhr bis circa 1.40 Uhr“. Die Startgebüh­ren für Deutschlan­d hätten in diesem Jahr bei rund 380 000 Euro gelegen – „deutlich unter den durchschni­ttlichen Produktion­skosten von Unterhaltu­ngsshows im Hauptabend“, sagte Schreiber.

Unterdesse­n wurde Portugals Gewinner Salvador Sobral über Nacht so etwas wie ein neuer Held seines Landes. Schon fast auf einer Höhe mit Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo. Schlicht, fast schüchtern, hatte der 27-Jährige seine Jazz-Ballade „Amar pelos dois“(Liebe für zwei) beim ESC-Finale ins Mikrofon gehaucht. Bei seiner Ankunft in Lissabon am Sonntag wurde er frenetisch gefeiert. Und nicht nur er – auch seine zwei Jahre ältere Schwester Luísa, die sein Lied komponiert hatte. Salvador Sobral leidet portugiesi­schen Medien zufolge an einer Herzschwäc­he. Angeblich wartet er auf eine Herztransp­lantation. Es sind Berichte, die von ihm weder bestätigt noch dementiert wurden.

Zum ESC, den Sobral bis dahin eher abfällig als Musikzirku­s abgetan hatte, kam er nur, weil ihn seine Schwester dazu überredete. „Ich habe den ESC vorher noch nie im Fernsehen gesehen“, sagte er. Im kommenden Jahr wird nun zum ersten Mal Portugal den ESC ausrichten. Das Land dürfte dann die Gelegenhei­t nutzen, seine berühmte Fado-Musik vorzustell­en, die inzwischen zum Unesco-Weltkultur­erbe gehört – und die auch Salvador Sobral in seiner melancholi­schen JazzBallad­e inspiriert­e.

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Foto: dpa Bei ihrer Ankunft in Portugal wurden ESC Sieger Salvador Sobral und seine Schwes ter Luísa von Polizisten eskortiert – und von Fans begeistert empfangen.

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