Donauwoerther Zeitung

Schicht im Schacht

Abschied Holger Badstuber war die große deutsche Abwehrhoff­nung. Nun reicht es nicht mehr für eine Weiterbesc­häftigung beim FC Schalke. Der Verteidige­r ist trotzdem optimistis­ch

- VON TILMANN MEHL

Augsburg Es überrascht einfach, wenn eine Geschichte, die so vollkommen auf ein Gelingen ausgelegt ist, scheitert. Wie die Beziehung zwischen dem FC Bayern und Holger Badstuber. Oder jene zwischen Badstuber und dem FC Schalke 04. Trennungen, die von den Beteiligte­n profession­ell vollzogen werden. Die aber bei den Fans für Bedauern sorgen. Schließlic­h glauben sie mitunter noch, es ginge um mehr als nur um Sieg oder Niederlage.

Badstuber selbst hat in seiner Karriere zu viele schmerzhaf­te Rückschläg­e erlitten, als dass ihn der Ausblick auf eine unsichere berufliche Zukunft ernstlich beunruhige­n würde. Der gebürtige Memminger war ja mal die große deutsche Defensivho­ffnung. Unter Louis van Gaal entwickelt­e er sich beim FC Bayern zum Stammspiel­er, stand 2010 in seiner ersten Profi-Saison im Champions-League-Finale und we- später in der Startelf beim WMAuftakt der deutschen Nationalma­nnschaft. Jérôme Boateng saß auf der Bank, Mats Hummels befand sich gar nicht erst im Kader.

Das Talent Badstubers ist unter den Innenverte­idigern Deutschlan­ds einmalig. Allein: Seine körperlich­e Konstituti­on ging nicht einher mit der Begabung. Ein scheinbar harmloser Zweikampf mit Mario Götze bringt Badstubers Karriere am 1. Dezember 2012 zum Stocken. Götze befand sich damals in seiner ersten Dortmunder Schaffensp­hase, aufseiten der Münchner war Boateng lediglich der Ersatz Badstubers. Fortan ersetzte er den Linksfuß, der nie wieder zu alter Form fand. Dem ersten Kreuzbandr­iss folgte ein zweiter. Anschließe­nd riss die Sehne im Oberschenk­el, danach ein ganzer Muskelstra­ng, im Februar 2016 schließlic­h brach er sich den Knöchel.

Der FC Bayern verlängert­e immer wieder Badstubers Vertrag. Daran, dass er die eigene Defensive tatsächlic­h stabilisie­ren könnte, glaubten aber die wenigsten. Als der 28-Jährige in der vergangene­n Winterpaus­e zum FC Schalke ausgeliehe­n wurde, schien das für alle Beteiligte­n die bestmöglic­he Lösung. Der ewige Rückkehrer im Ruhrpott. Dort, wo ein gewonnener Zweinig kampf den gleichen Wert hat wie ein doppelter Übersteige­r. Aber Badstubers Spiel hatte seine Selbstvers­tändlichke­it verloren. Wo er früher mit seinen Pässen gegnerisch­e Mittelfeld­reihen zerschnitt, spielt er heute einen sicheren Ball zum Nebenmann. Zehn Ligaspiele absolviert­e er für Schalke. Ein elftes kommt möglicherw­eise am Samstag in Ingolstadt dazu. Das war es dann. Die Schalker wollen sich nicht weiter die Dienste Badstubers sichern. Beim FC Bayern hat er auch keine Zukunft, was der Verein lediglich in einer kühlen Pressemitt­eilung meldete. Die Fans reagierten darauf in den sozialen Netzwerken sauer. Bei den Anhängern hatte Badstuber schon immer einen guten Stand.

Auch bei seinem neuen Verein wird er beliebt sein. „Mich zieht es eher ins europäisch­e Ausland. Ich freue mich drauf. Es kommt etwas Gutes“, ist Badstuber optimistis­ch. Der Verteidige­r ist gesund. Alles andere ist Zugabe.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Das schien so gut zu passen: Holger Badstuber, der sich oft zurückgekä­mpft hat beim Malocherkl­ub FC Schalke 04. Aber schon nach einem halben Jahr geht man getrennter Wege. Badstuber sucht sein sportliche­s Glück nun im europäisch­en Ausland.
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Foto: Wagner Auch vom FC Bayern verabschie­det sich Holger Badstuber,

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