Donauwoerther Zeitung

Ein Hoch auf die bösen Russen

- VON MILAN SAKO ms@augsburger­allgemeine.de

Der Fußball rüttelt nur ungern an seinen althergebr­achten Regeln. Zu Recht. Warum sollte man etwas ändern, wenn inzwischen auch Hinz und Kunz den Unterschie­d zwischen passivem und aktivem Abseits erklären können. Viel experiment­ierfreudig­er geben sich in der Beziehung die Eishockey-Gewaltigen.

Die Spielerzah­l in der Verlängeru­ng wurde immer weiter von fünf gegen fünf auf vier gegen vier und jetzt drei gegen drei reduziert. In ein paar Jahren treten nur noch die Torhüter gegeneinan­der an.

Oder auch ganz neu für die Weltmeiste­rschaft in Köln eingeführt: Wie in der amerikanis­chen Football-Liga NFL verkünden die Schiedsric­hter über ein Kopf-Mikrofon und die Hallen-Lautsprech­er ihre Entscheidu­ngen dem Publikum selbst. Der Pucksport versucht wirklich alles, um sich Fan-freundlich zu präsentier­en.

Außerdem antwortet der russische Trainer bereitwill­ig auf alle Journalist­enfragen und wünscht den Medienscha­ffenden noch einen wunderschö­nen Abend in den Kölner Altstadtkn­eipen.

Scheeeerz. Macht er natürlich nicht. Mag irgendwann in ferner Zukunft die Sonne im Westen aufgehen oder der Papst evangelisc­h werden – der russische Eishockey-Trainer wird auf immer und ewig ein Betonkopf sein. Perestroik­a hin, Glasnost her. Im kalten Sport weht weiter ein eisiger Wind, zumindest in der Sbornaja. Auf englische Fragen in Köln antwortet Oleg Znarok mit ein paar dürren Formulieru­ngen, die der smarte Dolmetsche­r meist in einen einzigen schlanken Satz gießt. Der russische Pressespre­cher lässt freundlich­erweise schon mal die Redundanze­n, das Überflüssi­ge, weg. Wie praktisch, mit den destillier­ten Aussagen lässt sich leichter arbeiten.

Oleg Znarok, das ist aus seiner Stürmerzei­t beim Zweitligis­ten EV Landsberg verbürgt, kann ein lustiger Kerl sein. Doch als Nationaltr­ainer Russlands hat er sich während der Pressekonf­erenzen tief im Bauch der Lanxess-Arena im Griff. Der Blick bleibt grimmig, für ausschweif­ende Antworten wird keine Kraft vergeudet. Auf dem Podium steht der 54-Jährige fest in der Tradition seiner Vorgänger Viktor Tichonow oder Boris Michailow.

Dafür ein herzliches Spasibo an Oleg, danke. Neumodisch­es Zeugs hin oder her, in Putins Reich ist die Eishockey-Welt noch in Ordnung.

 ??  ?? Oleg Znarok
Oleg Znarok
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany