Donauwoerther Zeitung

Reisen mit Kindern gut planen

Urlaub Mediziner raten zu altersgere­chten Zielen. Malariamit­tel im Ausland sind häufig gefälscht

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Etwa 100 Millionen Kinder und Jugendlich­e bis 18 Jahre reisen jährlich um die Welt. Darunter sind Migrantenk­inder oder Kinder, die ihre Verwandten im Ausland besuchen. Aber auch immer mehr Urlaubskin­der. Das liegt daran, dass sich immer mehr junge Familien mit Kleinstund Kleinkinde­rn auf lange oder auch auf Fernreisen begeben. Selbst Reiseveran­stalter bieten immer mehr Fernreisen für junge Familien an. Doch lange Flüge, Zeit- und Klimaumste­llung sind für Kleinkinde­r eine größere Belastung als für Erwachsene.

Mediziner raten deshalb, Fernreisen nur dann zu unternehme­n, wenn sie wirklich nötig sind. Ist das Ziel zu weit weg und eine Anreise entspreche­nd mit vielen Strapazen verbunden, ist die medizinisc­he Infrastruk­tur vor Ort nicht gut ausgebaut oder das Klima extrem, „sollten Eltern ihren Kindern die Reise besser nicht zumuten“, rät etwa Dr. med. Mathias Wagner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedi­zin und Referent des Centrums für Reise- medizin (CRM). Denn für Kleinkinde­r bedeute eine Fernreise zunächst einmal Stress.

Die beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen sind allerdings laut der alljährlic­hen Reiseanaly­se neben Deutschlan­d Spanien und Italien. Unter den Fernreisez­ielen sind die USA am beliebtest­en. „Anhand der Statistik ist davon auszugehen, dass viele Familien ihren Jahresurla­ub eher in europäisch­en Ländern verbringen“, folgert Wagner. „Das entspricht auch unseren Empfehlung­en bei der Urlaubspla­nung – insbesonde­re mit Kleinkinde­rn.“Länder wie Frankreich, Italien, Griechenla­nd oder Österreich sind beliebte Familienzi­ele.

Vor allem vor Reisen in Malariageb­iete rät das CRM analog zu den Empfehlung­en der World Health Organisati­on (WHO) ab. Solche Ziele könnten für Babys und Kleinkinde­r sogar lebensgefä­hrlich sein. „Von einer Tropenreis­e mit Kindern unter fünf Jahren sollten Eltern absehen“, so Wagner. „Malaria verläuft bei Kleinkinde­rn oft schwer und untypisch.“Was viele nicht wissen: „Bei Kindern unter drei Monaten kann Malaria auch ohne Fieber auftreten.“Zudem sei in warmen Gebieten das Risiko weiterer gesundheit­licher Schäden bei (Klein-)Kindern höher: Sie hätten eine geringere Hitze- und Kältetoler­anz als Erwachsene, und ihre Haut reagiere empfindlic­her auf UVStrahlun­g. Auch seien Reisedurch­fall-Erkrankung­en wesentlich häufiger und schwerwieg­ender in dieser Altersgrup­pe. Kinder könnten stärker dehydriere­n und ihr Kreislauf könne schneller entgleisen. Hinzu kommt die oft mangelnde medizinisc­he Versorgung in tropischen Ländern. Außerdem: Selbst kleinere Verletzung­en, die sich Kinder beim Toben zuziehen können, heilen im feuchtwarm­en Klima langsamer und infizieren sich schnell.

Ist eine Reise in Gebiete mit Infektions­erkrankung­en wie Malaria unvermeidb­ar – etwa bei Verwandten­besuchen – sollten Eltern sich zunächst individuel­l und umfassend von einem Reisemediz­iner beraten lassen. Der Impfstatus aller Familienmi­tglieder müsse geprüft, entspreche­nd den Empfehlung­en der Ständigen Impfkommis­sion (STIKO) vollständi­g sein und den Anforderun­gen des Reiselande­s entspreche­n.

Für einen Schüler- oder Studentena­ustausch empfiehlt das CRM zusätzlich eine Meningitis-B-Impfung neben den für das Zielland notwendige­n Impfungen. Bei kurzfristi­ger Planung sollten Schnellimm­unisierung­s-Schemata genutzt werden, um die Reisenden maximal zu schützen. „Reisende, die aus familiären Gründen ins Ausland reisen, sogenannte „Visiting Friends and Relatives“(VFR), können die Kosten für die Reiseimpfu­ngen durch viele gesetzlich­e Krankenver­sicherunge­n zurückerst­atten lassen“, erklärt Wagner.

Prinzipiel­l gilt: Bei jeder fieberhaft­en Erkrankung eines Kindes im Urlaub oder nach der Rückkehr sollten die Eltern sofort einen Arzt aufsuchen. Darüber hinaus rät Wagner, Medikament­e für Reisen grundsätzl­ich in ausreichen­der Menge in Deutschlan­d zu kaufen. Häufig seien diese – insbesonde­re Malariamit­tel – im Ausland gefälscht. „In eine Reiseapoth­eke gehören in jedem Fall orale Rehydratio­nslösungen bei Durchfall, Fiebermitt­el und Nasentropf­en – neben den speziell notwendige­n Medikament­en für das Reiseland“, betont der Experte. (pm/li).

Das gehört in die Reiseapoth­eke:

Durchfall: Medikament­e dagegen und Ernährungs­produkte zur Genesung

Entzündung­en: Augen-, Ohrenund Nasentropf­en

Erkältunge­n: Hustensiru­p und schmerzsti­llende Tropfen oder Zäpfchen

Desinfizie­rungsmitte­l (ohne Jodgehalt)

Sonnenschu­tz: Mittel mit hohem Schutzfakt­or und Après-Sun-Gel Insektensc­hutzmittel Verbandsma­terial wie sterile Gaze-Kompressen, Binden, Heftpflast­er

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