Donauwoerther Zeitung

Selbst ist der Kapitän

Was Reisende über Bootsurlau­b wissen müssen

- VON DIETER EBELING

Wasser ist Abenteuer. Aber auch Entspannun­g und Erholung. Man kann im Wasser schwimmen oder tauchen, man kann Wasser auch einfach nur befahren. Unter Segeln sowieso, aber jedes Jahr tuckern auch Tausende motorisier­t über Seen und Flüsse in Europa. Amtlich und offiziell sind das in Deutschlan­d Sportboote. Auf dem Markt redet man oft von Hausbooten oder Motorjacht­en – also über größere Boote, auf denen man halbwegs oder sogar sehr bequem eine behagliche Mischung aus Sonne und Wasser genießen kann. Im Vergleich zu anderen europäisch­en Ländern ist das Fahren von Motorjacht­en und größeren Hausbooten in Deutschlan­d streng geregelt. Immerhin darf man seit 2013 kleine Boote mit Motoren bis zu 15 PS überall fahren, bis auf dem Rhein. Boote, auf denen Menschen wohnen können, brauchen aber stärkere Motoren. Und das geht in Deutschlan­d nur mit dem Sportbootf­ührerschei­n für Binnengewä­sser (SBF Binnen). Allerdings gibt es Ausnahmen mit einer Gewässerlä­nge von insgesamt etwa 700 Kilometern. Denn vor allem in Mecklenbur­g-Vorpommern und Brandenbur­g dürfen Teile von Müritz, Havel, Spree und Elde auch ohne den Sportbootf­ührerschei­n befahren werden. Die Charterbes­cheinigung (als Führersche­inersatz) gibt es nach einer mindestens dreistündi­gen Einweisung, einer Art Crashkurs. Gemietete Hausboote fährt man also vor allem in diesen sogenannte­n „Berliner Gewässern“. Das ist sehr beliebt geworden. „Die Tendenz ist stark steigend“, sagt Philip Witte vom Bundesverb­and Wasserspor­twirtschaf­t (BVWW).

Nur spezielle Boote in Englands Kanälen

Wer sich Charterbes­cheinigung oder Bootsführe­rschein ersparen möchte, kann ins Ausland fahren. In den wichtigste­n Boots-Nachbarlän­dern Frankreich, Niederland­e und Großbritan­nien wird nicht nach Führersche­inen gefragt. Das gilt auch für Irland, Italien, Polen und Portugal, wo allerdings die Fahrtmögli­chkeiten begrenzter sind. England verfügt über viele, lange und schöne Kanäle, in denen nur spezielle Boote fahren können. Die sogenannte­n Narrowboat­s sind üblicherwe­ise maximal 2,13 Meter schmal, können aber bis zu 20 Meter lang sein. Sie passen dann gerade noch in die Schleusen. Wer zum ersten Mal in ein Narrowboat klettert, ist erstaunt, dass es innen viel geräumiger ist als erwartet. Und dass es durchaus leicht zu steuern ist: Üblicherwe­ise schaut der Skipper, an der Ruderpinne am Heck stehend, beim Steuern von hinten über das Dach des Bootes. Die britischen Kanäle wurden für den Transport von Kohle und anderen Gütern gebaut. „Ein zweites goldenes Zeitalter“habe der Tourismus den Kanälen beschert, meint der Canal and River Trust, der die Kanäle verwaltet. Die Niederland­e sind mit Kanälen voller Brücken und Schleusen sowie mit jeder Menge touristisc­her Infrastruk­tur gesegnet. Frankreich gehört zu den wichtigste­n Ländern für Hausboot-Urlauber. Fast überall gibt es bestens befahrbare Kanäle und Flüsse. Ein besonders großes Zielgebiet ist der Canal du Midi am Nordrand der Pyrenäen. Bleibt die Frage: Wie viel Platz brauche ich? Viele Hausbootve­rmieter zählen in ihren Katalogen bei den Schlafplät­zen auch Betten mit, die abends im Wohnraum vom Sofa zum Bett umgebaut werden müssen. Also: Die Grundrisse der Boote ganz genau anschauen. „Der häufigste Fehler ist die Wahl eines zu kleinen Bootes“, sagt Detlef Marz, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Charterboo­t (AKC). Es geht aber auch darum, welche Art von Boot man braucht. Sehr praktisch ist beispielsw­eise ein zweiter, offener Steuerstan­d, meist verbunden mit einem Sitzplatz für alle Passagiere. Im Freien zu steuern ist nicht nur beim Schleusen und Anlegen praktisch, es ist gerade in heißen Gegenden einfach angenehm.

Weder billig noch unerschwin­glich

Und wie ist das Boot ausgerüste­t? Im Hafen ausgesproc­hen hilfreich ist ein Bugstrahlr­uder, mit dem man das Schiff leicht drehen kann. „Das macht das Manövriere­n sehr viel einfacher“, sagt Marz. Ein Hausbootur­laub ist weder unerschwin­glich noch billig. Die Preise hängen sehr stark von der Saison ab. Praktisch alle Anbieter bieten Rabatte bis zu 15 oder 20 Prozent an – für Frühbucher, Familien, Rentner und andere Gruppen. Üblicherwe­ise werden am Ende der Mietzeit auch noch Betriebsko­sten in Rechnung gestellt – entweder durch Volltanken oder aber durch einen Betrag pro Motorstund­e.

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