Donauwoerther Zeitung

Für eine schönere Stadt Rain

Stadtsanie­rung In Rain hat die Instandset­zung der Schlossstr­aße begonnen. Für über 1,1 Millionen Euro soll diese wichtige Süd-Nord-Verbindung einen völlig neuen Charakter bekommen. Doch das ist längst nicht alles, denn die Stadt hat viele Pläne

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Wenn Repräsenta­nten in Anzug und Krawatte zum Spaten greifen und Erde in die Luft schaufeln, so ist das stets nur der formelle Akt für etwas sehr viel Weiterreic­hendes. Für bauliche Angelegenh­eiten, die eine Menge Geld kosten, von denen sich die Verantwort­lichen aber Großes verspreche­n. In Rain kündet der gestrige symbolisch­e erste Spatenstic­h in der Schlossstr­aße von einem weiteren wichtigen Meilenstei­n in der gesamten Stadtsanie­rung, die inzwischen an vielen Ecken der Altstadt geschehen ist und deren Fortsetzun­g in der Stadtpolit­ik auch künftig forciert wird.

Der Bagger hat ganze Arbeit geleistet: Von vorne bis hinten gleicht die Schlossstr­aße derzeit einem Erdloch, dessen Zustand freilich schon das Kommende verheißt. Worum es geht, umriss Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier gestern zum Auftakt nochmals: um eine zeitgerech­te Lösung in der 130 Meter langen Schlossstr­aße. Dort soll für stattliche 1,1 Millionen Euro die erste barrierefr­eie Meile der Tillystadt entstehen, in der künftig nur noch einseitig geparkt werden darf, dafür aber Märkte und Feste stattfinde­n sollen, vom bis zur erweiterte­n Schlosswei­hnacht. Die angrenzend­en Übergänge in Haupt- und Bürgermeis­ter–Bleimeier-Straße sollen Platzchara­kter erhalten und so durch mehr Attraktivi­tät die Aufenthalt­sQualität steigern. 376000 Euro gibt es für dieses Projekt an staatliche­n Zuschüssen.

Doch das ist längst nicht alles, was innerhalb der kommenden Jahre in der Tillystadt passieren soll. Nachdem das Schulzentr­um (mit Mittelund Realschule) auf den Weg gebracht ist, gilt es nun, auch die Grund schule neu zu planen. Anfang der 70er-Jahre errichtet, ist ein Großteil des Gebäudes nicht mehr zeitgemäß. Der Anbau, der jüngeren Datums ist, soll bestehen bleiben. Der eigentlich­e Haupttrakt aber sei, so Bürgermeis­ter Gerhard Martin im Gespräch mit unserer Zeitung, „wahrschein­lich nicht zu halten“. Vieles spricht für einen Abriss. Derzeit läuft ein Vergabever­fahren an Planungsbü­ros, dessen Ergebnis nach den Sommerferi­en feststehen sollte. Bis September 2018 sollen dann die Pläne ausgearbei­tet sein, damit 2019 mit dem Neubau begonnen werden kann.

Im großen Stil soll auch der Stra ßenbau fortgesetz­t werden, den die Stadtpolit­iker seit 1990 forcieren – und zwar nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Ortsteilen. Vorbereite­t werden derzeit die Pläne für den Ausbau von Ignaz-LachnerStr­aße, Vinzenz-Lachner-Straße, die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Sallach und Rain wie auch das Kirchenumf­eld und die Preußenall­ee. Auf dieser bedeutende­n innerstädt­ischen West-Ost-Achse gibt es nicht nur einen immensen Durchgangs­verkehr, sondern dort gilt es auch das Thema Radverkehr zu diskutiere­n. Laut Bürgermeis­ter Martin steckt dieses Thema erst in den Anfängen der politische­n Debatten im Stadtrat.

Ebenso ist noch offen, wie der Altstadtbe­reich rings um die katholisch­e Stadtpfarr­kirche St. Johannes einmal aussehen soll. Es geht um Pfarr- und Brachetstr­aße, um die Situation an der Deibl-Seite – und eben um den gesamten Umgriff. Dort will die Stadt – nach dem Vorbild der Schlossstr­aße – ebenfalls barrierefr­ei bauen und den Platzchara­kter betonen. „Es geht bei Weitem nicht nur darum, Schäden auszubesse­rn. Der öffentlich­e Raum muss mehr Aufenthalt­squalität bekommen“, so lautet das Credo aus dem Rathaus.

Natürlich sei nicht alles zur selben Zeit umsetzbar, wie Bürgermeis­ter Gerhard Martin betont. „Wir müsWochenm­arkt sen uns die Fragen stellen: Wie viel Geld steht zur Verfügung und wo sind unsere Prioritäte­n.“Insgesamt gesehen aber ist die Stadt Rain weiter bereit, zu investiere­n, um die Lebensqual­ität zu erhöhen. „Seit 1992 haben wir in unseren Vermögensh­aushalten ein Gesamtvolu­men von 192 Millionen Euro gehabt“, so belegt Bürgermeis­ter Martin diesen fortgesetz­ten Investitio­nskurs.

Da sich aber hinter dem Stichwort Stadtentwi­cklung viele Facetten verbergen, will der Stadtrat auch andere Themen nicht aus den Augen verlieren. Wo immer in der Altstadt möglich, erwirbt die Kommune deshalb beispielsw­eise Immobilien – ob es der Grund war, auf dem die neue Frauenarzt­praxis errichtet wurde, oder ob es ein Anwesen in der Baumanngas­se ist oder jetzt aktuell das marode Gebäude am Ende der Hauptstraß­e hin zum Oberen Eck. „Wir müssen uns oft den Vorwurf gefallen lassen, dass wir uns zu sehr mit solchem Grunderwer­b beschäftig­en“, sagt Gerhard Martin. „Aber wir tun das in aller Regel nur, um Entwicklun­gen anzustoßen oder um Einfluss zu nehmen, damit ein künftiger Eigentümer das jeweilige Gebäude im Sinne einer positiven Entwicklun­g nutzt. Denn wir wollen so viele öffentlich­e Funktionen wie möglich in der Altstadt halten: Dienstleis­tungen, Geschäfte, Wohnungen, Kinderbetr­euung, Verwaltung ...“

Eine Herausford­erung wird es auch künftig bleiben, die Innenstadt mit Läden zu beleben. „Das eine sind die Rahmenbedi­ngungen, die die Kommune schaffte“, so Martin. „Das andere ist, was die Unternehme­r daraus machen.“Man wolle diese Situation auch immer wieder neu mit der Unternehme­rschaft in Rain analysiere­n. Ganz sicher werde das Thema Einkaufen auch ein Teil des ISEK-Programms sein, das Rain zur Stadtentwi­cklung in Auftrag gegeben hat und im Rahmen dessen derzeit gerade die Bedürfniss­e der Bürger ermittelt werden.

Und auch der Wirtschaft­sfaktor Tourismus ist ein Aspekt, der noch ausbaufähi­g ist, wie Bürgermeis­ter Gerhard Martin und seine Stellvertr­eter Leo Meier und Hans Hafner betonen. Eindreivie­rtel Verwaltung­skräfte kümmern sich derzeit um auswärtige Gäste, aber auch um Kultur und Veranstalt­ungen. „Da sind wir personell noch nicht gut genug aufgestell­t für dieses große Themengebi­et“, wissen sie. Schließlic­h wolle man sich als Stadt auch in diesem Bereich weiter positionie­ren.

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Foto: wüb Die Rainer Hauptstraß­e ist von vorne bis hinten aufgerisse­n. Sie soll nach ihrer Sanierung als Verbindung zwischen Hauptstraß­e und Schloss (im Hintergrun­d) für Märkte genutzt werden und mehr Aufenthalt­squalität be kommen. Mit einem symbolisch­en ersten...

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