Für eine schönere Stadt Rain
Stadtsanierung In Rain hat die Instandsetzung der Schlossstraße begonnen. Für über 1,1 Millionen Euro soll diese wichtige Süd-Nord-Verbindung einen völlig neuen Charakter bekommen. Doch das ist längst nicht alles, denn die Stadt hat viele Pläne
Rain Wenn Repräsentanten in Anzug und Krawatte zum Spaten greifen und Erde in die Luft schaufeln, so ist das stets nur der formelle Akt für etwas sehr viel Weiterreichendes. Für bauliche Angelegenheiten, die eine Menge Geld kosten, von denen sich die Verantwortlichen aber Großes versprechen. In Rain kündet der gestrige symbolische erste Spatenstich in der Schlossstraße von einem weiteren wichtigen Meilenstein in der gesamten Stadtsanierung, die inzwischen an vielen Ecken der Altstadt geschehen ist und deren Fortsetzung in der Stadtpolitik auch künftig forciert wird.
Der Bagger hat ganze Arbeit geleistet: Von vorne bis hinten gleicht die Schlossstraße derzeit einem Erdloch, dessen Zustand freilich schon das Kommende verheißt. Worum es geht, umriss Zweiter Bürgermeister Leo Meier gestern zum Auftakt nochmals: um eine zeitgerechte Lösung in der 130 Meter langen Schlossstraße. Dort soll für stattliche 1,1 Millionen Euro die erste barrierefreie Meile der Tillystadt entstehen, in der künftig nur noch einseitig geparkt werden darf, dafür aber Märkte und Feste stattfinden sollen, vom bis zur erweiterten Schlossweihnacht. Die angrenzenden Übergänge in Haupt- und Bürgermeister–Bleimeier-Straße sollen Platzcharakter erhalten und so durch mehr Attraktivität die AufenthaltsQualität steigern. 376000 Euro gibt es für dieses Projekt an staatlichen Zuschüssen.
Doch das ist längst nicht alles, was innerhalb der kommenden Jahre in der Tillystadt passieren soll. Nachdem das Schulzentrum (mit Mittelund Realschule) auf den Weg gebracht ist, gilt es nun, auch die Grund schule neu zu planen. Anfang der 70er-Jahre errichtet, ist ein Großteil des Gebäudes nicht mehr zeitgemäß. Der Anbau, der jüngeren Datums ist, soll bestehen bleiben. Der eigentliche Haupttrakt aber sei, so Bürgermeister Gerhard Martin im Gespräch mit unserer Zeitung, „wahrscheinlich nicht zu halten“. Vieles spricht für einen Abriss. Derzeit läuft ein Vergabeverfahren an Planungsbüros, dessen Ergebnis nach den Sommerferien feststehen sollte. Bis September 2018 sollen dann die Pläne ausgearbeitet sein, damit 2019 mit dem Neubau begonnen werden kann.
Im großen Stil soll auch der Stra ßenbau fortgesetzt werden, den die Stadtpolitiker seit 1990 forcieren – und zwar nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Ortsteilen. Vorbereitet werden derzeit die Pläne für den Ausbau von Ignaz-LachnerStraße, Vinzenz-Lachner-Straße, die Ortsverbindungsstraße zwischen Sallach und Rain wie auch das Kirchenumfeld und die Preußenallee. Auf dieser bedeutenden innerstädtischen West-Ost-Achse gibt es nicht nur einen immensen Durchgangsverkehr, sondern dort gilt es auch das Thema Radverkehr zu diskutieren. Laut Bürgermeister Martin steckt dieses Thema erst in den Anfängen der politischen Debatten im Stadtrat.
Ebenso ist noch offen, wie der Altstadtbereich rings um die katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes einmal aussehen soll. Es geht um Pfarr- und Brachetstraße, um die Situation an der Deibl-Seite – und eben um den gesamten Umgriff. Dort will die Stadt – nach dem Vorbild der Schlossstraße – ebenfalls barrierefrei bauen und den Platzcharakter betonen. „Es geht bei Weitem nicht nur darum, Schäden auszubessern. Der öffentliche Raum muss mehr Aufenthaltsqualität bekommen“, so lautet das Credo aus dem Rathaus.
Natürlich sei nicht alles zur selben Zeit umsetzbar, wie Bürgermeister Gerhard Martin betont. „Wir müsWochenmarkt sen uns die Fragen stellen: Wie viel Geld steht zur Verfügung und wo sind unsere Prioritäten.“Insgesamt gesehen aber ist die Stadt Rain weiter bereit, zu investieren, um die Lebensqualität zu erhöhen. „Seit 1992 haben wir in unseren Vermögenshaushalten ein Gesamtvolumen von 192 Millionen Euro gehabt“, so belegt Bürgermeister Martin diesen fortgesetzten Investitionskurs.
Da sich aber hinter dem Stichwort Stadtentwicklung viele Facetten verbergen, will der Stadtrat auch andere Themen nicht aus den Augen verlieren. Wo immer in der Altstadt möglich, erwirbt die Kommune deshalb beispielsweise Immobilien – ob es der Grund war, auf dem die neue Frauenarztpraxis errichtet wurde, oder ob es ein Anwesen in der Baumanngasse ist oder jetzt aktuell das marode Gebäude am Ende der Hauptstraße hin zum Oberen Eck. „Wir müssen uns oft den Vorwurf gefallen lassen, dass wir uns zu sehr mit solchem Grunderwerb beschäftigen“, sagt Gerhard Martin. „Aber wir tun das in aller Regel nur, um Entwicklungen anzustoßen oder um Einfluss zu nehmen, damit ein künftiger Eigentümer das jeweilige Gebäude im Sinne einer positiven Entwicklung nutzt. Denn wir wollen so viele öffentliche Funktionen wie möglich in der Altstadt halten: Dienstleistungen, Geschäfte, Wohnungen, Kinderbetreuung, Verwaltung ...“
Eine Herausforderung wird es auch künftig bleiben, die Innenstadt mit Läden zu beleben. „Das eine sind die Rahmenbedingungen, die die Kommune schaffte“, so Martin. „Das andere ist, was die Unternehmer daraus machen.“Man wolle diese Situation auch immer wieder neu mit der Unternehmerschaft in Rain analysieren. Ganz sicher werde das Thema Einkaufen auch ein Teil des ISEK-Programms sein, das Rain zur Stadtentwicklung in Auftrag gegeben hat und im Rahmen dessen derzeit gerade die Bedürfnisse der Bürger ermittelt werden.
Und auch der Wirtschaftsfaktor Tourismus ist ein Aspekt, der noch ausbaufähig ist, wie Bürgermeister Gerhard Martin und seine Stellvertreter Leo Meier und Hans Hafner betonen. Eindreiviertel Verwaltungskräfte kümmern sich derzeit um auswärtige Gäste, aber auch um Kultur und Veranstaltungen. „Da sind wir personell noch nicht gut genug aufgestellt für dieses große Themengebiet“, wissen sie. Schließlich wolle man sich als Stadt auch in diesem Bereich weiter positionieren.