So reif, so brillant – so jung
Muttertagskonzert Brillanter Auftritt der elfjähirgen Violin-Solistin Clara Shen im Kaisersaal
Kaisheim Wieder einmal bot der Kaisheimer Kaisersaal mit seinem einzigartigen Ambiente und der festlichen Beleuchtung einen vollendeten Rahmen für ein klassisches Konzert mit Werken von Händel und Mozart. Gespannte Erwartung herrschte beim diesjährigen traditionellen Muttertagskonzert, sollte doch die erst elfjährige Ausnahmegeigerin Clara Shen als Solistin des Abends auftreten.
Doch bis es soweit war, durften die Zuhörer ein gut disponiertes Kammerorchester unter der bewährten Leitung von Professor Bernhard Tluck erleben. Das knapp 30-köpfige, hauptsächlich aus Laien zusammengesetzte Streicherensemble Die Zarge intonierte zu Beginn Georg Friedrich Händels „Concerto grosso in B-Dur, op. 6/7“und erwies sich dabei als homogener, überzeugend agierender Klangkörper.
Eine ganz andere Tonsprache vermittelte das Orchester mit der Interpretation von Edward Elgars spätromantisch geprägter „Serenade für Streichorchester, e-Moll, op. 20“. Der dichte Klang, teils mit reizvollem Wechselspiel zwischen hohen und tiefen Streichern, die weiten, elegischen Melodiebögen des zweiten Satzes sowie die leidenschaftliche Expressivität des Werkes zogen die Zuhörer in ihren Bann. In einer um Bläser erweiterten Besetzung erklang daneben auch die „Sinfonie A-Dur, KV 201“von W. A. Mozart. Dabei intonierte das Orchester den hier bereits deutlich erkennbaren, für Mozart typischen, kantablen, federndeleganten Stil überzeugend und dynamisch differenziert.
Großen Wert legt Die Zarge darauf, als Podium für junge Künstler und Solisten zu dienen. Die jüngste dürfte wohl die erst elfjährige Geigerin Clara Shen sein, die bereits mehrere Preise im Fach Violine gewonnen hat. Dabei gibt sich die Gymnasiastin, die seit ihrem fünften Lebensjahr Geige spielt und derzeit Unterricht an der Münchner Musikhochschule bei Professorin Sonja Korkeala hat, gelöst und bescheiden. „Mir macht es einfach Spaß, Geige zu spielen“, so die junge Solistin. Und das spürt man auch, wenn sie zu ihrem Instrument greift und in unbefangener Spielfreude, mit einer bestechenden Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit W. A. Mozarts „Vioden linkonzert G-Dur, KV 216“, zum Besten gibt. Mühelos schwebten ihre Finger bei den zahlreichen Läufen und Verzierungen über die Saiten, intonatorisch lupenrein intonierte sie in der Kadenz die technisch anspruchsvollen Doppelgriffe, Triller und Arpeggien, meisterhaft führte sie ihren Bogen in diversen Streichtechniken und das alles in einer ungeheuren musikalischen Reife und Abgeklärtheit. Vielmehr blinzelte sie „nebenzu“den Orchestermusikern zu oder lächelte verklärt vor sich hin. Der tosende, nicht enden wollende Applaus der Zuhörer war ihr gewiss.