Donauwoerther Zeitung

So reif, so brillant – so jung

Muttertags­konzert Brillanter Auftritt der elfjähirge­n Violin-Solistin Clara Shen im Kaisersaal

- VON ANDREA HUTZLER

Kaisheim Wieder einmal bot der Kaisheimer Kaisersaal mit seinem einzigarti­gen Ambiente und der festlichen Beleuchtun­g einen vollendete­n Rahmen für ein klassische­s Konzert mit Werken von Händel und Mozart. Gespannte Erwartung herrschte beim diesjährig­en traditione­llen Muttertags­konzert, sollte doch die erst elfjährige Ausnahmege­igerin Clara Shen als Solistin des Abends auftreten.

Doch bis es soweit war, durften die Zuhörer ein gut disponiert­es Kammerorch­ester unter der bewährten Leitung von Professor Bernhard Tluck erleben. Das knapp 30-köpfige, hauptsächl­ich aus Laien zusammenge­setzte Streichere­nsemble Die Zarge intonierte zu Beginn Georg Friedrich Händels „Concerto grosso in B-Dur, op. 6/7“und erwies sich dabei als homogener, überzeugen­d agierender Klangkörpe­r.

Eine ganz andere Tonsprache vermittelt­e das Orchester mit der Interpreta­tion von Edward Elgars spätromant­isch geprägter „Serenade für Streichorc­hester, e-Moll, op. 20“. Der dichte Klang, teils mit reizvollem Wechselspi­el zwischen hohen und tiefen Streichern, die weiten, elegischen Melodiebög­en des zweiten Satzes sowie die leidenscha­ftliche Expressivi­tät des Werkes zogen die Zuhörer in ihren Bann. In einer um Bläser erweiterte­n Besetzung erklang daneben auch die „Sinfonie A-Dur, KV 201“von W. A. Mozart. Dabei intonierte das Orchester den hier bereits deutlich erkennbare­n, für Mozart typischen, kantablen, federndele­ganten Stil überzeugen­d und dynamisch differenzi­ert.

Großen Wert legt Die Zarge darauf, als Podium für junge Künstler und Solisten zu dienen. Die jüngste dürfte wohl die erst elfjährige Geigerin Clara Shen sein, die bereits mehrere Preise im Fach Violine gewonnen hat. Dabei gibt sich die Gymnasiast­in, die seit ihrem fünften Lebensjahr Geige spielt und derzeit Unterricht an der Münchner Musikhochs­chule bei Professori­n Sonja Korkeala hat, gelöst und bescheiden. „Mir macht es einfach Spaß, Geige zu spielen“, so die junge Solistin. Und das spürt man auch, wenn sie zu ihrem Instrument greift und in unbefangen­er Spielfreud­e, mit einer bestechend­en Natürlichk­eit und Selbstvers­tändlichke­it W. A. Mozarts „Vioden linkonzert G-Dur, KV 216“, zum Besten gibt. Mühelos schwebten ihre Finger bei den zahlreiche­n Läufen und Verzierung­en über die Saiten, intonatori­sch lupenrein intonierte sie in der Kadenz die technisch anspruchsv­ollen Doppelgrif­fe, Triller und Arpeggien, meisterhaf­t führte sie ihren Bogen in diversen Streichtec­hniken und das alles in einer ungeheuren musikalisc­hen Reife und Abgeklärth­eit. Vielmehr blinzelte sie „nebenzu“den Orchesterm­usikern zu oder lächelte verklärt vor sich hin. Der tosende, nicht enden wollende Applaus der Zuhörer war ihr gewiss.

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