Buchdorf wird Musterdorf
Rekordhaushalt In diesem Jahr rechnet die finanzstärkste Kommune im Landkreis mit 6,9 Millionen Euro an Steuereinnahmen. Die Sogwirkung hat ihre Folgen
Buchdorf Große Vorhaben werfen in Buchdorf ihre Schatten voraus: Vermutlich noch in diesem Jahr werden am Platz für das geplante Dorfzentrum erste Abrissarbeiten stattfinden. Im aktuellen Haushalt sind dafür jedenfalls Mittel vorgesehen. Auch für ein weiteres Projekt ist Geld vorhanden: den neuen Kinderhort. Zwar gibt es bereits konkrete Pläne, doch angesichts der vollen Auftragsbücher der Handwerksbetriebe wird mit dem Bau voraussichtlich erst 2018 begonnen werden können.
Allen Unkenrufen zum Trotz sprudelt die Gewerbesteuer in Buchdorf weiterhin auf hohem Niveau. 6,5 Millionen Euro erwartet die Gemeinde daraus – wesentlich mehr als im Vorjahr. Das führt letztlich zu einem Rekord-Haushalt: Er schließt mit über 16 Millionen Euro ab. Bürgermeister Georg Vellinger (CSU) verweist nicht ohne Stolz darauf, „dass dieses Volumen uns deutlich von anderen vergleichbaren Kommunen unterscheidet“.
Nach der Gewerbesteuer ist die Einkommenssteuerbeteiligung der wichtigste Einnahmeposten: Knapp 760 000 Euro erhält Buchdorf aus diesem Topf. Mit einer staatlichen Schlüsselzuweisung darf die Kommune angesichts ihrer starken Steuerkraft indes nicht rechnen. Vellinger betonte erneut, dass man mit der Steuer- und Umlagekraft vor Mertingen, Bäumenheim, Monheim, Donauwörth und Nördlingen auf Platz eins im Landkreis liege, in Schwaben auf dem dritten und in Bayern auf dem siebten Rang. 3,7 Millionen Euro muss Buchdorf an den Landkreis abgeben. „Ein dicker Posten“, sagt der Bürgermeister, aber „die beabsichtigte Senkung der Kreisumlage entlastet uns nach den bisher bekannten Zahlen bis 2020 um rund 350000 Euro“.
Was geschieht nun mit den Millionen, die Buchdorf auf der hohen Kante hat? Zum einen bewirkt die nach wie vor große Sogwirkung der Juragemeinde eine hohe Nachfrage nach Bauland. Rund 2,5 Millionen Euro wendet die Gemeinde für die Erschließung von Bau- und Gewerbeflächen und den Straßenausbau auf. Am „Brunnenfeld IV“wurden die notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen durchgeführt, sodass die Bauinteressenten nun in die Vollen gehen können. Aber Vellinger und sein Rat blicken weiter nach vorne: Sie sind gerade dabei, für ein weiteres, nächstes Baugebiet mit bis zu 40 Parzellen Grundstücke zu erwerben. 2,4 Millionen Euro stehen im Plan. „Die Gemeinde solle so viel wie möglich erwerben – als Bau-, Gewerbe- oder Ausgleichsflächen, als Tausch- und Reserveareale“, erklärte Vellinger.
Um alles finanzieren zu können, sollen 3,6 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden. Kreditaufnahmen sind nicht notwendig wie in der Regel seit 15 Jahren. Nur einmal hat die Kommune ein Darlehen beansprucht: Es wird ständig getilgt. Zum Ende dieses Jahres wird jeder Buchdorfer deshalb mit rund 106 Euro in der Kreide stehen, was einem Schuldenstand von rund 180000 Euro entspricht.
Bis 2020 hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt: die Schaffung eines Dorfzentrums mit dem RathausNeubau, eines Bankgebäudes mit Arztpraxis und voraussichtlich einer Apotheke, die Erschließung eines weiteren Baugebietes und die Sanierung von Straßen. Legt man diesen Investitionsplan zugrunde, so rechnet Vellinger vor, werde die Gemeinde Ende 2020 immer noch rund zwei Millionen Euro in der Kasse haben.
Schließlich wird der Bürgermeister generell: „Durch das anhaltende Wachstum werden entstehende Kosten auf mehr Schultern verteilt.“Und Einrichtungen wie der Kindergarten, die Grundschule, aber auch Metzgerei, Zahnarzt, Banken, Tankstelle und Vereine würden in ihrem Bestand eher gesichert, als bei einem Stillstand oder gar Rückgang von Bevölkerung und Gewerbetreibenden.
Georg Reiner junior (CSU/Freie Bürger/Junge Bürger/Baierfelder Liste) begründete die Zustimmung seiner Fraktion bei der Etat-Verabschiedung im Gemeinderat mit Zahlen, „die solide sind“.
Wenn der größte Gewerbesteuerzahler vor Ort künftig aufgrund von Personalabbau nicht mehr im bisherigen Maße Abgaben leiste, könne man dies kompensieren. Reiner: „Sollte es jedoch zu einem größeren Ausfall der Gewerbesteuer kommen, müssen Projekte geschoben werden.“In den letzten Jahrzehnten seien mutige Investitionen getätigt worden, die eine positive Entwicklung Buchdorfs ermöglichten.
Ursula Kneißl-Eder (Frauenliste Buchdorf-Baierfeld) freute sich, dass im Baugebiet „Brunnenfeld IV“fast alle Plätze verkauft seien. Viele der jungen Familien würden das Betreuungsangebot für Kinder mit Begeisterung wahrnehmen. Während sich andere Kommunen überlegten, wie sie vorhandene Räume in Schulen und Kindergärten anderweitig nutzen könnten, werde Buchdorf sein Kinderhaus mit zwei Hortgruppen erweitern. Kneißl-Eder bedauerte derweil, dass die Verwirklichung des Dorfzentrums Geduld erfordere. „Mir geht es zu langsam“, sagte sie.
Für die PWG bekundete Paula Haunstetter Ablehnung. Sie kritisierte die „Fixierung des Bürgermeisters und seiner bekannten Mehrheit“auf ein Dorfzentrum („der Abriss der vorhandenen Gebäude ist Steuergeld-Verschwendung“), den Erwerb von landwirtschaftlichen Nutz- und Tauschflächen durch die Gemeinde und die weitere, „verfrühte“Erschließung eines Baugebiets.
Sie bedauerte, dass der Antrag der Freiwilligen Feuerwehr, das Buchdorfer Feuerwehrhaus um zwei Fahrzeugstellplätze zu erweitern, bisher nicht beraten wurde.
»Kommentar
Die Kommune will weiter wachsen Es gibt auch Kritik am Vorgehen