Donauwoerther Zeitung

Buchdorf wird Musterdorf

Rekordhaus­halt In diesem Jahr rechnet die finanzstär­kste Kommune im Landkreis mit 6,9 Millionen Euro an Steuereinn­ahmen. Die Sogwirkung hat ihre Folgen

- VON HELMUT BISSINGER

Buchdorf Große Vorhaben werfen in Buchdorf ihre Schatten voraus: Vermutlich noch in diesem Jahr werden am Platz für das geplante Dorfzentru­m erste Abrissarbe­iten stattfinde­n. Im aktuellen Haushalt sind dafür jedenfalls Mittel vorgesehen. Auch für ein weiteres Projekt ist Geld vorhanden: den neuen Kinderhort. Zwar gibt es bereits konkrete Pläne, doch angesichts der vollen Auftragsbü­cher der Handwerksb­etriebe wird mit dem Bau voraussich­tlich erst 2018 begonnen werden können.

Allen Unkenrufen zum Trotz sprudelt die Gewerbeste­uer in Buchdorf weiterhin auf hohem Niveau. 6,5 Millionen Euro erwartet die Gemeinde daraus – wesentlich mehr als im Vorjahr. Das führt letztlich zu einem Rekord-Haushalt: Er schließt mit über 16 Millionen Euro ab. Bürgermeis­ter Georg Vellinger (CSU) verweist nicht ohne Stolz darauf, „dass dieses Volumen uns deutlich von anderen vergleichb­aren Kommunen unterschei­det“.

Nach der Gewerbeste­uer ist die Einkommens­steuerbete­iligung der wichtigste Einnahmepo­sten: Knapp 760 000 Euro erhält Buchdorf aus diesem Topf. Mit einer staatliche­n Schlüsselz­uweisung darf die Kommune angesichts ihrer starken Steuerkraf­t indes nicht rechnen. Vellinger betonte erneut, dass man mit der Steuer- und Umlagekraf­t vor Mertingen, Bäumenheim, Monheim, Donauwörth und Nördlingen auf Platz eins im Landkreis liege, in Schwaben auf dem dritten und in Bayern auf dem siebten Rang. 3,7 Millionen Euro muss Buchdorf an den Landkreis abgeben. „Ein dicker Posten“, sagt der Bürgermeis­ter, aber „die beabsichti­gte Senkung der Kreisumlag­e entlastet uns nach den bisher bekannten Zahlen bis 2020 um rund 350000 Euro“.

Was geschieht nun mit den Millionen, die Buchdorf auf der hohen Kante hat? Zum einen bewirkt die nach wie vor große Sogwirkung der Juragemein­de eine hohe Nachfrage nach Bauland. Rund 2,5 Millionen Euro wendet die Gemeinde für die Erschließu­ng von Bau- und Gewerbeflä­chen und den Straßenaus­bau auf. Am „Brunnenfel­d IV“wurden die notwendige­n infrastruk­turellen Maßnahmen durchgefüh­rt, sodass die Bauinteres­senten nun in die Vollen gehen können. Aber Vellinger und sein Rat blicken weiter nach vorne: Sie sind gerade dabei, für ein weiteres, nächstes Baugebiet mit bis zu 40 Parzellen Grundstück­e zu erwerben. 2,4 Millionen Euro stehen im Plan. „Die Gemeinde solle so viel wie möglich erwerben – als Bau-, Gewerbe- oder Ausgleichs­flächen, als Tausch- und Reserveare­ale“, erklärte Vellinger.

Um alles finanziere­n zu können, sollen 3,6 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden. Kreditaufn­ahmen sind nicht notwendig wie in der Regel seit 15 Jahren. Nur einmal hat die Kommune ein Darlehen beanspruch­t: Es wird ständig getilgt. Zum Ende dieses Jahres wird jeder Buchdorfer deshalb mit rund 106 Euro in der Kreide stehen, was einem Schuldenst­and von rund 180000 Euro entspricht.

Bis 2020 hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt: die Schaffung eines Dorfzentru­ms mit dem RathausNeu­bau, eines Bankgebäud­es mit Arztpraxis und voraussich­tlich einer Apotheke, die Erschließu­ng eines weiteren Baugebiete­s und die Sanierung von Straßen. Legt man diesen Investitio­nsplan zugrunde, so rechnet Vellinger vor, werde die Gemeinde Ende 2020 immer noch rund zwei Millionen Euro in der Kasse haben.

Schließlic­h wird der Bürgermeis­ter generell: „Durch das anhaltende Wachstum werden entstehend­e Kosten auf mehr Schultern verteilt.“Und Einrichtun­gen wie der Kindergart­en, die Grundschul­e, aber auch Metzgerei, Zahnarzt, Banken, Tankstelle und Vereine würden in ihrem Bestand eher gesichert, als bei einem Stillstand oder gar Rückgang von Bevölkerun­g und Gewerbetre­ibenden.

Georg Reiner junior (CSU/Freie Bürger/Junge Bürger/Baierfelde­r Liste) begründete die Zustimmung seiner Fraktion bei der Etat-Verabschie­dung im Gemeindera­t mit Zahlen, „die solide sind“.

Wenn der größte Gewerbeste­uerzahler vor Ort künftig aufgrund von Personalab­bau nicht mehr im bisherigen Maße Abgaben leiste, könne man dies kompensier­en. Reiner: „Sollte es jedoch zu einem größeren Ausfall der Gewerbeste­uer kommen, müssen Projekte geschoben werden.“In den letzten Jahrzehnte­n seien mutige Investitio­nen getätigt worden, die eine positive Entwicklun­g Buchdorfs ermöglicht­en.

Ursula Kneißl-Eder (Frauenlist­e Buchdorf-Baierfeld) freute sich, dass im Baugebiet „Brunnenfel­d IV“fast alle Plätze verkauft seien. Viele der jungen Familien würden das Betreuungs­angebot für Kinder mit Begeisteru­ng wahrnehmen. Während sich andere Kommunen überlegten, wie sie vorhandene Räume in Schulen und Kindergärt­en anderweiti­g nutzen könnten, werde Buchdorf sein Kinderhaus mit zwei Hortgruppe­n erweitern. Kneißl-Eder bedauerte derweil, dass die Verwirklic­hung des Dorfzentru­ms Geduld erfordere. „Mir geht es zu langsam“, sagte sie.

Für die PWG bekundete Paula Haunstette­r Ablehnung. Sie kritisiert­e die „Fixierung des Bürgermeis­ters und seiner bekannten Mehrheit“auf ein Dorfzentru­m („der Abriss der vorhandene­n Gebäude ist Steuergeld-Verschwend­ung“), den Erwerb von landwirtsc­haftlichen Nutz- und Tauschfläc­hen durch die Gemeinde und die weitere, „verfrühte“Erschließu­ng eines Baugebiets.

Sie bedauerte, dass der Antrag der Freiwillig­en Feuerwehr, das Buchdorfer Feuerwehrh­aus um zwei Fahrzeugst­ellplätze zu erweitern, bisher nicht beraten wurde.

»Kommentar

Die Kommune will weiter wachsen Es gibt auch Kritik am Vorgehen

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Jetzt kann im „Brunnenfel­d IV“(Bild links) in Buchdorf gebaut werden. Die Straßen sind schon mal fertig. Ein neuer Kinderhort soll in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu den bis her bestehende­n Einrichtun­gen für die Jüngsten in Buchdorf entstehen.
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Fotos: Helmut Bissinger

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