Rekordumsatz im Dorfladen
Einkaufen Das Gemeinschaftsprojekt läuft gut, für jede „Aktie“gab es eine dicke Dividende. Trotzdem mahnt der Geschäftsführer zu noch mehr Solidarität
Während in vielen Gemeinden im Landkreis das Projekt Dorfladen in den Kinderschuhen steckt, kann Wolferstadt bereits auf eine 22-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Bereits 1995 hatte der Gemeinderat unter der Führung von Bürgermeister Schnierle das Heft in die Hand genommen treu dem Motto, wenn dir niemand hilft, dann hilf dir selbst und – nachdem kein privater Betreiber gefunden wurde – die Dorfladen-Gesellschaft ins Leben gerufen.
Zwischenzeitlich halten 299 Gesellschafter 540 Genossenschaftsanteile zu je 150 Euro. Der Verkauf wird von 17 Verkäuferinnen sichergestellt. 138 Besucher waren der Einladung zur Gesellschafterversammlung gefolgt und Geschäftsführer Andreas Eigenmann konnte neben Bürgermeister Philipp Schlapak auch den Zweiten Bürgermeister Markus Deffner und Altbürgermeister Xaver Schnierle zahlreiche Gemeinderäte und Vereinsvorstände begrüßen. Ein fester Bestandteil der Generalversammlung ist der Musikverein Wolferstadt, der bereits seit 20 Jahren die musikalische Umrahmung bildet, dafür sprach Eigenmann den Verantwortlichen einen besonderen Dank aus.
Die nüchternen Zahlen untermalte der Dorfladenchef humorvoll mit kleinen Anekdoten und Ereignissen, die sich im Laufe des Jahres abgespielt hatten. Auch nach 22 Jahren stehen die Wolferstädter zu ihrem Dorfladen und bescherten ihm einen Rekordumsatz von netto fast 800000 Euro. An Ausgaben schlugen Wareneinkauf, Personalkosten und die sonstigen Betriebskosten, hier besonders die Stromkosten kräftig zu Buche. Aber am Ende konnte ein Gewinn von über 35 000 Euro erwirtschaftet werden.
Verantwortlich für diese gute Ertragslage machte Eigenmann auch niedrige Personal- und Betriebskosten sowie Umsatzsteigerung in Be- reichen mit hoher Gewinnspanne. Die Bilanzsumme beträgt gut 225 000 Euro.
Für jede „Dorfladen-Aktie“gab es dann erstmalig eine Rekord-Dividende in Höhe von 50 Euro – Gründungsmitglieder erhalten das Doppelte, also 100 Euro. Dies bedeutet eine Rendite von 33 oder 66 Prozent, in Zeiten der Null-ZinsPolitik eine fast „unseriöse“Rendite, wie Eigenmann anmerkte. Sonderzuwendungen von je 500 Euro erhalten die Senioren, Landfrauen, Pfarrei, Kindergarten und Grundschule. Die Gemeinde erhält 4400 Euro für die Instandsetzung der Kinderspielplätze, insbesondere zur Anschaffung einer Seilbahn am Spielplatz an der Kirche. Die Vereine erhalten für ihre Treue zum Dorfladen einen Sonderbonus von 10 von Hundert auf den getätigten Einkauf, was im Einzelfall bis zu 800 Euro ausmacht. Eigenmann merkte aber auch an, dass er von den Vereinen eine möglichst große Solidarität erwarte. Auf den Punkt gebracht meinte der Geschäftsführer: „Es kann nicht sein, dass der Glühwein im Discounter gekauft wird, der Warmhaltebehälter aber kostenlos im Dorfladen ausgeliehen wird.“
Eigenmann machte aber auch deutlich, dass nicht das Kapital diesen Ertrag erwirtschaftet, sondern nur der tägliche Einkauf zu diesen guten Zahlen beiträgt. Dafür dankte er der Kundschaft, aber auch den Verkäuferinnen, die selbstständig den täglichen Verkauf organisieren. Einen besonderen Dank und einen Blumenstrauß überreichte Eigenmann Hannelore Lehner und Josef Baumann, die beide nach über 20-jähriger Tätigkeit ihren Dienst im Dorfladen beenden.
Bürgermeister Philipp Schlapak bedankte sich beim Dorfladenchef für die unterhaltsame Generalversammlung und bei seinem Team für die Sicherstellung der Grundversorgung im Dorf.