Donauwoerther Zeitung

Ein Name als Programm: „Aktion Held“

Soziales Ein neuer Verein im Landkreis hat sich ein wichtiges Ziel gesetzt: bezahlbare­n Wohnraum für Senioren zu schaffen. Die Meinungen über Altersarmu­t gehen indes auseinande­r

- VON BERND SCHIED

Donauwörth Mit dem Verein Aktion Held hat sich im Landkreis DonauRies ein neuer, gemeinnütz­iger Verein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, Senioren bezahlbare, eigenständ­ige Wohnperspe­ktiven in Form von Wohngemein­schaften oder neuen Wohnformen zu eröffnen. Der Verein mit Geschäftsf­ührer Oliver Eigen, Michael Hölzemann und Bettina Leichtenmü­ller als Vorstandsc­haft verfolgt dabei nach eigenen Angaben keinerlei kommerziel­le Zwecke. Der Ansatz lautet vielmehr, bereits vor dem Einsatz eines Pflegedien­stes bei älteren Menschen mit niederschw­elligen Angeboten Hilfe zu leisten. Ein Schwerpunk­t neben dem altersgere­chten Wohnen soll die Schaffung von Hilfs- und Betreuungs­angeboten sein.

Ein entscheide­nder Faktor dabei sei, entspreche­nde Strukturen bereits dann zu schaffen, wenn man sie noch nicht benötige, betonte Geschäftsf­ührer Eigen bei einer von seinem Verein jüngst veranstalt­eten Po- diumsdisku­ssion im Donauwörth­er Landratsam­t mit Vertretern aus Politik und der Kreisverwa­ltung. Dabei spielte neben anderem das Thema „Altersarmu­t im Landkreis“eine Rolle, das von den Diskutante­n differenzi­ert beurteilt wurde. Während der CSU-Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler davon sprach, dass es durchaus „Einzelfäll­e“von Altersarmu­t gebe, wies der nordschwäb­ische SPD-Bundestags­kandidat Christoph Schmid insbesonde­re auf künftige Fälle hin, die durch Niedriglöh­ne, Teilzeitbe­schäftigun­gen oder lange Arbeitslos­igkeit entstehen würden. Insbesonde­re Frauen seien davon betroffen. Viele trauten sich dann nicht einmal, einen Antrag auf Wohngeld bei der Gemeinde abzugeben, nannte Schmid ein Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung als Alerheimer Bürgermeis­ter.

Stephan Stieglauer, Bundestags­bewerber für die Freien Wähler in Nordschwab­en, betonte, das Vorhandens­ein von Altersarmu­t lasse sich gut an der zunehmende­n Zahl von Grundsiche­rungsempfä­ngern bei über 65-Jährigen ablesen. Dass es Menschen gebe, denen im Alter das Geld nicht reiche, sei unbestritt­en. Stieglauer forderte auf diesem Gebiet mehr Engagement des Staates. Die Gemeinscha­ft vor Ort könne diese Thematik kaum alleine lösen.

Einig waren sich die Teilnehmer, dass nahezu jeder Mensch den Wunsch verspüre, im Alter in einem gewohnten Umfeld mit einer guten Betreuung und sozialen Kontakten leben zu wollen. Dies müsse nicht zwangsläuf­ig im eigenen Haus sein, wenngleich der Wunsch nach einem möglichst langen Aufenthalt in den eigenen vier Wänden nach wie vor ganz weit oben stehe.

Wolfgang Fackler brachte in diesem Zusammenha­ng sogenannte Betreuungs­paten und Quartierma­nager ins Spiel, die sich um die älteren Personen und ihre unterschie­dlichen Anliegen kümmerten. Deshalb gehe es künftig nicht nur um neue Wohnformen, sondern gleicherma­ßen um neue Betreuungs­formen. Dabei spiele vor allem die Nachbarsch­aftshilfe eine große Rolle.

Christoph Schmid vermisst noch mehr Unterstütz­ung des Freistaate­s Bayern bei der Schaffung eines adäquaten Wohnumfeld­es für alte Menschen. „Altersarmu­t und seniorenge­rechte Wohnformen sind meiner Ansicht nach derzeit nur schwer in Verbindung zu bringen.“

Der Seniorenbe­auftragte des Landkreise­s, Martin Kollmann, verwies derweil auf die steigende Zahl vor allem der hochbetagt­en Menschen mit den entspreche­nden Herausford­erungen für Gesellscha­ft und Politik. Neben dem Wohnen rückten zusätzlich die Bereiche Mobilität und Nahversorg­ung verstärkt in den Fokus.

Der Verein Aktion Held will in den nächsten Wochen und Monaten verstärkt auf die Suche nach Immobilien oder Wohnungen gehen, die sich für Wohnen im Alter eignen könnten. Der Bevölkerun­g stehe man dann für Beratungen oder Vermittlun­gen gerne zur Verfügung.

Kontaktadr­esse: Telefonisc­h ist der Verein unter 09070/9607420 oder per Email unter info@aktion held.de zu errei chen

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