Donauwoerther Zeitung

Die Kanzlerin thront über allen

Umfrage Die Forschungs­gruppe Wahlen legt für die Union ausgezeich­nete Zahlen vor. Dennoch halten zwei Drittel die Bundestags­wahl für offen

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg 0:3 hinten, die Luft ist raus, die Sache ist entschiede­n – so oder so ähnlich klangen die Schlagzeil­en in der Presse, nachdem die SPD nach dem Saarland und Schleswig-Holstein auch die „kleine Bundestags­wahl“an Rhein und Ruhr versemmelt hatte. Und tatsächlic­h mangelt es nicht an handfesten Indizien dafür, dass in Nordrhein-Westfalen nicht nur ein Machtwechs­el stattgefun­den hat, sondern auch eine Vorentsche­idung mit Blick auf die Bundestags­wahl am 24. September gefallen ist: Tag für Tag warnen Politiker der Union, dass noch rein gar nichts entschiede­n sei. Dahinter steckt die Sorge, dass die Mobilisier­ung der eigenen Anhänger ins Stocken geraten könnte.

Allerdings zeigen die aktuellen Zahlen der Forschungs­gruppe Wahlen, dass die meisten Deutschen weit weniger als viele Kommentato­ren davon überzeugt sind, dass Wahlsieger und -verlierer bereits feststehen: 66 Prozent aller Befragten halten das zwar für „noch offen“. Das könnte als gute Nachricht für die SPD und ihren Spitzenkan­didaten Martin Schulz gewertet werden. Doch bei einem genaueren Blick erweist sich das aktuelle Politbarom­eter dann doch als bittere Lektüre für SPD-Politiker oder treue Wähler der Partei. Besonders zu denken geben sollte den Sozialdemo­kraten, dass Schulz in puncto Beliebthei­t spektakulä­re Einbußen verzeichne­t. Im März noch stand er mit plus 1,7 im Notenspieg­el nur hauchdünn hinter Kanzlerin Angela Merkel. Doch dann ging es kontinuier­lich nach unten. Aktuell steht der frühere Präsident des EU-Parlaments nur noch bei mageren 0,6 – noch hinter Sigmar Gabriel. Sogar Gregor Gysi konnte sich noch vor dem Mann aus Würselen einreihen. Merkel thront mit 2,2 über allen. Das schlägt sich auch in der Sonntagsfr­age nieder. Wäre jetzt Bundestags­wahl, käme die SPD nur noch auf 27 Prozent (-2), während die Union um ein weiteres Pünktchen auf 38 Prozent klettert.

Ähnlich wenig Freude dürften der AfD ihre aktuellen Zahlen bereiten. Sie hat einen weiteren Prozentpun­kt verloren und liegt jetzt bei 7 Prozent. Das dürfte auch daran liegen, dass ihr Leib- und Magenthema Zuwanderun­g nur noch für 41 Prozent der Deutschen das wichtigste Thema ist. Im Frühjahr waren es noch 50 Prozent.

Aus dem Tritt geraten scheint auch die Wahlkampag­ne der Grünen. Der saft- und kraftlose Eindruck, den die Partei derzeit macht, überzeugt ebenfalls nur noch 7 Prozent der Befragten.

Die FDP hat den Schwung aus der NRW-Wahl offensicht­lich mitgenomme­n. Sie kommt derzeit auf 8 Prozent und kann als einzige Partei seit April gleich 2 Prozentpun­kte zulegen. Schwarz-Gelb bringt jetzt zusammen schon 46 Prozent auf die Waage – eine Mehrheit rückt in Sichtweite.

Welche Koalition darf es denn sein? Auch das fragten die Meinungsfo­rscher. Stolze 22 Prozent mochten auf diese Frage gar nicht erst antworten. Die beliebtest­en Verbindung­en sind eine Große Koalition sowie Schwarz-Gelb mit jeweils 21 Prozent. Rot-Grün wünschen sich nur noch 10 Prozent.

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Foto: dpa Mit der Note plus 2,2 ist Merkel die be liebteste Politikeri­n.

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