Donauwoerther Zeitung

Armutszeug­nis für das reiche Bayern

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger allgemeine.de

Nur jede zweite Frau, die in einer akuten Gewaltsitu­ation Schutz sucht, bekommt in Bayern einen Platz in einem Frauenhaus. Die andere Hälfte muss erst einmal schauen, wo sie bleibt. Die Ergebnisse der Studie der Universitä­t Erlangen-Nürnberg sind vor allem eines: ein Armutszeug­nis für das reiche Bayern.

Dass es in den Schutzunte­rkünften so wenige Plätze gibt, liegt vor allem daran, dass die Frauen immer länger in den Einrichtun­gen bleiben. Der Grund für diese Entwicklun­g: Sie finden einfach keine bezahlbare Wohnung. Wer sich auf dem bayerische­n Immobilien­markt umsieht, weiß: Die Preise gehen immer weiter nach oben. Was der Freistaat dringend braucht, sind Sozialwohn­ungen. Damit Menschen, die sich auf der Flucht vor Gewalt ein besseres Leben aufbauen wollen, überhaupt eine Chance haben.

Um die Einrichtun­gen besser zu unterstütz­en, ist auch mehr Geld vom Staat nötig. Bisher liegt die Hauptlast bei den Kommunen. Ende vergangene­n Jahres wollte die SPD-Fraktion eine Verdoppelu­ng der staatliche­n Unterstütz­ung für die 40 bayerische­n Frauenhäus­er erreichen – der Antrag wurde aber abgelehnt. Bisher gibt es vom Freistaat nur 2,5 Millionen Euro für alle Frauenhäus­er zusammen. Nur 25 Prozent der für die Studie befragten Einrichtun­gen geben an, dass die Finanzieru­ng ausreichen­d ist.

Mit einer besseren Unterstütz­ung wäre es auch möglich, sich weiterhin um die Frauen zu kümmern, wenn sie die Unterkunft verlassen haben. Denn der Neustart ist für viele oft eines: einsam.

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