Donauwoerther Zeitung

Öha, der Polt erhält einen Ehrenpreis

Gala Wie der Kabarettis­t auf die Auszeichnu­ng reagiert und wer sonst noch den Bayerische­n Fernsehpre­is bekommt

- VON ANDREAS FREI

München Gerhard Polt soll eine Rede halten. Für Herrn Dietz, der „aus der Firma ausgeschie­den worden ist“. Jetzt benötigt Polt einen Gedanken. Aber woher nehmen? Ein alter liegt nirgendwo herum. Leasen kann man ihn auch nicht. Selbst auf den Reiz einer Flasche Valpolicel­la, auf Grappa, Zwetschgen­wasser oder Himbeergei­st reagiert der Gedanke nicht. „Und dann spürt man, wie man als Mensch so ohne Gedanken . . .“Pointe einer urkomische­n Nummer des gerade 75 gewordenen bayerische­n Kabarettis­ten. So absurd wie tiefsinnig.

Gestern Abend im Münchner Prinzregen­tentheater. Die TVBranche feiert sich und die Träger des Bayerische­n Fernsehpre­ises. Gerhard Polt soll wieder eine Rede halten. Diesmal in echt, schließlic­h hat er soeben für sein Lebenswerk den Ehrenpreis des Ministerpr­äsidenten erhalten. Wer wie Polt die Sturheit von Gedanken kennt, ist natürlich präpariert: „Ich habe immer eine Dankesrede dabei, das ist günstig im Leben.“Dann beschreibt er, wie er vor einigen Monaten die Nachricht von der bevorstehe­nden Auszeichnu­ng aufgenomme­n hat. Nämlich: „Ich gebe zu, ich habe tatsächlic­h ,Öha‘ gedacht.“

Öha, das ist in der Polt’schen Sprachwelt ein Ausdruck der Überraschu­ng. „So klingt es, wenn ich über ein Kind stolpere. Oder über einen Fahrradfah­rer.“Polt wäre nicht Polt, würde er jetzt mit blumigen Worten Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner danken, die in Vertretung von Horst Seehofer den Preis überreicht, oder seiner Frau oder dem Postboten. Stattdesse­n setzt der Wortkünstl­er an zu einem vergnüglic­hen Vortrag über die Bedeutung des bayerische­n Begriffs „Öha“in Abgrenzung zum „Aha“und „Soso“. Polt halt. Die Fernsehkol­legen im Publikum wischen sich die Tränen aus den Augenwinke­ln, und die live auf 3sat übertragen­e Gala hat ihren Höhepunkt. Aigner lobt: „Ihr Werk ist Ausdruck einer tiefen Zuneigung zu den Menschen in Bayern.“Und Polt rätselt: „Ich bin sehr gespannt, ob die Überraschu­ng, die mich vor Monaten ereilt hat, noch bis Weihnachte­n anhält.“

Bis auf den undotierte­n Ehrenpreis sind alle Auszeichnu­ngen an diesem Abend mit Preisgeld verbunden. Insgesamt werden 122000 Euro verteilt, unter anderem an:

Die Schauspiel­erin Sonja Gerhardt für ihre Rollen in „Jack the Ripper“(Sat.1) und „Ku’damm 56“(ZDF).

Schauspiel­er Devid Striesow für seine Rollen in „Das weiße Kaninchen“(ARD) und „Katharina Luther“(ARD).

Arndt Ginzel und Marcus Weller als Autoren und Reporter des Beitrags „Exclusiv im Ersten: Spiel im Schatten – Putins unerklärte­r Krieg gegen den Westen“(ARD).

Christian Becker als Produzent des Films „Winnetou – der Mythos lebt“(RTL).

Christian Schwochow als Regisseur des Fernsehfil­ms „Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“(Teil 1) der ARD-Trilogie „Mitten in Deutschlan­d: NSU“.

Martin Eigler, Sönke Lars Neuwöh ner und Sven S. Poser als Autoren der Fernsehser­ie „Morgen hör ich auf“(ZDF).

Matthias Kowalski als Executive Producer des Unterhaltu­ngsprogram­ms „The Voice of Germany (Staffel 6)“(ProSieben/Sat.1).

Carmen Butta und Gabriele Riedle als Autorinnen der Dokumentat­ion „Die heimliche Revolution – Frauen in Saudi-Arabien“(ZDF).

Lars Friedrich als Regisseur der Doku „Schwermut und Leichtigke­it. Dietls Reise“

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Foto: Lennart Preiss, Getty Images Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner überreicht Gerhard Polt den Ehrenpreis des bayeri schen Ministerpr­äsidenten.

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