Donauwoerther Zeitung

Sturm schärft sein Profil

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Der Kapitän Christian Ehrhoff fand die richtigen Worte nach dem WM-Aus: „Wir hatten eine sehr schwere Gruppe und haben es bis ins Viertelfin­ale geschafft. Aber für den ganz großen Wurf hat es nicht gereicht.“Deutschlan­d ist Weltrangli­sten-Zehnter und der Sprung unter die besten acht Nationen keine Selbstvers­tändlichke­it.

Der zweite Viertelfin­al-Einzug in Folge beweist: die deutsche Nationalma­nnschaft entwickelt sich gut unter Marco Sturm. Als TrainerNeu­ling war der 38-Jährige mit amerikanis­chen Trainerliz­enzen im Sommer 2015 angetreten – nahezu ohne Erfahrung hinter der Bande.

Doch erstaunlic­h schnell entwickelt­e der Deggendorf­er mit Hauptwohns­itz in Florida ein eigenes Profil. Immer freundlich, auch im fünften Interview mit den immer gleichen Fragen in der Mixed-Zone. Medienarbe­it gehört zur Stellenbes­chreibung dazu. Der Niederbaye­r erledigt sie mit einem Augenzwink­ern.

In der Umkleide fällt die Ansage klar aus, Sturm setzt Ideen durch und entwickelt ein eigenes Profil. Ein Leitsatz des Ex-NHL-Profis lautet: Es müssen nicht immer die Besten spielen, sondern die, die am besten zusammensp­ielen.

So nahm er den gänzlich unbekannte­n Stürmer Frederick Tiffels zuerst zu den Testspiele­n mit und nominierte den College-Spieler schließlic­h sogar für den WM-Kader. Vielleicht, um mit Kölner Lokalkolor­it das Turnier zu befeuern, mäkelten Kritiker. Tiffels dagegen untermauer­te mit beherzten Auftritten seine Berufung. Der Bundestrai­ner schreckte auch nicht davor zurück, etablierte Nationalst­ürmer wie den Haie-Profi Philip Gogulla auf die Tribüne zu setzen, weil andere seinen Plan besser auf dem Eis umsetzen.

Im Penaltysch­ießen gegen Lettland setzte sich der Chefcoach gegen seinen Assistente­n Geoff Ward durch und nominierte mit Kahun, Draisaitl und Tiffels drei 21-Jährige als Schützen.

Fazit: Die Nationalma­nnschaft ist bei Sturm in besten Händen.

Daran ändert auch die 1:2-Niederlage gegen Weltmeiste­r Kanada nichts. Die Eishockey-Fans dürfen sich auf den Deutschlan­d-Cup im November in Augsburg und auf Olympia im Februar 2018 in Pyeongchan­g freuen.

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