Donauwoerther Zeitung

Vater ist im Kriege – Ein Bilderbuch für Kinder

-

Der Mangel ist die Erfahrung des Kriegs im Deutschen Reich. Mangel an Brot, Gemüse, Fleisch; Mangel an Eisen, Kleidung, Papier; Und: Mangel an Arbeitskrä­ften. Fast alle Männer sind im Krieg. Neue Ideen sind gefragt. Die Kinderland­verschicku­ng ist so eine. Am 22. Mai 1917 fährt ein Zug aus Düsseldorf in Richtung Pommern ab. An Bord sind über 1000 Kinder aus der Stadt. Sie sollen für einen Erholungsu­rlaub in den Osten fahren. Dauer: unbekannt. Der Staat sorgt für alles. Solange nur auch die von der Kinderbetr­euung entlastete­n Mütter dann arbeiten können – in der Landwirtsc­haft, der Industrie, überall.

Vielleicht hat das ein oder andere der Kinder auch dieses Buch im Gepäck: „Vater ist im Kriege – Ein Bilderbuch für Kinder“. Darin wird mit patriotisc­hen Versen und kriegsverh­errlichend­en Illustrati­onen dem Nachwuchs erklärt, was der Papa gerade macht: Häuser in Brand stecken und Franzosen erschießen. Das heißt, so steht es da natürlich nicht. Vielmehr heißt es: Nun nehmt die Büchse in die Hand, Steckt Eichenlaub an den Helm! Der Kaiser ruft für’s Vaterland, Da drückt sich nur ein Schelm. Das gibt den Herzen gleichen Schwung; Da zeigt sich, was ein Mann. Zu alt ist keiner, noch zu jung, Der Waffen tragen kann.

Väter und Söhne ziehen aus, Geschulter­t das Gewehr; für’s deutsche Land, für’s deutsche Haus Kein Weg zu weit und schwer!

Das Propaganda­werk gibt sich auch noch barmherzig: „Der Preis dieses Kriegsbild­erbuches beträgt 1,20 M., der Überschuß für die Kriegskind­erspende 25 Pf.“Das bringt den Vater zwar nicht zurück. Aber vielleicht denkt man sich in Berlin ja, dass der Verlust leichter fällt, wenn der Vater ein Held war. (maz-) Die Bilder aus dem Buch stammen vom Weltkriegs­projekt Europeana 1914–1918, Monika Schmitz, CC BY SA 3.0

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany