Donauwoerther Zeitung

Ein Treffen voller Symbolik

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Mehr Aufmerksam­keit für einen Kirchentag geht nicht: Gerade einmal vier Monate nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus tritt der frühere US-Präsident Barack Obama auf dem Fest der evangelisc­hen deutschen Christen in Berlin gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel auf.

Dieses Aufeinande­rtreffen ist von eminenter politische­r Symbolkraf­t. Demonstrat­iv stellen Obama und Merkel die gemeinsame­n Werte des Westens heraus und berufen sich auf die Freiheit, die Menschenwü­rde, die Macht des Rechts, die Gewaltente­ilung und die offene, pluralisti­sche Gesellscha­ft – mit all ihren Risiken, aber auch ihren Möglichkei­ten. Damit grenzen sie sich von den Strömungen ab, die diesseits wie jenseits des Atlantiks in Nationalis­mus, Protektion­ismus und Abschottun­g zurückfall­en und dem überwunden geglaubten Recht des Stärkeren den Vorzug geben.

Doch Obama hat leicht reden, seine Präsidents­chaft ist Geschichte. Angela Merkel hingegen steht vor der ungleich schwierige­ren Aufgabe, mit der neuen US-Administra­tion zusammenar­beiten zu müssen. Dass ihr Obama vor dem Brandenbur­ger Tor, dem Symbol der Freiheit, den Staffelsta­b überreicht, um die westlichen Werte zu verteidige­n, ist Auftrag und Verpflicht­ung.

Es ist aber auch eine gehörige Portion Wahlkampfu­nterstützu­ng. Das hätte sich kein Wahlkampfm­anager besser ausdenken können. Mehr Aufmerksam­keit geht auch für die Kanzlerin nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany