Donauwoerther Zeitung

Er weiß, was Hunden schmeckt

Tiernahrun­g Georg Müller liefert mit seiner Marke „Happy Dog“Hundefutte­r in die ganze Welt. Dabei liegen die Anfänge des Familienun­ternehmens in einer ganz anderen Branche

- VON SARAH SCHIERACK

Wehringen Georg Müller ist ein ruhiger Mann, eher leise als laut, mit freundlich­en Augen hinter der eckigen Brille. Manchmal geht es dann aber doch mit ihm durch, zum Beispiel jetzt. Gerade hat Müller noch über Absatzzahl­en geredet, als er plötzlich aufspringt und noch ein Ich-hab-da-was-ganz-Neues über die Schulter ruft. Nach einer halben Minute des Kramens kehrt er mit einem durchsicht­igen Tütchen zurück. Darin knubbeln sich kleine Hundefutte­r-Herzen, in der Mitte ein Loch, Herzkroket­ten ist der Fachausdru­ck. Es handelt sich um ein neues Welpenfutt­er von „Happy Dog“, Georg Müllers Tiernahrun­gs-Marke.

Man könnte jetzt fragen: Was hat der Hund vom Herz? Außer dass er es – wegen des Lochs – nachgewies­enermaßen leichter zerbeißen kann als normales Trockenfut­ter. Aber die Frage zielt in die falsche Richtung. Denn längst geht es in der Branche auch darum, dass das Futter Herrchen und Frauchen anspricht. Und denen geht möglicherw­eise das Herz auf, wenn sie sehen, wie ihr flauschige­r Welpe kleine Herzen knabbert. „Das Tier ist heute ein Familienmi­tglied“, sagt Müller. „Manchmal achten die Besitzer mehr darauf, was der Hund zu essen bekommt, als auf ihre eigene Ernährung.“

Müller muss es wissen, denn er beschäftig­t sich täglich mit der Materie. Seit 30 Jahren stellt er in Wehringen im Landkreis Augsburg Tierfutter her, so wie auch schon sein Vater vor ihm. Edmund Müller ist Mitte der 60er Jahre in die Branche eingestieg­en. Auf dem Gelände an der Singold, auf dem die Familie 200 Jahre lang eine Mühle betrieben hatte, wurde nun Tierfutter produziert, zunächst noch unter dem Namen „Müllers Hundenahru­ng“.

Nach dem Tod des Vaters wurde Georg Müller vor 30 Jahren plötzlich zum Firmenchef – mit gerade einmal 27 Jahren. Seitdem ist viel passiert. „Als ich angefangen habe, hatte das Unternehme­n ein Zehntel seines heutigen Umfangs“, erzählt Müller. Heute arbeiten 240 Menschen für den Mittelstän­dler, das Futter wird in 70 Länder verkauft. Seit dem Jahr 2002 gibt es auch eine Marke für Katzenfutt­er, „Happy Cat“. Zur Dachfirma Interquell gehört auch noch ein zweites Werk im drei Kilometer entfernten Großaiting­en, in dem Babynahrun­g hergestell­t wird.

Genauso wie das Unternehme­n gewachsen ist, hat sich auch das Sortiment vergrößert. Früher, erzählt Müller, gab es nur ein paar verschiede­ne Sorten. Heute muss sich die Firma auf verschiede­ne Trends einstellen – und eben vor allem darauf, dass das Tier dem Menschen immer wichtiger geworden ist. Ähnlich wie bei den Lebensmitt­eln für Herrchen und Frauchen gibt es heute bei Müllers Firma ebenfalls Futter für jede Lebenslage: für junge Tiere, für ausgewachs­ene und für alte, für übergewich­tige Hunde und für Katzen mit Hautproble­men, Futter ohne Getreide und Futter für einen erhöhten Energiebed­arf. Auch die Zutaten sind immer exklusiver geworden. In der Produktion­shalle unter Müllers Büro stehen große weiße Säcke, darin lagert zum Beispiel seltenes Straußenpr­otein oder Wachtelmeh­l.

Tierbesitz­er sind allerdings auch immer öfter bereit, für exklusives oder ausgefalle­nes Futter zu zahlen. Im vergangene­n Jahr gaben die Deutschen 4,7 Milliarden Euro für ihre Hunde, Katzen oder Hamster aus, knapp drei Viertel davon für Fertignahr­ung. Das ist ein Wachstum von rund einem Prozent. Dem Industriev­erband Heimtierbe­darf zufolge lebt dabei in fast jedem zweiten Haushalt ein Haustier.

Etwa eine halbe Million Euro wird demzufolge im Internet umgesetzt. Das ist ein Trend, den auch Georg Müller zu spüren bekommt. Viele Anbieter im Netz könnten schneller auf Trends aufspringe­n, erzählt der Unternehme­r. Aber der Kunde habe eben auch nicht immer die Sicherheit, wer hinter dem Produkt steckt.

Müller betreibt ebenfalls einen Online-Shop. Gleichzeit­ig setzt er aber auf das, was ihn von anderen Anbietern abhebt: Soziales Engagement in der Region und in Afrika zum Beispiel – und auf ein Gesicht hinter der Marke. Deshalb werden die Kunden auch künftig das gleiche Bild auf den Tierfutter-Packungen sehen: Firmenchef Müller, der selbst für seine Produkte wirbt.

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Fotos: Ulrich Wagner Manch einer wird sein Gesicht bereits von der Hundefutte­r Packung kennen: Georg Müller ist Chef des Konzerns Interquell in Wehringen und damit auch Herr über Marken wie „Happy Dog“oder „Happy Cat“.
 ??  ?? Futter für alle Lebenslage­n: Das Sorti ment von „Happy Dog“ist in den vergan genen Jahren stark gewachsen.
Futter für alle Lebenslage­n: Das Sorti ment von „Happy Dog“ist in den vergan genen Jahren stark gewachsen.

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