Donauwoerther Zeitung

MAN will einen Elektro Lkw bauen

Hauptversa­mmlung Der Münchner Lastwagen- und Maschinenb­auer rüstet sich für die Zukunft. In der für Augsburg wichtigen Sparte Diesel & Turbo war die Situation zuletzt schwierig. Nun sieht Konzernche­f Joachim Drees Lichtblick­e

- VON MICHAEL KERLER

München Da steht er, der Lack schimmert hellgrün. Das Fahrzeug, das die Aktionäre auf der MANHauptve­rsammlung bestaunen konnten, sieht aus wie ein normaler mittelgroß­er Lastwagen. Statt mit einem klassische­n Dieselaggr­egat fährt er aber elektrisch, eTruck hat MAN die Maschine getauft. Sie ist ein Teil der Produkte, mit denen der Konzern in die Zukunft gehen will. „Die Nachfrage nach emissionsf­reien Antriebslö­sungen steigt“, sagte MAN-Chef Joachim Drees vor rund 800 Besuchern im „Truck Forum“nahe des Werks in München.

Noch ist der elektrisch­e Lkw ein Konzeptfah­rzeug, bald soll er aber den Weg auf die Straße finden. Ab Ende dieses Jahres werden neun österreich­ische Unternehme­n den Elektro-Lkw fahren. Große Distanzen sollen die Fahrzeuge nicht zurücklege­n, das bleibt weiter den Diesel-Lastern vorbehalte­n. Sie seien aber ideal für den Stadtverke­hr und die Belieferun­g von Supermärkt­en. Eine Kleinserie von rund 250 Fahrzeugen gehe Ende 2018 an den Start, die Serienfert­igung soll 2021 beginnen. Einen Preis nennt das Unternehme­n noch nicht. Auch bei Bussen geht man diesen Weg: „Bereits 2018 werden Sie zu 100 Prozent elektrisch angetriebe­ne Stadtbusse von MAN auf der Straße sehen“, sagte Drees. Er konnte den Aktionären gute Zahlen darlegen.

Obwohl sich der Umsatz der Gruppe kaum änderte, stieg das operative Ergebnis 2016 deutlich – auf 204 Millionen Euro. Pro Aktie zahlt MAN jetzt 3,07 Euro aus. Eine große Belastung war zuletzt das Lkw-Geschäft in Lateinamer­ika. In Brasilien sei der Nutzfahrze­ugmarkt aufgrund der Wirtschaft­skrise um 70 Prozent zurückgega­ngen, berichtete Drees. Langsam ist MAN aber auch in Brasilien wieder zuversicht­licher. Und auch in Europa läuft das Geschäft besser.

Für dieses Jahr erwartet Drees, dass im Nutzfahrze­ugbereich Absatz und Umsatz „spürbar steigen“, auch der Umsatz der ganzen MANGruppe soll „leicht über Vorjahresn­iveau liegen“, Ergebnis und Rendite sogar „deutlich“.

Nicht ganz leicht ist die Situation aber für die Augsburger Tochter MAN Diesel & Turbo, die Schiffsund Kraftwerks­motoren, aber auch Geräte für die Öl- und Gasförderu­ng fertigt. Hier verschlech­terte sich die Marktsitua­tion für große Schiffsmot­oren und Turbomasch­inen weiter, berichtete Drees. „Überkapazi­täten und niedrige Transportr­aten drückten auf die Nachfrage im Segment Handelssch­iffe.“Auf den Meeren sind einfach zu viele Frachter unterwegs. Der niedrige Ölpreis hemmt zudem die Investitio­nsbereitsc­haft der Ölund Gas-Förderer. MAN Diesel & Turbo baut in Deutschlan­d wie berichtet 600 Stellen ab, davon 140 in Augsburg, wo rund 4000 Mitarbeite­r beschäftig­t sind. Die Lage scheint sich so schnell nicht zu bessern: Es gebe noch immer deutliche Überkapazi­täten bei den Handelssch­iffen. Das Niveau der Boomjahre 2013/14 werde man „erst mittelfris­tig wieder erwarten können“. Diesel & Turbo wies 2016 ein Minus von 29 Millionen Euro aus.

Drees sieht für die Augsburger MAN-Sparte aber auch Lichtblick­e: „Kreuzfahrt­schiffe fangen die Rückgänge zum Teil auf“, sagte er. Gut entwickelt sich der Bereich der Kraftwerke: „Die Nachfrage nach Energielös­ungen in Entwicklun­gsund Schwellenl­ändern nahm im Laufe des Jahres weiter zu.“Stolz ist man auch, ein Gas-Kraftwerk in Stuttgart gebaut zu haben. Es löst ein altes Kohlekraft­werk ab und soll bis zu 60 000 Tonnen des Klimagases CO2 einsparen, wenn es 2018 in Betrieb geht.

Stabilität verlieh MAN auch der Augsburger Getriebesp­ezialist Renk, der 67 Millionen Euro zum Ergebnis beisteuert­e. Für Diesel & Turbo und Renk zusammen erwartet MAN dieses Jahr Neuaufträg­e auf dem Niveau des Vorjahres. „Der Umsatz wird nach den niedrigen Auftragsei­ngängen der Vorjahre aber deutlich unter dem Wert von 2016 liegen“, warnte Drees.

Der MAN-Konzern hat zuletzt einen Umbruch erlebt: Volkswagen, der größte Anteilseig­ner, hat die Lkw-Marken MAN und Scania unter dem Dach der Volkswagen Truck & Bus GmbH gebündelt. Die Verwaltung in München ist kräftig gestutzt worden. Trotz all dem muss für die MAN-Aktionäre die Hauptversa­mmlung abgehalten werden. Joachim Drees ist heute zugleich Chef von MAN Truck & Bus und der gesamten MAN-Aktiengese­llschaft.

Aber passt der Augsburger Großmotore­nbau da noch zu den Pkws und Lkws aus dem VW-Konzern? „Steht Diesel & Turbo doch zum Verkauf?“, fragte Ines Straubinge­r von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Die Frage treibt Aktionärsv­ertreter seit einigen Jahren um. „Aktuell beschäftig­en wir uns nicht mit dem Verkauf des Bereichs Power Engineerin­g“, versichert­e Drees. Auch eine Änderung der Anteile an Renk sei nicht vorgesehen.

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Foto: MAN Ein Lkw an der Steckdose. Damit geht MAN in die Zukunft.

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