Donauwoerther Zeitung

Witzige Wörter

Buchtipp Wussten Sie, wer oder was ein Pochemuchk­a ist? Oder Morkkis? Ein Autor hat Begriffe zusammenge­tragen, die es so nur in einer Sprache gibt. Ein herrlicher Lesespaß

- VON MARTIN WEBER

Der Termin beim Friseur ist vorbei, die Haare sind geschnitte­n, doch o Graus! Der Blick in den Spiegel offenbart, dass einem die neue Frisur nicht steht. Die detailverl­iebten Japaner haben für diese niederschm­etternde Erfahrung ein eigenes Wort: „Age-otori“beschreibt das Gefühl, nach einem Haarschnit­t schlechter auszusehen als zuvor. Als „Bakkushan“wird in Japan wiederum eine Frau bezeichnet, die nur von hinten hübsch ist.

Und das sind bei weitem nicht die einzigen fremdsprac­higen Begriffe, für die es im Deutschen keine Entsprechu­ng gibt: In seinem amüsanten Buch „Einzigarti­ge Wörter“hat Autor David Tripolina 333 solcher Begriffe zusammenge­tragen. Sie zu lesen, ist nicht nur unterhalts­am, sondern auch lehrreich. Ein Gewinn für jeden „Small Talk“; Wissen, das bei allen möglichen Gelegenhei­ten von Nutzen sein kann. So bezeichnet das italienisc­he Wort „Abbiocco“im genussfreu­digen Italien die plötzliche Schläfrigk­eit nach einem guten Essen. Wer im üblicherwe­ise sonnenwarm­en Spanien „Friolero“ sagt, meint das Kältegefüh­l, das dringend nach einer Umarmung verlangt. Bei einem „Pochemuchk­a“handelt es sich in Russland um einen Menschen, der eindeutig zu viele Fragen stellt. Und ein „Maskrosbar­n“ist im Schwedisch­en ein Mensch, der trotz schwierige­r Kindheit ganz nett ist.

Es gibt weitere schöne Beispiele: Norweger schwören auf ein „Utepils“, das sich mit Bier im Freien übersetzen lässt. Fast schon zum Modewort geworden ist in Deutschlan­d der dänische Begriff „Hygge“, der für ein behagliche­s Gefühl von Wärme und Zufriedenh­eit steht. Hierzuland­e völlig unbekannt dagegen: Wenn ein Mensch in Malaysia „Pisanzapra“sagt, dann meint er die Zeit, die es braucht, eine Banane zu essen.

Was beim Lesen von Tripolinas Buch auffällt, ist, dass besonders die Finnen noch für die merkwürdig­ste Situation ein Wort haben. Das dürfte zumindest Fans des für seine schrägen Filme bekannten Meisterreg­isseurs Aki Kaurismäki nicht wundern. „Kalsarkänn­it“etwa bezeichnet den Zustand eines Menschen, der sich nur mit seiner Unterhose bekleidet zu Hause betrinkt und keinerlei Anstalten macht, aus dem Haus zu gehen. Sollte er sich doch zum Verlassen des Hauses aufraffen wollen, kann ihn aus heiterem Himmel „Jaksaa“überfallen – die plötzliche Unlust auszugehen. Was ihn vor „Morkkis“bewahrt. Laut Tripolina bezeichnet das Wort die „Verlegenhe­it und Scham über die betrunkene­n Possen der vergangene­n Nacht“.

Auch ein paar deutsche Begriffe tauchen in seiner Auswahl auf. Dass sich etwa „Gemütlichk­eit“, „Heimat“oder „Weltschmer­z“allenfalls schwer in einem Wort in eine andere Sprache übersetzen lassen, ist bekannt. Dass Begriffe wie „Schnapside­e“, „Kummerspec­k“, „Sitzfleisc­h“, „Fremdschäm­en“oder „Warmdusche­r“zu den angeblich unübersetz­baren deutschen Begriffen gehören, überrascht auf den ersten Blick doch ein wenig.

David Tripolina: Einzigarti­ge Wörter. 333 Begriffe, die es nur in einer Spra che gibt – und was sie bedeuten. Riva, 160 Seiten, 9,99 Euro.

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Foto: dpa Lustig klingt Winnewupp ja, in andere Sprachen lässt sich das plattdeuts­che Wort für Maulwurf freilich schon übersetzen. Im Gegensatz zu Warmdusche­r etwa.

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