Eine Handyhülle, die gegen Spionage schützt
Projekt Vier Studenten wollen verhindern, dass die Kamera am Smartphone heimlich genutzt wird
Mark Zuckerberg hat es getan. James Comey, Ex-Chef vom FBI, auch. Und seitdem so ziemlich jeder, der Wert auf Privatsphäre legt: Das Abkleben der Webcam am Laptop ist längst kein Geheimtipp von Datenschützern mehr. Die meisten wissen inzwischen, dass es Hackern gelingt, über die Webcam den PCBenutzer auszuspionieren. Warum aber schert sich niemand um die Frontkamera beim Smartphone?
Genau das haben sich vier Studenten des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der Uni Augsburg gefragt. Und damit nicht nur eine Sicherheitslücke offengelegt, sondern sich auch direkt um eine Problemlösung bemüht.
Die Vier sind Teilnehmer des interdisziplinären Projektseminars „3-D-Drucken“am Institut für Materials Ressource Management. Ziel des Seminars ist die Simulation einer Unternehmensgründung. Drucken? Ja, die Studenten nutzen einen 3-D-Drucker, um ihre Ideen und Skizzen binnen weniger Stunden in den Händen halten zu können. Bei diesem Verfahren wird am Laptop ein Modell erstellt. Ein spezielles Gerät druckt es mithilfe von erhitztem Kunststoff aus. Dann härtet es an der Luft aus. „Man kann sich das vorstellen wie eine ferngesteuerte Heißklebepistole“, erklärt Stephan Krohns, der das Seminar gemeinsam mit Tobias Gaugler leitet. Mit diesem Hilfsmittel kann man rasch überprüfen, ob das, was als Skizze gut aussieht, auch in der Realität funktioniert.
Die vier Studenten wussten, sie wollten den Kurs nutzen, um etwas zu entwickeln, das innovativ ist und von möglichst vielen gebraucht wird. „So kamen wir auf das Smartphone und dann auf Handyhüllen. Aber Hüllen gibt es wie Sand am Meer“, sagt Moritz Zeitler. Dann habe er einen Artikel über die Gefahren der Webcam gelesen und daraus habe man dann gemeinsam die Idee entwickelt: eine Hülle, mit der man die Frontkamera abdecken kann.
Die Idee ist, wie so oft bei guten Ideen, simpel. Die Hülle, in die das Smartphone gelegt wird, besitzt an seiner oberen Frontseite einen Schiebemechanismus, mit dem die Kameralinse je nach Bedarf geöffnet oder abgedeckt werden kann. Während ihrer Marktanalyse stellte sich heraus, dass es bereits eine solche Abdeckung für das Handy gibt. Allerdings nicht integriert in einer Hülle, sondern zum Aufkleben. Die Schwachstelle: Dadurch entstehen beim Entfernen hässliche Klebestreifen. Außerdem ist fraglich, wie lang eine solche Lösung auf der Oberfläche des Smartphones haftet.
Die Aufgabe für die Studenten bestand vor allem darin, dass die Kamera weiterhin schnell für einen Schnappschuss zur Verfügung stehen muss. Das Öffnen der Linse darf nicht mehr als eine Fingerbewegung benötigen. Gerade das hat die Gruppe vor Schwierigkeiten gestellt. „Bis wir die richtige Dicke für den Schieberegler hatten, brauchten wir Dutzende Versuche“, erzählt Valerie Sirtl. Zwischendurch ging dann auch noch der Drucker kaputt. Am Ende aber hatten sie schließlich einen funktionierenden Prototypen für das iPhone.
Um die wirtschaftliche Seite kümmerte sich Hansjörg Geier. Er hatte herausgefunden, dass das fertige Produkt nicht teurer als 21 Euro sein dürfte, um konkurrenzfähig zu sein. Als Zielgruppe erkannte er besonders technisch interessierte oder besorgte Eltern. Ein großer Markt also. Jetzt fehlt nur noch ein Investor, damit aus dem studentischen Konzept ein Produkt entwickelt werden kann.