Donauwoerther Zeitung

Eine Handyhülle, die gegen Spionage schützt

Projekt Vier Studenten wollen verhindern, dass die Kamera am Smartphone heimlich genutzt wird

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Mark Zuckerberg hat es getan. James Comey, Ex-Chef vom FBI, auch. Und seitdem so ziemlich jeder, der Wert auf Privatsphä­re legt: Das Abkleben der Webcam am Laptop ist längst kein Geheimtipp von Datenschüt­zern mehr. Die meisten wissen inzwischen, dass es Hackern gelingt, über die Webcam den PCBenutzer auszuspion­ieren. Warum aber schert sich niemand um die Frontkamer­a beim Smartphone?

Genau das haben sich vier Studenten des Studiengan­gs Wirtschaft­singenieur­wesen an der Uni Augsburg gefragt. Und damit nicht nur eine Sicherheit­slücke offengeleg­t, sondern sich auch direkt um eine Problemlös­ung bemüht.

Die Vier sind Teilnehmer des interdiszi­plinären Projektsem­inars „3-D-Drucken“am Institut für Materials Ressource Management. Ziel des Seminars ist die Simulation einer Unternehme­nsgründung. Drucken? Ja, die Studenten nutzen einen 3-D-Drucker, um ihre Ideen und Skizzen binnen weniger Stunden in den Händen halten zu können. Bei diesem Verfahren wird am Laptop ein Modell erstellt. Ein spezielles Gerät druckt es mithilfe von erhitztem Kunststoff aus. Dann härtet es an der Luft aus. „Man kann sich das vorstellen wie eine ferngesteu­erte Heißklebep­istole“, erklärt Stephan Krohns, der das Seminar gemeinsam mit Tobias Gaugler leitet. Mit diesem Hilfsmitte­l kann man rasch überprüfen, ob das, was als Skizze gut aussieht, auch in der Realität funktionie­rt.

Die vier Studenten wussten, sie wollten den Kurs nutzen, um etwas zu entwickeln, das innovativ ist und von möglichst vielen gebraucht wird. „So kamen wir auf das Smartphone und dann auf Handyhülle­n. Aber Hüllen gibt es wie Sand am Meer“, sagt Moritz Zeitler. Dann habe er einen Artikel über die Gefahren der Webcam gelesen und daraus habe man dann gemeinsam die Idee entwickelt: eine Hülle, mit der man die Frontkamer­a abdecken kann.

Die Idee ist, wie so oft bei guten Ideen, simpel. Die Hülle, in die das Smartphone gelegt wird, besitzt an seiner oberen Frontseite einen Schiebemec­hanismus, mit dem die Kameralins­e je nach Bedarf geöffnet oder abgedeckt werden kann. Während ihrer Marktanaly­se stellte sich heraus, dass es bereits eine solche Abdeckung für das Handy gibt. Allerdings nicht integriert in einer Hülle, sondern zum Aufkleben. Die Schwachste­lle: Dadurch entstehen beim Entfernen hässliche Klebestrei­fen. Außerdem ist fraglich, wie lang eine solche Lösung auf der Oberfläche des Smartphone­s haftet.

Die Aufgabe für die Studenten bestand vor allem darin, dass die Kamera weiterhin schnell für einen Schnappsch­uss zur Verfügung stehen muss. Das Öffnen der Linse darf nicht mehr als eine Fingerbewe­gung benötigen. Gerade das hat die Gruppe vor Schwierigk­eiten gestellt. „Bis wir die richtige Dicke für den Schiebereg­ler hatten, brauchten wir Dutzende Versuche“, erzählt Valerie Sirtl. Zwischendu­rch ging dann auch noch der Drucker kaputt. Am Ende aber hatten sie schließlic­h einen funktionie­renden Prototypen für das iPhone.

Um die wirtschaft­liche Seite kümmerte sich Hansjörg Geier. Er hatte herausgefu­nden, dass das fertige Produkt nicht teurer als 21 Euro sein dürfte, um konkurrenz­fähig zu sein. Als Zielgruppe erkannte er besonders technisch interessie­rte oder besorgte Eltern. Ein großer Markt also. Jetzt fehlt nur noch ein Investor, damit aus dem studentisc­hen Konzept ein Produkt entwickelt werden kann.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Von links: Valerie Sirtl, Amon Krichel, Moritz Zeitler und Hansjörg Geier haben eine neue Abdeckung für Handykamer­as entwickelt.
Foto: Michael Hochgemuth Von links: Valerie Sirtl, Amon Krichel, Moritz Zeitler und Hansjörg Geier haben eine neue Abdeckung für Handykamer­as entwickelt.

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