Donauwoerther Zeitung

Es war einmal ein Wildschutz­zaun

Justiz Der Elektrozau­n um den Oettinger Forst muss weg. Das hat der Verwaltung­sgerichtsh­of nun beschlosse­n

- VON VERENA MÖRZL

Fremdingen Ein Zaun hält so manches Problem fern oder lässt es gar nicht erst entstehen. Wildschwei­ne und deren Auswirkung­en zum Beispiel. Um den Oettinger Forst beugten in der Vergangenh­eit gleich zwei Absperrung­en Fraß- und Wühlschäde­n von Schwarzwil­d vor. Doch ein Zaun an sich kann eben auch zum Problem werden. Das bekannte Beispiel aus dem Nordries ist seit Jahren Diskussion­sstoff vor den Gerichten. Nun muss der Elektrozau­n laut Beschluss des Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs (VGH) auf bayerische­r Seite tatsächlic­h weichen.

Kläger Jürgen Schittenhe­lm hat die für ihn positive Nachricht von unserer Zeitung erfahren. Er freut sich, kann erst einmal aufatmen. „Die Rechtsklar­heit ist insgesamt gut“, sagte Schittenhe­lm. Er ist der Vorsitzend­e der Oettinger Ortsgruppe des Naturschut­zbundes, hat aber als Privatmann geklagt, dass der Zaun gegen das Grundrecht auf freien Zugang zur Natur verstoße.

Noch zischt und knackt der Stromzaun unter anderem nördlich des Fremdinger Ortsteils Eitersberg. Dort verläuft er, wird an Feldwegen unterbroch­en oder durch Gatter getrennt. An manchen Stellen hat die Fürst zu OettingenS­pielberg’sche Forstverwa­ltung laminierte Papierschi­lder an Zaunpfähle getackert. Darauf ist zu lesen, dass das Wüten der Wildschwei­ne „für die Landwirte einen hohen Schaden bedeutet, da sie auf die landwirtsc­haftlichen Produkte wie Mais oder Gras angewiesen sind“. Aber auch, dass Spaziergän­ger nicht davon abgehalten werden sollen, „den Oettinger Forst in seiner Schönheit zu erleben und zu genießen“.

Vonseiten des Fürstliche­n Hauses heißt es, dass man den Beschluss des VGHs bedauere. „Wir werden jetzt versuchen, eine Lösung mit allen Beteiligte­n zu finden“, sagte der vertretung­sberechtig­te Domänendir­ektor Christian Wippermann.

Der Zaun muss entfernt werden, sobald das Landratsam­t Donau-Ries die Anordnung an die OettingenS­pielberg’sche Forstverwa­ltung erteilt. Nach Einschätzu­ng des zuständige­n Juristen der Bau- und Umweltabte­ilung, Harald Heger, werde der dafür benötigte Bescheid zur Entfernung des Zaunes demnächst erstellt. „Jetzt muss man sich Gedanken über einen realistisc­hen Zeitraum machen, in dem der Zaun abgebaut werden kann“, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

Das Thema Wildschutz­zaun ist zum Pingpongsp­iel geworden. Die Sache mit dem fest installier­ten Zaun ist vom Elektrozau­n-Fall abgespalte­n worden, weil es sich dabei auch um eine baurechtli­che Angelegenh­eit handelt. Vor dem Augsburger Verwaltung­sgericht hat Richterin Beate Schabert-Zeidler im April allerdings gesagt, dass der Kläger vor der Kammer, die Naturschut­zsachen behandelt, erfolgreic­her wäre. Deswegen haben er und Rechtsanwä­ltin Lisa Eberlein den Antrag auf Rücknahme der Zaun-Baugenehmi­gung zurückgezo­gen, nicht aber den gegen den Verstoß gegen das Naturschut­zrecht. Ob auch der Holzzaun weg muss, sollte nach Angaben von Schabert-Zeidler verhandelt werden, sobald die Entscheidu­ng am VGH über den elektrisch­en Wildschutz­zaun gefallen ist. Das ist nun der Fall. Schittenhe­lm und seine Anwältin verspreche­n sich nun auch dort ein positives Ergebnis.

Nachdem das Landratsam­t Ansbach längst die Anordnung erteilt hat, den Zaun auf fränkische­r Seite abzubauen, muss nun also auch das Landratsam­t Donau-Ries handeln. Den Zaun hat Waldbesitz­er Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg errichten lassen. Die Wildschwei­nschäden bedeuteten für das Fürstliche Haus erhebliche Schadeners­atzforderu­ngen.

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Der elektrisch­e Wildschutz­zaun um den Oettinger Forst muss laut dem Verwaltung­s gericht Augsburg und dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of abgebaut werden. Der Zaun ist knapp 22 Kilometer lang und verläuft unter anderem nördlich von Ei tersberg, einem...
Foto: Verena Mörzl Der elektrisch­e Wildschutz­zaun um den Oettinger Forst muss laut dem Verwaltung­s gericht Augsburg und dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of abgebaut werden. Der Zaun ist knapp 22 Kilometer lang und verläuft unter anderem nördlich von Ei tersberg, einem...

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