Donauwoerther Zeitung

Der Landkreis zieht viele Pendler an

Verkehr Im vergangene­n Jahr sind statistisc­h knapp drei von vier Berufstäti­gen in die Region gefahren, um dort zu arbeiten. Dafür nehmen sie teils lange Strecken auf sich. Woran dies liegt

- VON FABIAN KLUGE

Donauwörth Wolfgang Appelt ist Lehrer am Gymnasium in Donauwörth. Wenn er morgens zur Arbeit fährt, ist er nicht alleine. Er ist einer von rund 41 900 sogenannte­n Einpendler­n, die zum Arbeiten in den Landkreis Donau-Ries fahren. Das geht aus einer Studie des Bundesinst­ituts für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR) hervor.

Appelt wohnt in Bobingen (Landkreis Augsburg) und pendelt meistens mit dem Auto: „Das liegt vor allem an der Zeiterspar­nis. Mit dem Auto brauche ich 45 Minuten und bin damit eine halbe Stunde schneller als mit der Bahn.“Er besitzt zwar eine Zweitwohnu­ng in Donauwörth, in der er ab und zu sein Haus in Bobingen möchte er aber nicht aufgeben. „Ich habe dort das Haus geerbt. Das hält mich davon ab, ganz nach Donauwörth zu ziehen.“

Den Luxus, am Arbeitsort noch eine Zweitwohnu­ng zu besitzen, können sich die wenigsten leisten. „Wir haben im Landkreis eine gute Entwicklun­g bei den Arbeitsplä­tzen, aber es wird immer schwierige­r, sich dort auch eine Wohnung zu leisten“, sagt Michael Jäger, Bezirksche­f der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Eine Zahl, die das belegt: 72 Prozent der Berufstäti­gen im Landkreis sind Pendler – 41 Prozent mehr als noch im Jahr 2000.

Als jahrelange­r Pendler kennt Appelt natürlich die Nachteile des langen Arbeitsweg­es: „Man verliert viel Zeit. Wenn ich in der ersten Stunde Unterricht halte, muss ich um 5.40 Uhr aufstehen.“Aber nicht alles am Pendeln sei negativ. „Das Gymnasium in Donauwörth ist deutlich ruhiger und angenehmer als die Schulen in Augsburg.“Aber es gibt auch lustige Situatione­n auf Appelts Arbeitsweg – meistens dann, wenn er doch einmal auf die Bahn umsteigt: „Wenn Schüler im Zug sitzen, dann schauen sie natürlich. Leider kann ich dann auch keine Arbeiten korrigiere­n.“

Appelt liegt mit seinem Wohnort im Übrigen voll im Trend: Bei den Wohnorten der Einpendler in den Donau-Ries-Kreis liegt der Landkreis Augsburg auf dem zweiten Rang. Nur aus Dillingen pendeln noch mehr Menschen zu ihrem Arbeitspla­tz in die Region. Das Ziel der meisten Einpendler ist die Stadt Donauwörth, gefolgt von Nördlingen.

Um die Berufspend­ler im Landkreis zu entlasten, müsse auch die Infrastruk­tur ausgebaut werden, betont Jäger: „Wir brauchen bessere Schienenne­tze und mehr Radwege.“Schließlic­h seien mittlerwei­le Strewohnt, cken von über 50 Kilometern zum Betrieb normal. Das Beispiel der Schülerin Natalie zeigt, dass das Pendeln bereits weit vor einer Berufstäti­gkeit beginnt. Sie besucht die Technikers­chule in Donauwörth, pendelt mit dem Auto aus der Nähe von Würzburg. Wenn es gut läuft, sei sie zwei Stunden unterwegs. Natalie bestätigt die Kritikpunk­te Jägers: „Ich habe noch eine WG in Donauwörth. Es war praktisch unmöglich, eine bezahlbare Einzelwohn­ung zu finden.“

Die Schülerin findet das Pendeln meistens nervig, vor allem aufgrund der schlechten Verbindung und des hohen Verkehrsau­fkommens. Der einzige Vorteil am Pendeln sei für sie, „dass ich dadurch meine Heimat, meine Familie und mein soziales Umfeld viel mehr zu schätzen weiß“. Für immer nach Donauwörth ziehen, das möchte sie nicht – dafür sei sie zu sehr ein Familienme­nsch.

Wohnungen im Landkreis sind kaum bezahlbar

 ?? Symbolfoto: Wolfgang Widemann ?? Die Gewerkscha­ft IG Bauen Agrar Umwelt nennt den Trend alarmieren­d: Nur jeden vierten Arbeitspla­tz im Landkreis Donau Ries besetzt ein Arbeitnehm­er, der auch dort wohnt. Dabei spielt bezahlbare­r Wohnraum eine immer wichtigere Rolle.
Symbolfoto: Wolfgang Widemann Die Gewerkscha­ft IG Bauen Agrar Umwelt nennt den Trend alarmieren­d: Nur jeden vierten Arbeitspla­tz im Landkreis Donau Ries besetzt ein Arbeitnehm­er, der auch dort wohnt. Dabei spielt bezahlbare­r Wohnraum eine immer wichtigere Rolle.

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