Eine Zeitreise mit Rosetti
Konzert Warum die Musik des Bläserensembles so ungewohnt historisch klingt
Harburg Ein Konzert in historischer Aufführungspraxis gehört inzwischen zu den Rosetti-Festtagen. Dafür war in diesem Jahr das Amphibion Bläserensemble nach Schloss Harburg eingeladen.
Zwölf Musiker mit Instrumenten aus der Zeit Rosettis amüsierten die interessierten Zuhörer im voll besetzten, lichtdurchfluteten Fürstensaal. So müsste die Musik damals original geklungen haben. Beim Hinsehen erkannten die Zuhörer, dass den Oboen, Fagotten und Klarinetten die heute üblichen metallglänzenden Klappen fehlten. Die Querflöten bestanden noch aus Holz, die Saiten des Kontrabasses aus Därmen. Die Hörner hatten keine Löcher oder Klappen. Sie waren nur für Naturtöne geeignet. Darum musste der Hornist mit dem Mund oder mit Hineinstopfen der Hand in den Schalltrichter die Zwischentöne erzeugen. Dies alles bewirkte, dass die Musik für heutige Ohren etwas ungewöhnlich klang, hatte aber auch zur Folge, dass man das Gefühl gewann, tatsächlich am historischen Ort eine musikalische Zeitreise in die Klangwelt der Klassik zu erleben.
Damals verzauberte W. A. Mozart die Welt mit seiner Oper „Don Giovanni“mit Arien, die als Schlager an den adeligen Höfen galten. Das war die Stunde der „Harmoniemusiken“, Bläsergruppen spielten Bearbeitungen der Opernmusik. Diese waren wesentlich mobiler und billiger als große Orchester. Das Amphion Bläserensemble ließ also die populären Melodien – sozusagen die Hits der Klassik – erklingen, die Ouvertüre und die ohrwurmartigen Arien, die auch das einfache Volk auf der Straße nachpfiff.
Es gab aber auch Originalkompositionen für diese großen Bläserensembles wie die „Partita B-Dur“des böhmischen Oboisten Joseph Triebensee, bei der man den historischen Klang der Holzblasinstrumente bei Soloeinlagen genau hören konnte und den schmetternden Hörnerklang.
Wegen der großen Jagdleidenschaft des Wallersteiner Fürsten war es für Rosetti Pflicht, die Hörner in seinen Kompositionen gebührend zu berücksichtigen. Sie ertönten in der „Partita D-Dur“sogar zur Tanzaufforderung für das Menuett. Die Traversflöten waren mit ihrem weniger durchdringenden Ton ideal für die stimmungsvolle „Romanze“.
Unterhaltung für den Wallersteiner Hofstaat
Ein Höhepunkt des Konzerts war Johann Nepomuk Hummels „Partita F-Dur“.
Mit großer Spielfreude musizierte das Ensemble den mitreißenden Rhythmus zu Beginn, sehr apart und leicht schwingend das tänzerische „Andante piu tosto“und das frische „Vivace assai“, – schöne Melodien für Holzbläser und aufrüttelnde Hornsignale beim temperamentvollen Schluss.
Dazu gesellte sich noch Rosettis „Partita F-Dur“, die elegisch begann, bald aber an Tempo und Dynamik zulegte.
Eine heitere Liedmelodie klang aus dem zweiten Satz heraus und bereitete die Stimmung für ein gefälliges, tänzerisches Menuett. Das diente der Unterhaltung des damaligen Wallersteiner Hofstaats und gefiel auch den Konzertbesuchern auf der Harburg, denn der Beifall war sehr ausgiebig.