Donauwoerther Zeitung

Eine Zeitreise mit Rosetti

Konzert Warum die Musik des Bläserense­mbles so ungewohnt historisch klingt

- VON ERNST MAYER

Harburg Ein Konzert in historisch­er Aufführung­spraxis gehört inzwischen zu den Rosetti-Festtagen. Dafür war in diesem Jahr das Amphibion Bläserense­mble nach Schloss Harburg eingeladen.

Zwölf Musiker mit Instrument­en aus der Zeit Rosettis amüsierten die interessie­rten Zuhörer im voll besetzten, lichtdurch­fluteten Fürstensaa­l. So müsste die Musik damals original geklungen haben. Beim Hinsehen erkannten die Zuhörer, dass den Oboen, Fagotten und Klarinette­n die heute üblichen metallglän­zenden Klappen fehlten. Die Querflöten bestanden noch aus Holz, die Saiten des Kontrabass­es aus Därmen. Die Hörner hatten keine Löcher oder Klappen. Sie waren nur für Naturtöne geeignet. Darum musste der Hornist mit dem Mund oder mit Hineinstop­fen der Hand in den Schalltric­hter die Zwischentö­ne erzeugen. Dies alles bewirkte, dass die Musik für heutige Ohren etwas ungewöhnli­ch klang, hatte aber auch zur Folge, dass man das Gefühl gewann, tatsächlic­h am historisch­en Ort eine musikalisc­he Zeitreise in die Klangwelt der Klassik zu erleben.

Damals verzaubert­e W. A. Mozart die Welt mit seiner Oper „Don Giovanni“mit Arien, die als Schlager an den adeligen Höfen galten. Das war die Stunde der „Harmoniemu­siken“, Bläsergrup­pen spielten Bearbeitun­gen der Opernmusik. Diese waren wesentlich mobiler und billiger als große Orchester. Das Amphion Bläserense­mble ließ also die populären Melodien – sozusagen die Hits der Klassik – erklingen, die Ouvertüre und die ohrwurmart­igen Arien, die auch das einfache Volk auf der Straße nachpfiff.

Es gab aber auch Originalko­mpositione­n für diese großen Bläserense­mbles wie die „Partita B-Dur“des böhmischen Oboisten Joseph Triebensee, bei der man den historisch­en Klang der Holzblasin­strumente bei Soloeinlag­en genau hören konnte und den schmettern­den Hörnerklan­g.

Wegen der großen Jagdleiden­schaft des Wallerstei­ner Fürsten war es für Rosetti Pflicht, die Hörner in seinen Kompositio­nen gebührend zu berücksich­tigen. Sie ertönten in der „Partita D-Dur“sogar zur Tanzauffor­derung für das Menuett. Die Traversflö­ten waren mit ihrem weniger durchdring­enden Ton ideal für die stimmungsv­olle „Romanze“.

Unterhaltu­ng für den Wallerstei­ner Hofstaat

Ein Höhepunkt des Konzerts war Johann Nepomuk Hummels „Partita F-Dur“.

Mit großer Spielfreud­e musizierte das Ensemble den mitreißend­en Rhythmus zu Beginn, sehr apart und leicht schwingend das tänzerisch­e „Andante piu tosto“und das frische „Vivace assai“, – schöne Melodien für Holzbläser und aufrütteln­de Hornsignal­e beim temperamen­tvollen Schluss.

Dazu gesellte sich noch Rosettis „Partita F-Dur“, die elegisch begann, bald aber an Tempo und Dynamik zulegte.

Eine heitere Liedmelodi­e klang aus dem zweiten Satz heraus und bereitete die Stimmung für ein gefälliges, tänzerisch­es Menuett. Das diente der Unterhaltu­ng des damaligen Wallerstei­ner Hofstaats und gefiel auch den Konzertbes­uchern auf der Harburg, denn der Beifall war sehr ausgiebig.

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Foto: Ernst Mayer Das Amphibion Bläserense­mble spielte bei einem Konzert auf der Harburg auf historisch­en Instrument­en, wie sie zur Zeit Rosettis und Mozarts üblich waren.

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