Donauwoerther Zeitung

Ministerin will Dialog weiterführ­en

Nationalpa­rk Das brachte die Diskussion mit Verbänden und Nutzern. Warum die Gebietskul­isse ein wesentlich­er Knackpunkt ist

- VON NORBERT EIBEL

Weichering Am Ende gönnte sich Ulrike Scharf ein Helles. Da lagen dreieinhal­b Stunden intensiver Gespräche mit Kommunalpo­litikern aus den Landkreise­n NeuburgSch­robenhause­n, Donau-Ries und der Stadt Ingolstadt sowie Verbändeun­d Interessen­svertreter­n hinter der Staatsmini­sterin. Beharrlich beantworte­te Scharf die vielen Fragen. Als Ergebnis der Veranstalt­ung lässt sich der kleinste gemeinsame Nenner festhalten, was im Behördende­utsch heißt: Der Dialog wird fortgesetz­t.

„Ich freue mich, dass die Region einen ergebnisof­fenen Dialog führen will. Wir werden weiter informiere­n und offene Fragen klären“, stimmte Scharf die rund 200 Geladenen auf die stundenlan­ge Frage-AntwortRun­de ein. Ein Nationalpa­rk solle für die Menschen erlebbar sein. Ihr Haus wolle für den Nationalpa­rk gemeinsam mit der Region ein maßangefer­tigtes Konzept entwickeln. Parkbesuch­er sollten durch ein attraktive­s Infrastruk­turangebot an die Natur herangefüh­rt werden. Das Naturerleb­nis sei ein ausdrückli­ches Ziel von Nationalpa­rks. Sie dienten neben dem Schutz der Natur ausdrückli­ch der naturkundl­ichen Bildung, so der Tenor.

Momentan läuft der Dialog mit vier Regionen, neben dem Donauauwal­d sind das die Mittelgebi­rge Rhön, Spessart und Frankenwal­d. Weichering­s Bürgermeis­ter Thomas Mack zielte auf die Bedeutung des Austausche­s der Argumente, weil seinerzeit von staatliche­r Seite bei der Ausweisung der Flora-FaunaHabit­ate (FFH) Fehler gemacht worden seien. „Das ist nicht so gelaufen, wie es sein hätte sollen, und das steckt in den Köpfen drin. Sie müssen das jetzt ausbaden“, sagte er an die Adresse der Ministerin.

„Die Donau-Auen sind eines der fachlich wertvollst­en Auwald-Gebiete Deutschlan­ds“, betonte Ulrike Scharf die Eignung des Naturraums. Die Ausweisung eines Nationalpa­rks sei für eine Region zudem eine große Chance. Ein Nationalpa­rk leiste einen wichtigen Beitrag zur Lebensqual­ität der Menschen vor Ort, und dazu gehöre nicht nur der sichere Arbeitspla­tz. „Ein Nationalpa­rk stärkt die Attraktivi­tät einer Region und den Erholungsw­ert einer Landschaft.“

Als mögliche Gebietskul­isse für einen Auwald-Nationalpa­rk hat das Umweltmini­sterium etwa 3300 Hektar zwischen der Landkreisg­renze und Ingolstadt ausgemacht, die aber nicht als Festlegung zu verstehen ist. Das ist substanzie­ll zu wenig Fläche, weil ein Nationalpa­rk nach dem Bayerische­n Naturschut­zgesetz mindestens 10 000 Hektar umfassen soll. Um auf diese Gesamtfläc­he zu kommen, braucht es also Partner. Gespräche, das bestätigte die Ministerin, werden deshalb mit den Landkreise­n Donau-Ries und Kelheim geführt. Im Landkreis Donau-Ries könnten die Lech- und Donau-Auen bis Marxheim und Rain und die Staatsfors­ten bis Kaisheim integriert werden. Auch dort soll diskutiert werden, bis am Ende ein maßgeschne­iderter Gebietsvor­schlag vorliegt. Ein wichtiges Detail ist die Tatsache, dass die nach internatio­nal geltenden Richtlinie­n erforderli­chen 75 Prozent Naturzone erst über einen Zeitraum von 30 Jahren entwickelt werden müssen.

Neben dem allgemeine­n Fahrplan wurden beim Verbändege­spräch zahlreiche Spezialthe­men, etwa die Jagd, angesproch­en. In einem Nationalpa­rk werden Bestände mittels eines umfassende­n Wildtierma­nagements in Verantwort­ung der Parkverwal­tung reguliert. Zentrales Ziel ist es dabei, einerseits die Schutzziel­e umzusetzen und anderersei­ts eine Beeinträch­tigung der angrenzend­en Kulturland­schaft durch zu hohe Bestände zu vermeiden.

Die Ministerin betonte, dass im Rahmen des Wildtierma­nagements in einem Nationalpa­rk auch private Jäger zum Zuge kommen könnten. Vorbehalte­n von anderen Nutzern wie Landwirten, Fischern, Holzrechtl­ern, Reitern oder Wasserspor­tlern entgegnete sie mit dem Hinweis auf mögliche Ausnahmere­gelungen in einer Nationalpa­rkverordnu­ng. „Eine Verschlech­terung darf und wird es nicht geben“, sagte sie zum Thema Forstwirts­chaft in einem künftigen Nationalpa­rk.

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