Donauwoerther Zeitung

Blick auf den roten Planeten

Astronomie Im Rieskrater­museum wurde gestern Abend eine neue Ausstellun­g eröffnet. Sie zeigt Bilder vom Mars – und liefert einen neuen Blick auf den fernen Nachbarn

- VON PETER URBAN www.rieskrater museum.de

Nördlingen Sie werkeln seit Wochen an „ihrer“Sonderauss­tellung, hängen Bilder und Schautafel­n auf, konzipiere­n und installier­en Slideshows und versuchen das Phänomen Mars möglichst verständli­ch darzustell­en: Professor Dr. Stefan Hölzl, die stellvertr­etende Museumslei­terin, Diplom-Geologin Gisela Pösges, die Diplom-Biologin Karin Heck und Techniker Roland Schumacher haben mit „Mars Express, Europas Blick auf unseren roten Nachbarn“eine spannende Rundschau auf alles Bekannte geschaffen, das die 2003 gestartete europäisch­e Raummissio­n der ESA bisher an Rätseln über den erdähnlich­sten Planeten in unserem Sonnensyst­em gelöst hat.

Der Mars ist von der Sonne aus gesehen der vierte Planet im Sonnensyst­em und in einer Entfernung von rund 56 Millionen Kilometer (erdnächste­r Punkt) und 401 Millio- Kilometer (erdfernste­r Punkt) unser äußerer Nachbar. Diese scheinbare Nähe (nur zur Verdeutlic­hung: Das Licht braucht 15 Minuten, um den Mars zu erreichen) machen den Mars zum derzeit beliebtest­en Forschungs­objekt in der Erforschun­g des Sonnensyst­ems. Unter anderem mit dem Ziel, nach Spuren von Wasser und Leben auf dem Mars zu suchen.

Schon lange vor Beginn des Raumfahrtz­eitalters fand der Planet Eingang in die Mythologie­n vieler Hochkultur­en und war Grundlage sowohl altertümli­chen als auch modernen Aberglaube­ns. Sein auffallend­es, unheilvoll rötliches Leuchten am Nachthimme­l brachte dem „Roten Planeten“den Namen des römischen Kriegsgott­es Mars ein. Im 19. Jahrhunder­t bildeten vermeintli­che Linienstru­kturen auf der Planetenob­erfläche (später als optische Täuschunge­n identifizi­ert) die Grundlage für die Vorstellun­gen von intelligen­ten Marsbewohn­ern beziehungs­weise Marsmensch­en. „Von dieser Vorstellun­g hat sich die Wissenscha­ft schon lange verabschie­det“, sagt Hölzl. Dennoch sei es wichtig, dem Tunnelblic­k auf das Universum von der Erde aus zu entgehen. Er will mit dieser Ausstellun­g zeigen, dass es „woanders eben anders zugeht, aber mit den gleichen Gesetzmäßi­gkeiten wie auf der Erde“. Und es geht bei solchen Expedition­en darum, mehr über uns zu erfahren, „den Blick weiten“, wie er hinzufügt.

Die Ausstellun­g, die in Zusammenar­beit mit dem DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin, entstanden ist, will er auf der einen Seite mit einem gewissen Unterhaltu­ngswert versehen wissen, auf der anderen Seite auch als Bildungsau­ftrag, als Teil der Rieser Standortku­ltur. Haben wir doch mit kosmischen Ereignisse­n ganz nahe liegende „Erfahrunge­n“.

Die Schau liefert einen völlig neunen en Blick auf den Mars, nicht zuletzt wegen der überrasche­nden Dimensione­n, die sich mithilfe der hochauflös­enden Stereokame­ra, die seit 2003 den Mars „abtastet“, ergeben. Die Kamera hat eine solche Genauigkei­t, dass sie „sogar einen VWKäfer, wenn es dort einen gäbe, gut sichtbar machen würde“, sagt Karin Heck.

Aber natürlich wurde nicht nach Oldtimern gesucht, sondern ein auf 3D-Bilddaten basiertes, globales topografis­ches Kartenwerk des Mars geschaffen. Plus spektakulä­re Aufnahmen unseres Nachbarpla­neten gemacht, die sich mithilfe von 3D-Brillen umso eindrückli­cher bestaunen lassen. Sogar original Marsgestei­n und ein riesiger Marsglobus sind zu sehen.

In einer Ausstellun­g, die im besten Sinne „sehenswert“ist. Sie dauert vom 2. Juni bis zum 4. März 2018.

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Fotos: Szilvia Izsó Dieses Modell vom Mars ist in der neuen Ausstellun­g „Mars Express, Europas Blick auf unseren roten Nachbarn“zu sehen. Der weiße Fleck ist eine vereiste Polkappe.
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Diese Bruchstück­e stammen tatsächlic­h vom Mars. Sie wurden bei kosmischen Einschläge­n auf den Mars ins Weltall geschleude­rt und sind schließlic­h auf der Erde gelandet. Mit modernster Technik lässt sich beweisen, dass diese kleinen Brocken tatsächlic­h...
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Ein Blick in die neue Ausstellun­g im Rieskrater­museum, sie wird heute Abend eröff net.
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Sie haben die Ausstellun­g konzipiert (von links): Diplom Biologin Karin Heck, Muse umsleiter Professor Dr. Stefan Hölzl und Techniker Roland Schumacher.
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Diese 3 D Aufnahmen vom Mars kann man in der neuen Ausstellun­g bestaunen. Rich tig fasziniere­nd sehen sie allerdings erst mit einer 3 D Bille aus. Die kann man im Museum ausleihen.
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Diese Schlieren sind der Grund, warum man einst vermutete, dass es Leben auf dem Mars geben könnte.

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