Donauwoerther Zeitung

Danke, lieber TSV 1860 ...

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Kann es einen besseren Verein geben als den TSV 1860 München? Wohl kaum. Klingt komisch, ist aber so. Von Kindesbein­en an durfte ich diesen Klub unterstütz­en. Was für ein Stadion (das Grünwalder), was für eine Atmosphäre, was für ein befreiende­s 1:1 gegen Ulm damals. Bescheiden klingt das, mag sein. Seit jeher war es ein Gewinn, Löwenfan zu sein, denn man lernte einiges dabei. Es ging damit los, dass man als Sechzger irgendwann erkennen musste, dass das Leben nicht immer leicht ist. Blöde Sprüche in der Schule, wie einst sogar vom Sportlehre­r beim Anblick des hellblauen Trikots („Ist das nicht das von Lazio?“) – und so was zieht sich durch bis in die Büroräume von heute. Man lernt, Hohn und Spott auszuhalte­n, zu und für etwas zu stehen. Dafür danke ich auch diesem manchmal recht merkwürdig­en Verein. Es hat einen irgendwie abgehärtet, gezeigt, wie schön Siege sein können – aber dass sie halt beileibe nichts Alltäglich­es sind.

Was war das damals für ein erhabenes Gefühl, als Kind zusammen mit dem Opa dem Wildmoser KarlHeinz und dem Werner Lorant in der Grünwalder Straße die Hände zu schütteln. Familiär war’s, bayerisch-barock, so a bisserl „mia san mia“(was der große Konkurrent, dessen Namen mir entfallen ist, sich mittlerwei­le auf’s Trikot schreibt), ein wenig patriarchi­sch im positiven Sinne. Und: Wir waren erstklassi­g, wenn auch leidgeprüf­t.

Aber eigentlich ist das ja inzwischen wurscht. Klubs wie der TSV 1860 zehren von solch kleinen oder großen nostalgisc­hen Geschichte­n. Und wenn sie in der fünften Liga gegen den TSV Rain kicken – Sechzig wird weiterhin die Leute locken. Erinnerung eben – und die fortwähren­de Hoffnung. Treue, Tugenden.

Die Frage, die man sich nun aber stellt, ist eine pädagogisc­he: Was mag man seinen Kindern zumuten? Sollen sie es nicht mal besser haben? Eigentlich schon. Jedenfalls sollten sie wählen dürfen, ob sie Schanzer werden, die Augsburger Farben tragen oder halt dann doch den ganz harten Weg wählen und zu Sechzig gehen. Hauptsache ist, dass es nicht jener andere Münchner Verein wird, der irgendwie dieses glatte Business-München repräsenti­ert – wie hieß er doch gleich?

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