Wie groß darf ein Salzsilo sein?
Projekt Die Höhe des geplanten Lagers für Streusalz in Harburg stößt bei Anwohnern auf Kritik. Die Stadträte nennen eine Alternative. Weshalb dies nicht der einzige Diskussionspunkt ist
Harburg Draußen hat es fast 30 Grad, doch Harburg denkt bereits an den nächsten Winter. Die Stadt braucht ein neues Salzsilo – davon ist Jürgen Straß, Leiter des Städtischen Bauamts Harburg überzeugt. „Wir hatten teilweise kein Salz, das ist ein sehr großes Problem.“Daher sei ein zentrales Lager unbedingt notwendig – das bisherige Silo ist zu klein. Der passende Ort war bereits Ende März gefunden: Am Heckelsberg Nord beim Städtischen Bauhof. 20 Meter sollte es in die Luft ragen und noch diesen Sommer gebaut werden. Da solche Bauhöhen in diesem Gebiet eigentlich nicht vorgesehen sind und das Silo ein Stück über die Baugrenzen hinausgeragt hätte, stellte der Stadtrat einen Antrag, um den Bebauungsplan zu ändern. Tatsächlich erweiterte das Landratsamt die Grenze um das besagte Stück – und doch gibt es einige Diskussionen.
Zwölf Familien wehren sich gegen die Höhe des Silos. Sogar eine Bürgerin meldete sich am Donnerstagabend im Stadtrat zu Wort und äußerte ihre Bedenken: „Durch den Beschluss können auch andere Gebäude in diesem Gebiet auf 20 Meter Höhe aufstocken.“Sie berief sich dabei auf eine Information des Landratsamtes. Der geschäftsleitende Beamte Günter Fröhlich entgegnete, dass die Ausnahmegenehmigung nur für das Silo gelte.
Die Stadträte Thomas Seiler und Matthias Schröppel (beide PWGBG-FW) informierten sich dennoch im Vorfeld bei der Firma Holten nach Alternativen. Dort stießen sie auf ein Silo, das das gleiche Volumen wie das ursprüngliche aufweist, jedoch drei Meter niedriger ist.
Die Vorschläge anderer Stadträte, beispielsweise von Axel Wiedenmann (PWG-BG-FW), das Silo weiter nach hinten zu verlegen, wies Bürgermeister Wolfgang Kilian (CSU) zurück: „Das ist ökologisch hochwertiges Gebiet, das genehmigt der Bund Naturschutz niemals.“Auch Stadtbaumeister Klaus Schindler hielt einen weiter hinten gelegenen Standort für ausgeschlossen: „Dort ist es hügelig und felsig. Außerdem ist der Boden in dem Bereich noch einmal fünf Meter höher als am geplanten Ort.“
Die Kritik von Claudia Müller (SPD) bezog sich eher auf das Amtsblatt: Dort stand bereits vor der offiziellen Sitzung am Donnerstag, dass die Stadträte der Änderung des Bebauungsplanes zustimmten. „So etwas macht mich wirklich sauer“, machte Müller ihrem Ärger Luft.
Fröhlich, der die Pläne vorstellte, begründete die frühzeitige Veröffentlichung mit einem gewissen Zeitdruck: „Wir müssen den Plan zeitig ändern. Das Silo soll nicht nur bereits im Sommer stehen, sondern
Alternatives Silo zu breit für den neuen Bebauungsplan
am besten auch befüllt werden.“So könne sich die Stadt mehrere Tausend Euro sparen. „Außerdem steht im Amtsblatt nur, dass der Stadtrat die Änderung beschlossen hat. Das heißt, dass wir trotzdem noch Änderungen vornehmen können.“
Die Stadträte einigten sich darauf, der Änderung des Bebauungsplanes zuzustimmen, allerdings mit dem Zusatz, das gewonnene Stück Baugebiet gegebenenfalls an die Maße des niedrigeren Silos anzupassen. Die drei Meter niedrigere Alternative ist nämlich gut einen Meter breiter als die angedachte Lösung – und damit auch rund 50 Zentimeter zu breit für die vorgesehene Erweiterung der Baugrenzen.
Das Vorhaben wurde gegen zwei Stimmen abgesegnet. Bürgermeister Kilian betonte noch einmal, dass es die Pflicht der Stadt sei, die Straßen im Winter zu streuen und damit die Sicherheit der Bürger zu sichern.