Panik unter Fußballfans in Turin
Champions League-Finale: Madrids Triumph, Turins Tragödie Fußball Über 100000 Fans begleiten die Champions League-Sieger auf ihrem Festzug durch die Straßen. Einem Spieler huldigen sie besonders. Ein anderer schreibt seiner Familie eine Liebeserklärung
Turin Nach einer Massenpanik beim Public Viewing in Turin mit mehr als 1500 Verletzten stehen die Behörden zunehmend in der Kritik. Der Kommune wird vor allem vorgeworfen, dass Glasflaschen auf dem Platz verkauft oder mitgebracht wurden. Rund 30000 Menschen verfolgten am Samstagabend auf dem Platz San Carlo das Champions League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid, das die Italiener klar mit 1:4 verloren. Die Panik brach kurz vor dem Ende des Spiels aus. Auslöser waren ein Geräusch – womöglich ein Knallkörper – und die folgende Angst vor einem Anschlag. In dem Chaos erlitten unzählige Menschen Schnittwunden, ein Siebenjähriger liegt noch auf der Intensivstation. Näheres lesen
Madrid Der neu frisierte Cristiano Ronaldo warf den über 100 000 Real-Fans unzählige Küsse zu, Toni Kroos verzückte mit einer ergreifenden Liebeserklärung. Nach einem Triumph für die Ewigkeit genossen die Weltstars von Real Madrid eine rauschende 24-StundenFiesta mit großen Emotionen. Die erstmalige Titelverteidigung in der Champions League ist eine weitere Krönung für Weltfußballer Ronaldo und Weltmeister Kroos, sie ist der Höhepunkt für eine goldene Generation beim Rekordsieger Europas.
„Wahnsinn“, sagte der ergriffene Kroos. Drei Triumphe in den vergangenen vier Spielzeiten und nun die Titelverteidigung unter Trainer Zinedine Zidane dokumentieren eine Ausnahmestellung, die es seit Gründung dieser Königsklasse vor 25 Jahren noch nie gab. „Das ist einer der besten Momente in meiner Karriere. Und ich habe die Möglichkeit, das jedes Jahr zu sagen“, schwärmte der nun viermalige Henkelpottgewinner Ronaldo nach dem 4:1 gegen Juventus Turin in Cardiff.
Zwei Tore vom Rekordmann, dazu Treffer von Casemiro und Marco Asensio sorgten für den nächsten schmerzhaften Final-K.-o. für Juve um Sami Khedira und Torwart-Legende Gigi Buffon. Bei der Real-Feier vor 100000 Fans allein am Cibeles-Brunnen und vor 83000 Anhängern beim Party-Ausklang mit Lichtshow und Feuerwerk im Bernabéu-Stadion stimmte Supermann Ronaldo nur zu gerne in die Sprechchöre ein. Die Fans wollen den aktuellen Gewinner des Ballon d’Or auch als neuen Sieger sehen.
Alle huldigten dem Mann mit den 600 Toren als Profi, der sich sein eigenes sportliches Denkmal errichtete. Zur großen Überraschung präsentierte sich der Schönling den Fans ohne die gegelte Haarpracht, sondern mit kurz geschorenem Haupt.
Fünf Tore im Viertelfinale gegen Bayern, drei im Halbfinale gegen Atlético und jetzt zwei gegen Juve in seinem wohl besten Finale. RealIkone Ronaldo hat etwas vollbracht, was selbst den Galaktischen nach dem Jahr 2000 mit Luis Figo oder Zidane nicht vergönnt war. „Wir haben sehr gut gespielt in dieser Champions League-Saison. Aber am Ende brauchst du einen, der die Tore macht. Wie er uns rausgeschossen hat, das ist schon Wahnsinn“, sagte Kroos über den Torjäger aus Portugal.
Auch der deutsche Weltmeister hat einen großen Anteil am Erfolg des Ensembles. Kroos reihte sich bei den großen Bayern-Legenden um Franz Beckenbauer und Gerd Müller ein, die ebenfalls dreimal den Landesmeistercup gewannen. Der Nationalspieler ist jetzt schon einer der größten deutschen Fußballer – mit gerade mal 27 Jahren.
Mit den Bayern feierte er als verletzter Spieler 2013, beim Finale 2016 erlebte er Verlängerung und Elfmeterschießen von der Bank. Diesmal übernahm er eine Hauptrolle, wurde frenetisch bei seiner späten Auswechslung gefeiert. Wie wichtig ihm Frau und die zwei Kinder sind, hob Kroos inmitten der Feierlichkeiten via Internetpost hervor. „Ohne Dich wäre das alles nicht möglich! Du bist eine wunderbare Ehefrau und ganz tolle Mama. Ich liebe Dich und unsere Family über alles!“, schrieb er an seine Jessica.
Sami Khedira weckte bei den Tifosi nach einer quälenden EndspielNacht Hoffnung auf einen Champions-League-Triumph im nächsten Jahr. „Wir werden unsere Lehren ziehen und nächste Saison wieder zurück sein“, erklärte der JuveStar. „Wir können mit Stolz auf unsere Saison zurückblicken. Wir haben unsere Farben fast perfekt präZinedine sentiert und Juventus in ein großes Finale geführt.“Ein Finale, in dem Real Madrid doch Schwächen im Turiner Abwehrbollwerk aufdeckte und Torwart-Legende Gigi Buffon öfter als in der gesamten Spielzeit zuvor bezwang. Wieder hat es keine Champions League-Krönung für den 39-jährigen Buffon gegeben, auch im dritten Finale nach 2003 und 2015 blieb ihm nur die Verlierermedaille um den Hals. 21 Jahre nach dem letzten Königsklassen-Titel für Juventus ging auch das fünfte Endspiel danach verloren. Khedira hatte immerhin 2014 mit Real triumphiert.
Juventus Turin Buffon – Barzagli (66. Cuadrado), Bonucci, Chiellini – Alves, Pjanic (71. Marchisio), S. Khedira, Alex Sandro – Dybala (78. Lemina), Mandzukic – Higuain
Real Madrid K. Navas – Carvajal, Varane, Sergio Ramos, Marcelo – Casemiro – Modric, Kroos (89. Morata) – Isco (82. Asensio) – Benzema (77. Bale), Cristiano Ronaldo
Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München) Zuschauer 66 000 (ausverkauft) Tore 0:1 Cristia no Ronaldo (20.), 1:1 Mandzukic (27.), 1:2 Case miro (61.), 1:3 Cristiano Ronaldo (64.), 1:4 Asen sio (90.)