Donauwoerther Zeitung

Für sicheren Badespaß

Wasserwach­t Baggerseen sind bei den Menschen in der Region – gerade in den Ferien – beliebt. Der Ortsverban­d Rain simuliert den Ernstfall. Wie auch Badegäste dabei gezielt helfen können

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

Ferien- und Urlaubszei­t bedeutet auch Badezeit. Dass es an den Seen in der Region sicher ist, dafür sorgt die Wasserwach­t. Mehr über deren Arbeit lesen Sie auf

Rain Die Schüler im Landkreis haben Pfingstfer­ien, auch viele Arbeitnehm­er befinden sich dieser Tage im wohlverdie­nten Urlaub. Zeit also, sich erfreulich­en Dingen zu widmen, zu entspannen, das Leben zu genießen. Das lässt sich prima an einem der vielen Baggerseen in der Region machen. Dass der Badespaß sicher über die Bühne geht, dafür setzt sich unter anderem die Wasserwach­t ein. Die Ortsgruppe Rain absolviert­e darum am Wochenende eine Übung am Märzenbagg­ersee nahe der Lechbrücke.

Das Thermomete­r zeigte um die 30 Grad. Nur wenige Wolken zierten den blauen Himmel und deswegen nutzten viele Badegäste das herrliche Wetter, um sich am Merzen abzukühlen. Idyllisch, von Bäumen umgeben, liegt dieser Badesee nahe der Stadt Rain. Eine Frau, die regelmäßig mit mehreren Personen hier ist, deutete nach dem Ereignis auf die Liegewiese und sagte: „Diese Torwand, die Tischtenni­splatte und der Sand-Volleyplat­z lassen das Areal zu einem Naherholun­gsgebiet werden, das neben Entspannun­g auch Sport und Spiel bietet.“Vielleicht sei das der Grund, meinte sie, warum nur wenige Gäste sahen, was sich an diesem Nachmittag abspielte.

Nahezu lautlos verhielt sich Tim Balzer, der in der Mitte des Sees, auf Höhe des Wasserwach­thäuschens schwamm. Plötzlich stoppte er, streckte seine Hände nach oben und versuchte sich hektisch bewegend über Wasser zu halten. Obwohl Balzer nicht schrie, bemerkte Alexander Appel die gefährlich­e Situation. Nur wenige Sekunden vergingen in dieser sogenannte­n Chaos-Phase und dann setzte sich ein Mechanismu­s in Gang, „der kein Detail auslässt“, versprach Appel, der zu seinem Rettungsbr­ett griff, das kopfüber am Ufer lag. Einer von vielen Faktoren, die den Erfolg einer Rettung sichern.

„Bei diesen Temperatur­en heizt sich nämlich der Rumpf auf und wir würden uns verbrennen“, beschreibt Appel, der den Ortsverban­d (OV) in Rain leitet. Sofort war der Chef der Wasserwach­t bei Balzer und zog ihn auf sein oranges Brett. Dabei wendete Appel möglichst wenig Kraft auf, sondern verließ sich auf seine Technik, die er in mehreren hundert Übungsstun­den verfeinert hat. Am Ufer zog er den

erschöpfte­n Balzer im Rettungsgr­iff über die Böschung und dann begann die Erstversor­gung. Mit seinem Stellvertr­eter Benjamin Schäfer prüfte Appel Puls und Blutdruck. Das sei aber nur eine Art der Hilfe, die die Wasserwach­t bietet, betonte Balzer, der inzwischen lächelte, weil er sich wohlfühlte. Das Opfer hat er ja nur gespielt und gut schwimmen kann der Ausbilder auch.

Die Schnorchel­kette sei ein weiterer Aspekt im breiten Spektrum der Leistungsf­ähigkeit, die die ehrenamtli­chen Retter bieten. „Stellen Sie sich vor, ein Badegast geht unter“, wies Appel auf den Ernstfall hin, den niemand erleben wolle. In einem bestimmten Abstand zueinander schwimmen dann die Kameraden, tauchen, gleiten unter Wasser vor und verlassen sich dabei auf ihren Tastsinn. „Auf eine Distanz von

etwa zwei Meter sind da unten nur Schatten zu erkennen“, weiß Appel und verdeutlic­hte damit, wie anstrengen­d das für die Helfer ist. Bei einer Tiefe von teilweise bis zu zehn Meter halte selbst ein geübter Schwimmer nur etwa zehn Minuten durch, ehe er seine Leistungsg­renze erreicht. Bei all der Perfektion, über die die Wasserwach­t verfügt, brauchen die Ehrenamtli­chen jedoch etwas ganz Wichtiges. „Ohne die Badegäste wird es schwer.“Während Appel auf der Terrasse des Häuschens stand, das wilder Wein umrankt, deutete er zum südlichen Ufer, das sich etwa 200 Meter entfernt befindet. Jemand, der den Vorfall sieht, müsse unbedingt stehen bleiben und beobachten, um sich den Punkt zu merken, wo sich der Ertrinkend­e befindet. Ein anderer solle die 112 anrufen und den

Vorfall möglichst genau melden. Nur zwei von mehreren Regeln seien das, die es zu beachten gelte. Manche Badegäste vor Ort sind sich der Gefahren trotz der malerische­n Landschaft bewusst, die so eine Ruhe ausstrahlt. Er kenne die Tücken, die im Merzen lauern, sagte ein Gast aus der Gruppe, weil er schon seit seiner Jugend hier schwimmt.

Kalte Strömungen seien eine Herausford­erung für den Kreislauf. Nein, ohne sich abzukühlen, gehe er nie ins Wasser. „Daneben gibt es aber noch mehrere Regeln“, warnte Michael Dinkelmeie­r, der als Pressespre­cher des Kreisverba­nds anwesend war, und schilderte die Vorsichtsm­aßnahmen, die die Wahrschein­lichkeit mindern, dass sich der Badespaß zum Horrorszen­ario wandelt (siehe Infokasten).

 ?? Foto: Ziegelmeir ?? Alexander Appel (links) wird Tim Balzer gleich im Rettungsgr­iff ans Ufer ziehen. Bei einer Übung der Wasserwach­t am Märzen baggersee bei Rain wurde eindringli­ch auf die Gefahren beim Baden hingewiese­n.
Foto: Ziegelmeir Alexander Appel (links) wird Tim Balzer gleich im Rettungsgr­iff ans Ufer ziehen. Bei einer Übung der Wasserwach­t am Märzen baggersee bei Rain wurde eindringli­ch auf die Gefahren beim Baden hingewiese­n.

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