Für sicheren Badespaß
Wasserwacht Baggerseen sind bei den Menschen in der Region – gerade in den Ferien – beliebt. Der Ortsverband Rain simuliert den Ernstfall. Wie auch Badegäste dabei gezielt helfen können
Ferien- und Urlaubszeit bedeutet auch Badezeit. Dass es an den Seen in der Region sicher ist, dafür sorgt die Wasserwacht. Mehr über deren Arbeit lesen Sie auf
Rain Die Schüler im Landkreis haben Pfingstferien, auch viele Arbeitnehmer befinden sich dieser Tage im wohlverdienten Urlaub. Zeit also, sich erfreulichen Dingen zu widmen, zu entspannen, das Leben zu genießen. Das lässt sich prima an einem der vielen Baggerseen in der Region machen. Dass der Badespaß sicher über die Bühne geht, dafür setzt sich unter anderem die Wasserwacht ein. Die Ortsgruppe Rain absolvierte darum am Wochenende eine Übung am Märzenbaggersee nahe der Lechbrücke.
Das Thermometer zeigte um die 30 Grad. Nur wenige Wolken zierten den blauen Himmel und deswegen nutzten viele Badegäste das herrliche Wetter, um sich am Merzen abzukühlen. Idyllisch, von Bäumen umgeben, liegt dieser Badesee nahe der Stadt Rain. Eine Frau, die regelmäßig mit mehreren Personen hier ist, deutete nach dem Ereignis auf die Liegewiese und sagte: „Diese Torwand, die Tischtennisplatte und der Sand-Volleyplatz lassen das Areal zu einem Naherholungsgebiet werden, das neben Entspannung auch Sport und Spiel bietet.“Vielleicht sei das der Grund, meinte sie, warum nur wenige Gäste sahen, was sich an diesem Nachmittag abspielte.
Nahezu lautlos verhielt sich Tim Balzer, der in der Mitte des Sees, auf Höhe des Wasserwachthäuschens schwamm. Plötzlich stoppte er, streckte seine Hände nach oben und versuchte sich hektisch bewegend über Wasser zu halten. Obwohl Balzer nicht schrie, bemerkte Alexander Appel die gefährliche Situation. Nur wenige Sekunden vergingen in dieser sogenannten Chaos-Phase und dann setzte sich ein Mechanismus in Gang, „der kein Detail auslässt“, versprach Appel, der zu seinem Rettungsbrett griff, das kopfüber am Ufer lag. Einer von vielen Faktoren, die den Erfolg einer Rettung sichern.
„Bei diesen Temperaturen heizt sich nämlich der Rumpf auf und wir würden uns verbrennen“, beschreibt Appel, der den Ortsverband (OV) in Rain leitet. Sofort war der Chef der Wasserwacht bei Balzer und zog ihn auf sein oranges Brett. Dabei wendete Appel möglichst wenig Kraft auf, sondern verließ sich auf seine Technik, die er in mehreren hundert Übungsstunden verfeinert hat. Am Ufer zog er den
erschöpften Balzer im Rettungsgriff über die Böschung und dann begann die Erstversorgung. Mit seinem Stellvertreter Benjamin Schäfer prüfte Appel Puls und Blutdruck. Das sei aber nur eine Art der Hilfe, die die Wasserwacht bietet, betonte Balzer, der inzwischen lächelte, weil er sich wohlfühlte. Das Opfer hat er ja nur gespielt und gut schwimmen kann der Ausbilder auch.
Die Schnorchelkette sei ein weiterer Aspekt im breiten Spektrum der Leistungsfähigkeit, die die ehrenamtlichen Retter bieten. „Stellen Sie sich vor, ein Badegast geht unter“, wies Appel auf den Ernstfall hin, den niemand erleben wolle. In einem bestimmten Abstand zueinander schwimmen dann die Kameraden, tauchen, gleiten unter Wasser vor und verlassen sich dabei auf ihren Tastsinn. „Auf eine Distanz von
etwa zwei Meter sind da unten nur Schatten zu erkennen“, weiß Appel und verdeutlichte damit, wie anstrengend das für die Helfer ist. Bei einer Tiefe von teilweise bis zu zehn Meter halte selbst ein geübter Schwimmer nur etwa zehn Minuten durch, ehe er seine Leistungsgrenze erreicht. Bei all der Perfektion, über die die Wasserwacht verfügt, brauchen die Ehrenamtlichen jedoch etwas ganz Wichtiges. „Ohne die Badegäste wird es schwer.“Während Appel auf der Terrasse des Häuschens stand, das wilder Wein umrankt, deutete er zum südlichen Ufer, das sich etwa 200 Meter entfernt befindet. Jemand, der den Vorfall sieht, müsse unbedingt stehen bleiben und beobachten, um sich den Punkt zu merken, wo sich der Ertrinkende befindet. Ein anderer solle die 112 anrufen und den
Vorfall möglichst genau melden. Nur zwei von mehreren Regeln seien das, die es zu beachten gelte. Manche Badegäste vor Ort sind sich der Gefahren trotz der malerischen Landschaft bewusst, die so eine Ruhe ausstrahlt. Er kenne die Tücken, die im Merzen lauern, sagte ein Gast aus der Gruppe, weil er schon seit seiner Jugend hier schwimmt.
Kalte Strömungen seien eine Herausforderung für den Kreislauf. Nein, ohne sich abzukühlen, gehe er nie ins Wasser. „Daneben gibt es aber noch mehrere Regeln“, warnte Michael Dinkelmeier, der als Pressesprecher des Kreisverbands anwesend war, und schilderte die Vorsichtsmaßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit mindern, dass sich der Badespaß zum Horrorszenario wandelt (siehe Infokasten).