Spider Murphy Gang rockt Bäldleschwaige
Konzert Die Spider Murphy Gang spielt seit vier Jahrzehnten dieselben Songs, aber die Fans lieben die Musiker um Sänger Günther Sigl. Das ist auch in Rettingen vor 1500 Zuhörern so
Tapfheim Rettingen Mal leise, mal laut. Mal heiter, mal nachdenklich. So war er immer und so ist er auch im Hofgut der Bäldleschwaige in Tapfheim-Rettingen, wo ihm am Ende eines „Wahnsinn“-Abends (so ein weiblicher Fan) 1500 Herzen zu Füßen liegen. Günther Sigl hat sie alle im Griff. In der besonderen Atmosphäre der Schwaige heizt Sigl mit seiner Spider Murphy Gang den Fans regelrecht ein. Fast hätte man sich in einem großen amerikanischen Musikklub der Siebzigerjahre wähnen können.
Es gibt nicht mehr viele Münchner Originale, die noch davon berichten, wie das war – damals mit der Rosmarie aus der Au oder beim Nackertrennen durch den Englischen Garten. Oder in der Schickeria, der Rock’n’Roll-Version vom Rossini. Der Günther, der Barny und ihre wunderbare Band bewahren das alte München für die Nachwelt auf, und allein dafür muss man den in die Jahre gekommenen Mannen noch ein langes Musikerleben wünschen.
„S’is wieder Sommer“lässt einem warm ums Herz werden. Von Chuck Berry bis zum „Frosch im Hois“geht die akustische Reise. Die meisten kennen jede Zeile auswendig. Dazwischen ein Medley, Rock around the Rosi, Skandal um Bill Haley – der Spaß kennt kaum Grenzen.
„Ja unglaublich“, hört man die Fans sagen. Ja, der Sigl ist im Februar 70 Jahre alt geworden, also für heutige Verhältnisse ein Rock ‘n’ Roll-Oldie. Der Sigl und seine Musiker haben erstaunlicherweise immer noch Spaß an ihrer Show. Als sie den „Skandal im Sperrbezirk“anstimmen, flippen die Konzertbesucher regelrecht aus.
Natürlich sind sie ruhiger geworden, die Spiders lassen es insgesamt gemächlicher angehen. Nicht wie damals, auf dem Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens, als sie jede Woche eine Foto-Session für die Bravo machen mussten, als sie fast jeden Tag zur Promotion in einem Radiostudio waren. Dabei hatte alles harmlos begonnen: Georg Kostya, der Rock’n’Roll-verrückte Plattenaufleger des Bayerischen Rundfunks, hatte Günther Sigl geraten, doch mal auf Bayerisch zu singen. Die Spiders zogen die „Rock ’n’Roll Schua“an und der Hipe begann. Das war vor 40 Jahren.
ist die Abwechslung von Songs unterschiedlicher Sounds und Musikepochen, die den Abend zum Genuss machen. Sein Freund aus Kindertagen, Dieter Radig, spielt im Hintergrund seine Percussions, während Barny als waschechter Rock’n’Roll-Gitarrist alle Register zieht. Zu seinen Idolen gehört der große Chuck Berry, der die „Gang“bei einer persönlichen Begegnung in den „Adelsstand“erhob. Auch während des Konzerts geht Barny die Zigarette nicht aus. Er ist ganz und gar Profi: Neben seinen Instrumenten steht ein Insektenspray – man kann ja nie wissen ...
Günther Sigl als 1,62 Meter kleiner Frontmann beherrscht nicht nur seine Gitarren, auch mit dem Bass und der kleinen Ukulele macht er eine gute Figur. Sigl ist längst ein brillanter Entertainer geworden, erzählt zwischen den Stücken Anekdoten, klopft Sprüche, über die er selbst schmunzeln muss, und koketEs tiert gerne mit seinem Alter. Dass dieser fast schon legendäre, mittlerweile 70 Jahre alte Künstler viel Freude und vor allem Kondition hat, beweist er auch auf der Bühne der Bäldleschwaige, dessen Eigentümer Karl-Philipp Sautter beim Finale nur noch schwärmen kann: „Ein Traum hat sich erfüllt.“Die meisten Konzertbesucher empfanden es genauso. In jedem Fall war es ein lauer Sommerabend mit Kultcharakter.