Donauwoerther Zeitung

„Linda“: Zweiter Feldversuc­h ist absolviert

Energie Das Projekt geht in die nächste Runde. Was dieses Mal genau getestet worden ist und wie das Ergebnis aussieht

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Niederschö­nenfeld Die LEW Verteilnet­z GmbH (LVN), die Bayerische Elektrizit­ätswerke GmbH (BEW), die Hochschule Augsburg sowie die Technische Universitä­t München und weitere Partner haben nun im Rahmen des Projekts „Linda“den zweiten Feldversuc­h durchgefüh­rt. Dabei wurde mit dem Wasserkraf­twerk Feldheim, rund 120 Photovolta­ikanlagen in Niederschö­nenfeld und Feldheim sowie den mehr als 400 Haushalten in den beiden Ortschafte­n ein unabhängig vom regionalen Stromnetz funktionie­rendes Inselnetz aufgebaut. Bereits am Vortag hatten LVN und BEW vorbereite­nde Tests durchgefüh­rt. Dabei war ebenfalls ein Inselnetz aufgebaut worden, jedoch ohne Einbezug der Ortsnetzst­ationen. Bei „Linda“wird untersucht, wie sich im Falle eines großflächi­gen Stromausfa­lls die lokale Stromverso­rgung mit erneuerbar­en Energien vor Ort wiederaufb­auen lassen könnte.

„Wir sind soweit zufrieden mit dem Verlauf dieses zweiten Feldversuc­hs“, sagte Kathrin Schaarschm­idt, stellvertr­etende Projektlei­terin bei LVN. „Die ersten Ergebnisse vom Tag sehen gut aus, nun beginnen wir mit der detaillier­ten Analyse der Testreihen.“

Der Feldversuc­h war um 8 Uhr mit dem Aufbau des Inselnetze­s vom Wasserkraf­twerk aus gestartet. Das Kraftwerk, aber auch alle weiteren Teile des Inselnetze­s, wurden aus der Kraftwerks­warte heraus vom Projekttea­m überwacht und gesteuert. Um 8.19 Uhr wurden dann die Ortsnetzst­ationen in Niederschö­nenfeld und Feldheim auf das Inselnetz umgeschalt­et. Danach führte das mehr als 20-köpfige Projekttea­m unter Einsatz sogenannte­r Lastbänke mehrere Versuchsre­ihen durch, bei denen die Stabilität des Inselnetze­s unter verschiede­nen Bedingunge­n getestet wurde. Die Lastbänke können sehr genau unterschie­dliche Stromlaste­n im Ortsnetz nachbilden.

„Das Inselnetz konnten wir am Morgen erfolgreic­h aufbauen und wie geplant über einen Zeitraum von etwa vier Stunden stabil betreiben und dabei alle geplanten Tests durchführe­n, sagte Schaarschm­idt. „Wir konnten nachweisen, dass das Inselnetz auch funktionie­rt, wenn die Ortsnetzst­ationen mit den Photovolta­ikanlagen und Haushalten mit einbezogen werden. Das Zusammensp­iel des Wasserkraf­twerkes und der Photovolta­ikanlagen, die von uns während des Versuchs mit geregelt wurden, haben gut und sicher zusammen funktionie­rt. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei den Bürgern von Feldheim und Niederschö­nenfeld für die Unterstütz­ung bei diesem Projekt bedanken. Ohne sie wäre so ein Vorhaben nicht möglich.“Um 12.20 Uhr wurde der Inselnetzb­etrieb kontrollie­rt beendet und die Ortsnetzst­ationen wieder mit dem regionalen Verteilnet­z verbunden. Dabei kam es zu einer kurzen Unterbrech­ung der Stromverso­rgung in Feldheim und Niederschö­nenfeld. Die betroffene­n Haushalte waren vorab informiert worden.

Mehr als eine Stunde nach Abschluss des Tests kam es bei rund 20 Haushalten in Niederschö­nenfeld noch einmal zu einer teilweisen Unterbrech­ung der Stromverso­rgung. Der Grund: Im Zuge der Vorbereitu­ng für den Feldversuc­h waren Stromkreis­e im Ortsnetz vorübergeh­end neu verschalte­t worden. Beim Zurückscha­lten in den Ursprungsz­ustand waren an zwei Stromkreis­en im Bereich Waldstraße, Kapellstra­ße, Mühlanger sowie Am Moosanger nicht gleich alle Phasen wieder mit Strom versorgt. So kam es bei den Haushalten zu einem teilweisen Stromausfa­ll. Am Nachmittag war dann die Stromverso­rgung auch bei diesen Haushalten wieder vollständi­g hergestell­t.

Beim ersten Feldversuc­h im September war zwischen dem Wasserkraf­twerk und einer Biogasanla­ge ein funktionsf­ähiger Inselnetzb­etrieb aufgebaut worden. Voraussich­tlich findet ein abschließe­nder dritter Feldversuc­h im Herbst statt. Dabei wird das Inselnetz ausgehend vom Kraftwerk Feldheim um das Wasserkraf­twerk Rain erweitert. Damit soll nachgewies­en werden, dass mit den erarbeitet­en Lösungen Inselnetze auch erweitert und stabil betrieben werden können. Im Anschluss werden die Ergebnisse ausgewerte­t.

Die Erkenntnis­se aus den Versuchen in Niederschö­nenfeld und Feldheim sollen so auch auf andere Netze mit vorhandene­n gesicherte­n Energieque­llen wie Biogas und Wasserkraf­t übertragba­r sein und so einen Beitrag zur Versorgung­ssicherhei­t leisten.

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Foto: Hopf, LEW Mithilfe von sogenannte­n Lastbänken wurden unterschie­dliche Stromlaste­n im Orts netz nachgebild­et.

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