Wo Bienenschwärme sesshaft werden
Tiere Auf der Suche nach neuen Stöcken nisten sich Bienenvölker mitunter an ungewöhnlichen Orten ein. Hausbewohner sollten deshalb wachsam sein. Im Notfall helfen Feuerwehr und Imker
Landkreis Wird die Dreizimmerwohnung für die wachsende Familie zu klein, ist die Lösung ganz klar: Ein neues Familiendomizil muss her. Das ist bei Bienen nicht anders. Wird es im Bienenstock und damit sozusagen in ihrer Wohnung zu eng, steht der Auszug bevor.
Zwischen Mai und Juni vermehren sich die Tiere. Ab einer bestimmten Volksgröße gibt es mehrere Königinnen, weshalb ein Teil des Volkes auszieht. Deswegen kann es schon einmal vorkommen, dass sich plötzlich der Himmel unter sonorem Summen verdunkelt und ein Bienenschwarm vorbeifliegt. Noch spektakulärer scheint es, wenn sich das Bienenvolk im Kühlergrill des Autos oder an Fenstern einnisten will. Das sorgt für Aufsehen und passiert in Großstädten derzeit häufig, weil es dort immer mehr Stadtimker gibt. Die Berufsfeuerwehr muss Bienenschwärme beispielsweise in München oder Augsburg einfangen und übergibt sie den Imkern. Auch in der Region leitet die Feuerwehr die Angelegenheit an die Imker weiter. Nur die Bienen verhalten sich im Landkreis als ländlichen Raum ein bisschen anders als in der Großstadt.
Das liegt laut dem Kaisheimer Imker Karl Heinz Bablok unter anderem daran, dass einige Züchter ihre Bienen gar nicht erst schwärmen lassen. Ist das aber doch der Fall, dann bietet sich statt Großstadtdschungel viel Natur. Es kommt seltener vor, dass ein ganzer Bienenschwarm dem Menschen nahekommt. Imkerin Josefine Mayer, Vorsitzende des ImkerKreisverbands Donau-Ries, sagt, dass im Ries zudem viele Bienenstöcke außerhalb von Ortschaften und meist am Waldrand gehalten werden. „Dann bekommt man nicht mit, wenn die Völker in eine andere Wohnung ziehen.“In der Großstadt würden die Bienen oftmals im Garten, auf dem Balkon oder gar im Dachfenster gehalten. Ist die Alternative dann ein Automotor – so passiert in Augsburg – dann muss eben die Feuerwehr ausrücken.
Eigentlich könnten Imker vermeiden, dass ihr Volk auszieht, sagt Mayer: „Wenn das Volk weg ist, dann hat der Imker versäumt, die Wohnung zu erweitern.“Für den Imker gibt es der Kreisvorsitzen- den zufolge ein Zeichen, wenn sich der Platzmangel bemerkbar macht. Seien sehr viele Bienen im Stock und es liege in einer Weiselzelle ein Ei, dann bedeute das, dass bald eine Königin schlüpfen wird. „Dann dauert es acht Tage bis zum Schlupf und der Imker sollte reagieren. Übersieht er aber dieses Ei, dann handeln die Bienen eigenständig.“
Noch ein Grund führt dazu, dass die Bienenvölker sozusagen auf Wanderschaft gehen. Nach Mayers Einschätzung trete dieser Fall aber eher selten ein: Ist es den Bienen im Stock zu schmutzig, dann verabschieden sie sich auch von diesem Domizil.
Doch nur weil hierzulande statt Großstadtdschungel die Natur dominiert, heißt das nicht, dass Bienen Wohngegenden immer meiden würden. Wie der Nördlinger Kommandant Georg Schabert sagt, nistet sich immer wieder ein Bienenschwarm in der Nähe von Menschen ein. Oft sind es aber nicht nur Bienen, von denen Gefahr ausgeht, sondern auch Wespen und Hornissen.
Vor rund zwei Jahren, so erzählt Georg Schabert, wurde die Feuerwehr zu einem Einsatz gerufen, bei dem Hornissen in ein Kinderzimmer geflogen sind. „Da müssen wir dann Spezialkräften Bescheid geben“, sagt er. Zudem leistete die Wehr Hilfe, wenn sich Bienen oder Wespen an Kindergärten oder Krankenhäusern aufhielten.