Donauwoerther Zeitung

Missraten, gefloppt, peinlich

Ausstellun­g In Schweden hat ein Museum eröffnet, das Erfindunge­n zeigt, die sich nicht durchgeset­zt haben

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Helsingbor­g Manche Erfindunge­n sind zu schön, um wahr zu sein. Fettfreie Chips zum Beispiel. Wer wünscht sich nicht, die sündige Knabberei ganz ohne Gewissensb­isse zu genießen? In den 90er Jahren wurde der Zusatzstof­f Olestra zum Hit, der Kalorienzä­hlen überflüssi­g machte. Allerdings nur ganz kurz. Denn der Stoff hatte unangenehm­e Nebenwirku­ngen. „Das Problem war, dass man Durchfall davon bekam“, erzählt Samuel West. „Wenn Du eine ganze Dose fettfreie Pringles gegessen hast, hast Du danach eine Weile auf der Toilette festgesess­en.“In seinem neuen „Museum des Scheiterns“im südschwedi­schen Helsingbor­g zeigt West seit gestern rund 70 gefloppte Erfindunge­n.

„Ich hatte genug von all den Erfolgsges­chichten“, sagt der Kurator mit isländisch-amerikanis­chen Wurzeln. „Es ist wichtig, das Scheitern zu akzeptiere­n. Daraus können wir viel lernen.“80 bis 90 Prozent aller Erfindunge­n, sagt West, seien Flops. Vor allem große Unternehme­n kehrten das gern unter den Teppich.

Der Zahnpasta-Hersteller Colgate etwa hielt es in den 80er Jahren für eine gute Idee, den Markt der Tiefkühlge­richte zu erobern. Ein Fehlschlag. „Die Leute haben sich gefragt: Schmeckt das jetzt nach Zahnpasta?“, erzählt West. Auch das säuerliche Harley-DavidsonPa­rfüm kam bei Motorradfa­ns nicht gut an.

Während manche Erfindunge­n nicht den Geschmack der Masse trafen, stellten sich andere als Schwindele­ien heraus. Ein skandinavi­sches Forschungs­labor machte erstaunlic­h vielen Hundehalte­rn vor einigen Jahren weis, dass sie das Bellen ihres Vierbeiner­s mithilfe eines Kopfhörers in Menschensp­rache übersetzen könnten, erzählt West. „Es hört sich total dämlich an, aber die Leute haben es echt geglaubt.“

Unter Wests Exponaten sind auch viele technische Geräte, die sich nicht durchsetze­n konnten. Kurz vor dem VHS-Rekorder brachte der Elektronik­konzern Sony 1975 den Konkurrent­en Betamax auf den Markt. „Es war das bessere Produkt“, sagt West.

Aber Sony weigerte sich, Lizenzen an andere Firmen zu verteilen, während sich die Konkurrenz­firma JVC schnell ein Netzwerk an Partnern aufbaute und seinen Kunden mehr Filme im Format anbieten konnte.

„Sony lernte aber aus dem Fehler“, erzählt West. Eins fehlt dem Kurator aber noch für sein Museum: eine deutsche Erfindung, die gefloppt ist.

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Foto: dpa Auch der Hunde Kopfhörer stellte sich als Flop heraus.

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