Warum hat das Jugendamt nicht eingegriffen?
Zu „Tränen nach dem Schuldspruch“vom 31. Mai: Als Leserin der Donauwörther Zeitung habe ich den Prozess um die getötete Michaela B. mit tiefer Betroffenheit verfolgt und mit vielen Menschen diskutiert. Da steht ein junger Mann vor Gericht, dessen Kindheit und Jugendzeit zum größten Teil mit Sorgen und Problemen beladen war. Mit einem psychisch kranken Menschen zusammenzuleben, ist bestimmt für jeden Erwachsenen eine große Herausforderung, aber für ein Kind ist es wohl die Hölle. Immer in Angst zu leben, die Mutter könnte sich etwas antun. Keinen Vater an der Seite, keine Geschwister, mit denen man sich das Leid teilen könnte. Ich frage mich, warum ihm niemand geholfen hat. Warum hat das Jugendamt nicht eingegriffen, wohl wissend, dass eine aus der Psychiatrie entlassene Person noch lange nicht geheilt ist? Timo hat eine Höchstleistung vollbracht, für sich und seine Mutter zu sorgen, daneben zur Schule zu gehen und ein tolles Abitur zu machen. Jetzt wird er bestraft für eine Tat, die ihm angelastet, aber tatsächlich nicht nachgewiesen wurde. Neun Jahre und sechs Monate: Für mich eine unvorstellbar hohe Anzahl an Lebensjahren, die ihm erneut genommen werden. Können wir so ein Urteil mit Timo tragen? Ertragen? Marianne Lesiak, Eggelstetten