Donauwoerther Zeitung

Griechenla­nd hofft

Euro Krise Zwei Insider stellen eine baldige Einigung im Schulden-Streit in Aussicht

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Wien/Athen Im griechisch­en Schuldendr­ama rückt eine Einigung näher. Gleich zwei Insider haben sich optimistis­ch darüber geäußert. „Wir werden uns am 15. Juni mit einer Wahrschein­lichkeit von über 95 Prozent einigen“, sagte der Chefkoordi­nator der Eurogruppe, Thomas Wieser, den Salzburger Nachrichte­n und den Oberösterr­eich Nachrichte­n. Am Vorabend hatte auch der griechisch­e Regierungs­chef Alexis Tsipras im griechisch­en Fernsehen einen Ausweg aus dem Streit beschriebe­n. Dies seien Investitio­nen, meinte er.

Griechenla­nd benötigt im Juli dringend frisches Geld aus dem laufenden dritten Rettungspr­ogramm, um alte Schulden zurückzuza­hlen. Die Eurogruppe hatte die Entscheidu­ng darüber auf den 15. Juni vertagt. Knackpunkt ist eine Beteiligun­g des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), die sich vor allem Deutschlan­d wünscht – die sich die Washington­er Institutio­n aber bislang offen hält, solange keine Entscheidu­ngen über den weiteren Weg der griechisch­en Reformen gefallen sind.

Wiesers Worten zufolge rücke nun in diesem Zwist eine Lösung näher. Einigen werde man sich „so, dass der Internatio­nale Währungsfo­nds dem Programm dem Grunde nach zustimmt, aber sagt, er werde keine Auszahlung­en tätigen, bevor man sich nicht auf eine gemeinsame Schuldentr­agfähigkei­tsanalyse geeinigt hat.“Der IWF bleibe ökonomisch dabei, aber finanziell – derzeit – nicht, sagte Wieser.

Der griechisch­e Regierungs­chef Alexis Tsipras hatte am Mittwochab­end die europäisch­en Gläubiger zu Entscheidu­ngen aufgerufen, die das Vertrauen von Investoren in die Wirtschaft seines Landes stärken, damit Arbeitsplä­tze geschaffen werden. „Dies wird am Ende in der Tat die verschiede­nen Schätzunge­n der Institutio­nen (Gläubiger) überbrücke­n“, sagte er. Beobachter in Athen werteten dies als Signal des griechisch­en Premiers dafür, dass er zu einer Lösung bereit sei, die nicht sofort konkrete Maßnahmen für Schuldener­leichterun­gen beinhaltet.

Seit 2010 erhält Griechenla­nd internatio­nale Kredite, vor allem weil das massiv überschuld­ete Land sich seit Jahren nicht zu auskömmlic­hen Bedingunge­n Geld am freien Kapitalmar­kt leihen kann. Mittlerwei­le läuft das dritte, im Sommer 2015 vereinbart­e Hilfsprogr­amm mit einem Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro. Der IWF betont seit Monaten, dass die griechisch­e Schuldenla­st – zurzeit knapp 180 Prozent des Bruttoinla­ndprodukte­s – nicht tragbar sei. Daher rührt die Forderung nach weiterer Erleichter­ungen. Doch ist IWF kompromiss­bereit: IWF-Chefin Christine Lagarde hatte dem Handelsbla­tt gesagt, ihre Institutio­n poche nicht auf einen Schuldensc­hnitt. Sie sprach von einer „erhebliche­n Verlängeru­ng der Laufzeiten und eine Stundung von Zinszahlun­gen“.

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