Donauwoerther Zeitung

Was bio ist, muss klarer sein

- dr@augsburger allgemeine.de

Der Versuch der europäisch­en Politiker, eine neue Öko-Verordnung für den biologisch­en Anbau zu schneidern, ist im Interessen­geflecht stecken geblieben. Weder für die betroffene­n Landwirte noch für den Handel oder den Verbrauche­r ist das eine gute Nachricht. Denn sie bedeutet nichts weniger als die Fortsetzun­g des Siegel-Chaos. Verbrauche­r erwarten für höheren Preise auch angemessen­e Produkte, die ihren Vorstellun­gen von höherwerti­gen Lebensmitt­eln entspreche­n. Doch das Angebot kann mit der Nachfrage nicht mithalten. Was auch daran liegt, dass nicht nur kaufkräfti­ge 50- bis 59-Jährige in den Bio-Laden gehen, sondern auch Jüngere.

Der Brüsseler Ansatz war überarbeit­ungsbedürf­tig. Dass sich die 28 Mitgliedst­aaten nicht auf einen Maßnahmenk­atalog einigen können, ist ein Armutszeug­nis. Denn alle sollten wissen: Wenn das Vertrauen der Kunden in diesen Markt einbricht, werden Bauern und Handel auf Jahre darunter leiden.

Eine Einigung ist vor allem wegen der Wettbewerb­sgleichhei­t mit Ländern, die nicht die europäisch­en Vorgaben für Bio-Nahrungsmi­ttel erfüllen, deren Produkte aber trotzdem zugekauft werden, um die Regale zu füllen, nötig. Importiert­e Lebensmitt­el, die das „Bio“-Gütesiegel verliehen bekommen, müssen den gleichen Anforderun­gen genügen wie Erzeugniss­e von deutschen oder italienisc­hen Äckern. Alles andere wäre ein übler Betrug am Verbrauche­r. Das „Bio“-Etikett ist eine Auszeichnu­ng, die nicht verschleud­ert werden darf. Sonst kann die EU ihre bisherigen Bemühungen gleich ganz einstellen. Deshalb muss eine Einigung her – und zwar nicht auf dem kleinsten, sondern auf dem größten gemeinsame­n Nenner.

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